Worin investieren deutsche CEOs ihre Kraft?

Worin investieren deutsche CEOs ihre Kraft?

Machtabsicherung und ihre Folgen für den Wirtschaftsstandort Deutschland

 

Ausgangslage: Die Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft

 Die deutsche Wirtschaft steht vor komplexen Herausforderungen, die nicht nur auf externe Faktoren zurückzuführen sind. Globale Krisen, politische Instabilitäten und die Energie- und Klimaschutzdebatten tragen zur Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit bei. Doch auch innerbetriebliche Strukturen und die persönliche Machtabsicherung vieler Führungskräfte spielen eine Rolle. Auffällig ist, dass etwa 65 % der deutschen CEOs parallel zu ihren operativen Aufgaben auch Aufsichtsratsmandate innehaben. Diese Doppelfunktion verleiht ihnen zwar zusätzliche strategische Einflussmöglichkeiten, kann jedoch auch dazu führen, dass die Sicherung ihrer eigenen Macht im Vordergrund steht – oft auf Kosten innovativer und nachhaltiger Unternehmensstrategien.

 

Machtkämpfe und interne Konkurrenz: Blockaden für die Innovation

 In der deutschen Führungskultur dominieren Machtspiele und Positionskämpfe, die sich teils direkt gegen innovationsfördernde Kolleginnen und Kollegen richten. Die Folge sind interne Auseinandersetzungen, die Fortschritte bremsen und zukunftsorientierte Projekte erschweren. Gerade bei Digitalisierungs- und Innovationsvorhaben ist diese Entwicklung problematisch, da konservative Führungskräfte nicht selten an veralteten Strukturen festhalten und somit den Anschluss an internationale Wettbewerber gefährden. Unternehmen wie Tesla setzen derweil Maßstäbe in E-Mobilität und Digitalisierung, während deutsche Automobilkonzerne teils noch immer an überholten Technologien festhalten. Das Festhalten am Status quo kann zwar kurzfristig Stabilität versprechen, verhindert jedoch langfristig die nötige Anpassung an eine sich wandelnde globale Wirtschaft.


Ego und Statusdenken als Bremse für die deutsche Wirtschaft

 Viele deutsche CEOs und Führungskräfte sind nach wie vor stark in traditionellen Denkmustern verhaftet und setzen auf den Glauben an die eigene Überlegenheit. Diese Selbstzufriedenheit, die auf frühen Erfolgen beruht, führt jedoch oft zu Bequemlichkeit und einem Mangel an Innovationswillen. Besonders in Branchen wie der Automobilindustrie wird dieses Problem deutlich: Während international mutige Investitionen in Zukunftstechnologien getätigt werden, sehen viele deutsche Unternehmen den Wandel als Bedrohung ihrer etablierten Strukturen. Dies fördert eine Führungs- und Entscheidungskultur, die ihre Prioritäten auf die Absicherung eigener Positionen und den Machterhalt legt – und somit auf die Behinderung des Wandels.


 Aufsichtsräte als Katalysatoren für den Wandel

 In dieser Situation sind die Aufsichtsräte gefragt. Ihre Rolle beschränkt sich längst nicht nur auf die Überwachung der Unternehmensführung. Sie sind gefordert, den strategischen Kurs mitzugestalten und die Führungskultur aktiv zu hinterfragen. Die Frage ist: Unterstützen Sie eine Kultur, die sich an bewährten Erfolgsrezepten festklammert, oder fördern Sie eine Führung, die sich den Herausforderungen der Zukunft offenstellt? Ihre Verantwortung liegt darin, eine innovationsfördernde Atmosphäre zu schaffen, in der nicht Machtkämpfe, sondern gemeinsame Ziele und nachhaltiges Wachstum im Mittelpunkt stehen.

 

Fazit 

Nicht allein externe Faktoren wie politische Entscheidungen oder pandemische Ereignisse sind die Ursache für die aktuellen Herausforderungen des deutschen Wirtschaftsstandorts. Die innere Führungskultur, die auf Machtabsicherung und traditionelle Strukturen setzt, bedroht die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft Deutschlands. Ein grundlegendes Umdenken ist erforderlich: hin zu einer Führungsphilosophie, die nicht nur absichert, sondern auch entwickelt und fördert. Als Aufsichtsräte tragen Sie hierbei eine entscheidende Rolle. Nutzen Sie diese Position, um eine zukunftsorientierte, wettbewerbsfähige Wirtschaftskultur zu fördern, die Deutschlands Stellung im globalen Wettbewerb langfristig stärkt.

Martina Lackner

Martina Lackner ist Psychologin, Autorin und Expertin für gesunde Machtstrategien.. Die gebürtige Österreicherin arbeitet als Executive Mentorin für Frauen in Spitzenpositionen und als Beraterin zur Thematik der gesunden Machtentwicklung von Führungskräften und Politikern. www.martinalackner.com

Martina Lackner #aufsichtsrat #Psychologie #politik Directors Academy


Sibylle Pessall

Senior Management Consultant and Portfolio Chief Financial Officer/CFO on behalf of The CFO Centre

1 Monat

Der Artikel fokussiert sich vielleicht etwas zu stark auf die Perspektive der Großkonzerne. In mittelständischen Unternehmen, in denen oft Eigentümer im Vorstand sitzen, herrschen meiner Erfahrung nach andere Verhältnisse. Dennoch gibt es auch dort Situationen, in denen ein Aufsichtsrat hilfreich sein kann, um im Vorstand zu vermitteln und gemeinsame Entscheidungen zu fördern, insbesondere wenn Diskussionen ins Stocken geraten. Danke für den Denkanstoß!

S. SAHESCH-PUR

Lecturer & Speaker / Advisory Governance Board Member / MOTIVATIONS requires motives / Crises Management Communication / Erneuerbare Energie

1 Monat

Ja diese Zusammenfassung ist gut aber trifft nur zum Teil zu. Wenn sie wissen wollen welche Hürden im internationalen Kontext entstehen kontaktieren sie mich hierzu. Gerne stelle ich ihnen meine Untersuchung persönlich oder online vor. Mit freundlichen Grüßen

Udo von Massenbach

Massenbach-Letter.NEWS

1 Monat

Hoffentlich gibt es für diese Betrachtung auch Mehrheiten in den HVs bei den Wahlen der ARe!

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