Wochenkommentar des Fondsmanagements: Ungewisse Zeiten

Wochenkommentar des Fondsmanagements: Ungewisse Zeiten

Autor: Daniel Hardt, Fondsmanager bei alpha beta asset management

Nun tritt also ein, was vor einem halben Jahr noch als unmöglich erachtet wurde: Donald Trump wird am Freitag als 45. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. Ein Mann also, der mittels Nachrichtendiensten wie z.B. Twitter gerne seine Einschätzungen direkt an die Weltbevölkerung und somit auch an die Kapitalmärkte richtet. An für sich muss dies keine negative Eigentschaft sein, sie wird allerdings zum Unsicherheitsfaktor für Anleger, wenn diese Botschaften einzelne Unternehmen, Sektoren oder Länder betreffen und überraschende, negative Veränderungen beinhalten. Namhafte Automobilhersteller, Mexiko, China und nun auch die Pharmaindustrie haben dies bereits am eigenen Leib erfahren müssen. Dabei darf aber auch nicht verschwiegen werden, dass auf der anderen Seite der Bankensektor, die großen Industrieunternehmen und auch Taiwan von Donald Trumps Ankündigungen profitieren konnten.

Donald Trump fällt in eine Zeit, die bereits mit einer erhöhten Ungewissheit zurecht kommen muss. Die Europäische Union, die von ihren Kritikern ohnehin schon lange als nahezu handlungsunfähig eingeschätzt wird, kämpft um ihre Existenz und der geplante Austritt Großbritanniens lässt große wirtschaftliche und politische Machtverschiebungen in Europa in Zukunft erahnen. Die britische Premierministerin Theresa May versucht dies alles in ein positives Licht zu stellen, eine ähnliche Stimme auf europäischer Seite, die in Veränderungen auch eine Chance sieht, fehlt leider. So bleibt auf dem alten Kontintent der Eindruck, dass sich in Zukunft vieles nur verschlechtern kann, und die Ungewissheit über die Zukunft wird somit einseitig zur Last.

Ein wichtiger Grund dafür ist die anhaltende Krise der Europäischen Währungsunion. Ihre Widersacher gewinnen in vielen Mitgliedsländern an Zuspruch und es erscheint nicht mehr sicher, ob ein Einzug in politische Ämter ausbleiben wird. Im Fokus steht dabei auch Italien und seine Banken, die unter einem Berg uneinbringlicher Kredite leiden, der sich mittlerweile auf 200 Milliarden Euro beläuft. Eine staatliche Bankenrettung für die Bank Monte dei Paschi di Siena, deren Rettung durch private Investoren scheiterte, erscheint mittlerweile unausweichlich und die Herabstufung der Kreditwürdigkeit Italiens durch die Ratingsagentur DBRS in der letzten Woche erschwert die Finanzierung des Staates und der Banken zusätzlich. All dies erhöht den Frust in der Bevölkerung auf den Euro und macht es den Euro-Befürwortern schwer, die Vorteile einer gemeinsamen Währungsunion darzulegen und konstruktive Strukturveränderungen zu erarbeiten. Die politische und wirtschaftliche Zukunft Italiens kann somit ebenfalls als ungewiss bezeichnet werden.

Für viele Investoren stellt sich folglich in diesen unberechenbaren Zeiten die Frage, wie sich das eigene Portfolio gegen einen großen Strukturbruch schützen lässt. Die aktuellen Korrelationen der Anlagen untereinander müssen hinterfragt und Klumpenrisiken vermieden werden. Helfen können dabei Daten aus vergangenen Krisenzeiten, um ein Portfolio möglichst robust aufzustellen. Manchmal hilft auch die Hinzunahme von krisenfesten Anlageklassen, wie z.B. Gold, die besonders in den Fällen eines Währungsverfalls oder von Panik für eine erhöhte Stabilität im Portfolio sorgen können. Diese Gefahr sehen wir aber aktuell nicht als akut an, da uns die Erfahrung lehrt, dass sich viele Krisenszenarien der Vergangenheit niemals materialisiert haben. Es lohnt sich daher, auch in der heutigen Ungewissheit einen klaren Kopf zu behalten und die Chancen niemals aus den Augen zu verlieren.

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