Wirkung ist Macht, aber keine Allmacht
Illustration: Igor Kyrlytsya / Shutterstock.com

Wirkung ist Macht, aber keine Allmacht

Erfolgreiche Menschen wollen sich inszenieren, häufig drängt sie auch das System dazu. Sie setzen ihre Körpersprache, also Körperhaltung, Bewegung, Gestik und Mimik gekonnt ein. Ihr physisches Kapital, also Größe, Körperform und Attraktivität, spielen sie situationsgerecht aus. Sie kommunizieren mit Blicken, formen ihre Stimme zum Instrument und stylen ihr Äußeres passend zum erstrebten Image. Ihr physisches Umfeld begreifen sie als Bühne, auf der sie sich in Szene setzen. Requisiten, Licht und Statussymbole runden ihren Auftritt ab.

„Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht.“
Abraham Lincoln

Das Beherrschen dieser Wirkungsfaktoren nenne ich Wirkungskompetenz. Nicht nur die Mächtigen und Berühmten haben sie, jeder von uns hat sie. Die eine mehr, der andere weniger. Wir alle inszenieren uns. Nur sind die Meister der Selbstinszenierung darin viel, viel besser als der Rest der Menschheit. Sie verfügen über größere Ressourcen und beste Medienkontakte, sie leisten sich Berater und Helfer. Wirkung ist für sie ein Machtmittel. Dank Wirkung spielen sie in unserem Leben eine Rolle. Dank Wirkung haben wir sie gewählt, geliked, gekauft. Ohne entsprechend hohe Wirkung hätten sie nur noch Ämter, Posten, Filmrollen, Konzertbuchungen – und selbst das nicht mehr lange.

Deshalb feilen sie ständig an ihrer Wirkung. Das Erreichte ist stets in Gefahr. Was heute in den Medien bejubelt wird, kann morgen total out sein. Inszenierungen, noch so gut geplant, können völlig in die Hose gehen. Wenn durch einen Zwischenfall das Räderwerk dahinter offensichtlich wird, ist der Zauber dahin. Simone de Beauvoir führt hier das wunderbare Beispiel einer Dame in eleganter Abendrobe an, die sich beschwingt auf einer Party vergnügt. Dann fällt ein Tropfen Wein aufs Kleid und die Dame wird zur besorgten Hausfrau. Ihr ernster Blick verrät allen: Das schöne Kleid, es ist doch nur eine Geldanlage, das Opfer gekostet hat (vorzufinden bei Erving Goffman, Wir alle spielen Theater). Und selbst die rundum perfekte Show bringt nicht automatisch die erhoffte Wirkung.

Wirkungsmeister bleiben daher immer Lernende.

Sie wissen, dass ihre Macht über uns zerbrechlich und vergänglich ist. Unsere digitalisierte Mediengesellschaft beobachtet genau, erinnert sich an alles und verzeiht wenig. Aus eigenen Fehlern und denen anderer zu lernen, ist deshalb unverzichtbar. Wirkungskompetenz ist komplex, sie lässt sich in kein Trainingsprogramm pressen. Es strengt enorm an, sie auf ein hohes Niveau zu bringen. Ihre Meisterinnen und Meister können ein Lied davon singen. Doch wer behauptet, dass es jemals einfach gewesen ist, Macht zu erlangen und sie zu erhalten?

Ihre Monika Matschnig,

Expertin für Körpersprache, Wirkung und Performance

Olivier Laube Real Estate GmbH

Immobilien CH & Europa / Spezialgebiet Balearen

4 Jahre

🦍🦍🦍🦍

Sonja Rieder

Psychotherapie & Businesscoaching für busy people aus Wirtschaft, Wissenschaft und Recht I Beruflicher Background in Legal & HR // Analysen & Podcast: "Die Arbeitswelt auf der Couch"

4 Jahre

Liebe Monika Matschnig, Inszenierung wird immer wichtiger, das ist ein Prozess, der schon seit vielen Jahren läuft. Momentan ist das Inszenieren von Authentizität ganz "in", wobei dies teilweise bestritten wird. Mächtig sein UND locker, entspannt und wie von nebenan. Was denken Sie dazu?

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