Zieger Zeilen (KW 35)
Der Tankrabatt ist vorbei. Jedenfalls in Deutschland. In Frankreich und Italien wird noch etwas dazugelegt. Und bei uns ist das Benzin schon wieder teuer. Viel zu teuer. Aber das wussten alle schon vorher. Ganz gleich, wer sich damit beschäftigt.
Selbst die, die schon einmal darüber berichtet hatten, wussten ganz genau, dass der Tankrabatt nicht weitergereicht worden war. So der Focus. Einige Tage vor dem Ende machte er in seiner Online-Ausgabe aus, dass sich die Branche die Taschen vollstopft. Und auf die Konzerne, die sich selbst entlarvten, indem sie schwiegen und die Preise erhöhten. Im selben Artikel zitiert der Focus allerdings eine Aussage von Adrian Willig: „Die Energiesteuersenkung wurde umfassend weitergegeben. Dies wurde durch unabhängige Studien bestätigt“, teilt En2x-Hauptgeschäftsführer in einer schriftlichen Mitteilung mit. Das muss verstehen wer will. Willig begründet seine These sogar.
Gut, das war nicht die Antwort, die der Focus erwartet hatte. Aber damit muss er leben. Focus hätte sich ja einmal mit den Argumenten auseinandersetzen können. Stattdessen zitiert er einen Verbraucherschützer, der verwundert ist. Chance vertan.
Das gleiche passiert der Bild-Zeitung. Mit dem reißerischen Titel „Nach Tankrabatt-Ende - Spritpreis-Sauerei! - Verdacht: Tankstellen bunkerten Benzin, um es heute zu verkaufen“ machte die Zeitung auf. Unterstützt wurde der Titel von einem Foto einer HEM-Tankstelle. Die Preise waren vom frühen Morgen. Auch nachdem die Preise sich wieder beruhigten, stand der Titel weiter über dem Artikel und das reißerische Foto ebenfalls noch. So geht das.
Zielrichtung der Polemik, die sich vor allem an den Konzernen reibt, sind vor allem die Konzerne. Wir sind weit davon entfernt, uns zum Anwalt der Konzerne zu machen. Wir vermissen aber eine maßvolle Auseinandersetzung mit der Situation. Ausbaden müssen die kräftigen Argument ausgerechnet jene, die am wenigsten für irgendetwas können: unsere Mitarbeiter an den Kassen. Das sind auch diejenigen, die den Focus oder die Bild-Zeitung an die Kunden verkaufen.
Andreas Mundt, Präsident des Kartellamts hat eine Untersuchung angekündigt. Er will wissen, was zwischen Förderung und Verarbeitung vorgeht. Das hat er schon vor Monaten angekündigt. Er sollte es dann auch endlich machen. Transparenz hilft allen. Der ganzen Branche. Und vielleicht auch den Redakteuren in Focus oder Bild. Und vielleicht ist dann auch das Thema mit den Wucherpreisen vom Tisch.
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Die E-Fuels sind in der Zielgeraden. Denkt man. Ein freundlicher Artikel steht in der aktuellen Ausgabe von Giga, einem Online-Magazin für Mobilität. Auch wenn dort wieder die T & E-Studie auftaucht. Der ein wenig skeptische Autor spricht sich am Ende für eine (Beimischungs)-Quote aus. Das wäre doch auch schon ein Anfang. Dafür muss aber das Trilog-Verfahren in Brüssel positiv abgeschlossen werden. Parlament, Kommission und Rat müssen sich jetzt nach den unterschiedlichen Voten einigen. Parlament und Kommission haben identische Positionen und kein Interesse, diese zu ändern. Ausschlaggebend ist die tschechische Ratspräsidentschaft. Die braucht aber Unterstützung. Der Erwägungsgrund 9a und die veränderte Review-Klausel sind keine Selbstläufer. Da könnte der deutsche Verkehrsminister ein wenig Schützenhilfe leisten. Er war es, der für die Änderungen gesorgt hat. Es ist Zeit, ihn daran zu erinnern, dass der letzte Baustein noch fehlt, um den Erfolg auch einzustreichen.
Gestern hat der geänderte Corona-Impfstoff seine Zulassung bekommen. Karl Lauterbach empfiehlt dringend die Impfungen. Wir tun es auch. Aber in jedem Fall, geben Sie weiterhin Acht auf sich. Damit wir den Herbst genießen können.
Bleiben Sie negativ. Bis zur nächsten Woche und darüber hinaus.
Schönes Wochenende,
Stephan Zieger