Zuhören und gleichzeitig inneren Dialog führen: unwichtige Haarspalterei oder essentielle Störung im Leistungsabruf?
Zuhören und gleichzeitig inneren Dialog führen: unwichtige Haarspalterei oder essentielle Störung im Leistungsabruf?

Zuhören und gleichzeitig inneren Dialog führen: unwichtige Haarspalterei oder essentielle Störung im Leistungsabruf?

Bei einer achtsamen Kommunikation geht es in erster Linie NICHT darum, aktiv zuzuhören, eine gute Story zu erzählen oder auf den Punkt zu formulieren. Natürlich sind all dies gute Qualitäten in der Kommunikation.

Mindfulness setzt aber woanders an. Sie verlagert den Schwerpunkt immer erst nach innen.

Hier ist eine unachtsame Kommunikation:

Gesprächspartner 1: “Ich habe zum Thema auch noch 2 Kollegen gehört und wir sind der Meinung. dass…”

Dein innerer Dialog (währenddessen): “Jaja, er traut sich wieder nicht, für sich selbst zu sprechen, das 'Royal we'. Typisch…”

Gesprächspartner 1: “…wir hier noch mal einen ganz anderen Weg gehen sollten…”

Dein innerer Dialog (währenddessen): “Leute, wir wollten eine Entscheidung treffen, jetzt drehen wir uns noch mal im Kreis, oder wie…?”

Zweites Beispiel:

Gesprächspartner 2: “Wir haben Deinen Vorschlag im Vorstand besprochen und wollen das umzusetzen. Wir hatten nur noch eine Frage…”

Dein innerer Dialog (währenddessen, assoziiert mit einem emotionalen Umsturz): “Jetzt kommt die Hiobsbotschaft. Wer im Vorstand war das wohl? Sicher der CEO. War ja klar, dass es nicht einfach so durchgeht…”

Gesprächspartner 2: “…könntest Du den Steuerungskreis für das Projekt leiten? Ich weiß, Du hast eine lange Liste…”

Dein innerer Dialog (währenddessen, assoziiert mit einem emotionalen Umsturz, jetzt in die andere Richtung): “…sprachlos…” (flankiert von vielen Gedankenfetzen und gemischten Emotionen) Dann “Äh, ja, klar.”

Genauso verhält es sich, wenn Dir ein Freund von einem schönen Urlaub erzählt. Bilder und Gedanken formen sich noch, während Du zuhörst. Oder wenn Du hörst, dass das Budget für Dein Projekt gekürzt wurde.

Dies ist genau genommen “Multitasking”: wir versuchen zuzuhören, sind aber innerlich mit etwas Anderem beschäftigt. Das hindert uns daran, wirklich präsent im Gespräch zu sein, wenn wir nicht achtsam sind. Denn dann sind wir uns in der Anspannung,. der Freude oder der Angst im Gespräch des inneren Dialogs nicht bewusst.

Eine achtsame Kommunikation ist daher eine, in der ich mir meines inneren Dialogs gewahr bin. Das gilt auch für die aktive Phase des Gesprächs. Vielleicht schießt Dir ein Zweifel durch den Kopf, bevor Du eine kritische Anmerkung machst. Oder Du wolltest im Meeting gerade Deine Sicht äußern und während Du beginnst, passt Du sie noch an die Aussage der Chefin an, der soeben die Idee Deiner Kollegin scharf kritisiert hat.

Die achtsame Kommunikation dient vor Allem der Ent-Automatisierung. Wenn ich die inneren Impulse rechtzeitig achtsam bemerke, kann ich kurz - ohne dass es jemand bemerkt - innehalten und verhindern, dass ich eine klare Aussage aus Angst verwässere oder statt einem Kollegen zuzuhören begeistert die inneren Bilder von meinem eigenen Urlaub genieße.

Sobald ich auf diese Weise achtsam-präsent bin, nehme ich auch die nonverbalen und verbalen Signale meiner Gesprächspartner besser wahr. Dazu hat eine Amishi Jha, Wissenschaftlerin aus Miami, USA, lange geforscht.

Fazit: Wir verbessern unsere Kommunikation nicht durch eine Technik, sondern durch Nicht-Tun: allein durch die Verlagerung der Aufmerksamkeit.

#achtsamkeit #kommunikation #mindful

Klaus Härtel

👉 HR Interim Management | HR Prozess Optimierer | Restrukturierung | Personalabbau | Ganzheitliches Consulting für Unternehmen | Karriere- und Business Coaching | Outplacement | Member of AI Future Council

1 Jahr

Was für ein wunderbarer Artikel! Mich beschäftigt dir Frage, welche Qualitäten benötigen inspiriende Führungskräfte? Genau das Mindfulness - Achtsamkeit im Umgang mit sich und anderen. Wenn ich mit mir selbst nicht achtsam umgehen kann, wie soll das dann mit anderen Menschen funktionieren. Viele Menschen (Führungskräfte) neigen auch dazu, den Argumenten des Gesprächspartners sofort gedanklich die Gegenargumente entgegen zu schmettern und bevor der andere ausgesprochen hat, sind die Gedanken schon formuliert und wollen sofort und überfallartig ausgesprochen werden, wenn die andere Person ihren Satz oder Gedankengang beendet hat. Es geht nicht darum den anderen mit den eigenen Argumenten zu überzeugen oder zu überwältigen, sondern den Worten und Gedanken der anderen Person Raum geben. Auf die Worte, die Bedeutung und den Sinn zu achten - wahrnehmen und dann bewusst handeln oder sprechen.

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