Zweifel und Sinnkrisen meistern. So bleiben Sie fit für Ihre Berufung
Gustavo Frazao, Shutterstock

Zweifel und Sinnkrisen meistern. So bleiben Sie fit für Ihre Berufung

„Erfolgreich ist, wer einmal mehr aufsteht, als er hingefallen ist.“
Winston Churchill

Hin und wieder stellt sich jeder Mensch die Frage, worin der Sinn des Lebens besteht, und wir grübeln, was der Sinn dieser Existenz ist: „Warum tue ich das überhaupt?“ und manchmal sogar: „Warum tue ich mir das an?“ Eine berufliche Sinnkrise hat wahrscheinlich jeder schon einmal durchgemacht, die meisten sogar mehrere. So gehen Sie konstruktiv damit um.

Manche überfällt der Selbstzweifel plötzlich, bei anderen schleicht er sich heran, bis man ihm nicht mehr ausweichen kann. Die Gründe sind vielfältig. Ich kenne einige Manager, die zwar erfolgreich sind, aber Überdruss empfinden. Andere müssen ein Projekt stoppen, in das sie große Hoffnungen gesetzt haben, und manchen geht in einer Erfolgsdurststrecke die Luft und die Lust aus. Unvermittelt fragt man sich: Ist dieser Stress noch auszuhalten? Bin ich überhaupt für die Managementverantwortung geschaffen?

Die Leidenschaft kann leiden, aber selten für immer

Wenn die Zweifel berechtigt sind, sollte man sich das ehrlich eingestehen und die entsprechenden Konsequenzen ziehen. So weiß ich von Ärzten und Anwälten, die ihre Praxis oder ihre Kanzlei aufgegeben haben und heute in einer Klinik oder als Justiziar eines Unternehmens glücklich sind. Dennoch gilt es, sich die Entscheidung nicht leicht zu machen: Sie fundiert zu treffen dauert seine Zeit, und auch in akuten Krisen muss man sich vor Kurzschlussentscheidungen hüten.

Es wurde kein Alt-Text für dieses Bild angegeben.

Wenn Sie grundsätzlich eine Leidenschaft für die das Führen und die Entwicklung von Menschen und Organisationen haben, dann verliert sich diese nicht einfach. Ohne diese Leidenschaft hätten Sie es gar nicht erst in die Führungsposition geschafft. Nur weil es gerade schwierig wird, muss man nicht alles infrage stellen.

Krisen Schritt für Schritt bewältigen

Der österreichische Neurologe, Psychiater und KZ-Gefangene Viktor Frankl war der Meinung, dass es nicht darum geht, den Sinn des Lebens darin zu suchen, was wir noch vom Leben zu erwarten haben, sondern die Aufgaben zu erfüllen, die einem das Leben stellt. Sinn ergibt sich durch Handeln, nicht durch Nachdenken oder Reden. Das Reden und eine breit angelegte Kommunikation werden somit in gewisser Hin­sicht überbewertet.

Wenn wir die Aufgaben des Lebens erfüllen, stellt sich immer die Frage, in welchen Kontext wir uns begeben. Welche Aufgaben erwarten uns dort, die wir zu meistern haben? Sind wir im Managementkontext unterwegs, weil wir die Aufgaben dort lieben und Leiden­schaft empfinden, wirft uns eine Krise nicht um. Es gilt einfach, das Naheliegende Schritt für Schritt zu erle­digen. Wir definieren uns über das, was zu tun ist und nicht über das, was und plagt oder droht.

Der Umgang mit sich selbst

Damit uns das gelingt, müssen wir uns Gedanken über den Umgang mit uns selbst machen, denn dieser ist unglaublich wichtig. Dazu gehört beispielsweise, sich selbst ein Freund zu sein. Hier einige weitere Hinweise, was noch beachtet werden sollte:

Verheizen Sie sich nicht selbst

Wenn wir uns zu viel vorgenommen haben, das nicht zu schaffen ist, bringt es nichts, alles weiterlaufen zu lassen, bis man umkippt. Es gilt, bewusst mit der Krise umzugehen: zu erkennen, dass wir verzweifelt oder ausgebrannt sind, und das auch zu akzeptieren, ohne deswegen Schuld oder Scham zu empfinden.

Es wurde kein Alt-Text für dieses Bild angegeben.

Eine Auszeit ist keine Schande

Was würden Sie Ihrem besten Freund oder Ihrer Freundin sagen? „Zieh das jetzt durch“ oder: „Das bringt nichts, du hast keine Energie. Bevor der Workshop eine Katastrophe wird, zieh dich lieber drei Tage aus der Sache raus.“ Diese Außenperspektive hilft uns sehr, denn für andere sind wir meist ein besserer Ratgeber als für uns selbst. Wenn wir am Boden unserer Leistungsfähigkeit anlangen, können wir nicht, sondern müssen wir eine Auszeit nehmen.

Die Balance finden

Die Balance zwischen einem sozial erfüllten Leben, den beruf­lichen Anforderungen und dem Bedürfnis nach Sport oder Kultur ist notwendig, aber schwer zu finden. Bestürmt uns das Gefühl, überfordert zu sein, muss Abstand her. Schalten Sie das Telefon aus und vergessen Sie Ihre E-Mails für eine Weile. Wenn Sie mögen, lassen Sie Ihren Gedanken freien Lauf, gehen spazieren oder in eine Ausstellung, um auf strategische Ideen zu kommen, die ihnen im Unternehmensstress nicht einfallen würden. Versuchen Sie sich eine Struktur zu geben, die solche Fluchten begünstigt. Sie sind Gold wert.

Geben sie sich eine Struktur, um keine Struktur zu haben

Ich habe einschlägige Erfahrungen mit Erschöpfungszuständen gemacht und weiß, dass ich alle zwei bis drei Monate einige Tage einplanen muss, an denen ich die Verpflichtungen herunterfahre. Andernfalls zwingt mich früher oder später ein Leistungstief zu einer Zwangspause, die umso länger dauert. Mittlerweile habe ich Disziplin darin, diese Tage wirklich einzurichten. Das habe ich mit mir selbst verabredet, und weiß, wie sinnvoll es ist. Mit der Struktur und der Disziplin, auf beides von Zeit zu Zeit bewusst zu verzichten, führe ich ein entspannteres und zufriedeneres Leben! Und genau das können Sie auch.

Ihr Matthias Kolbusa

Bernhard Heinrich

CEO / Geschäftsführender Gesellschafter bei Frigosped

4 Jahre

Nehmen Sie sich fünf Minuten und lesen Sie diesen Beitrag - hier steckt sehr viel Weisheit drin - es lohnt sich!

Zum Anzeigen oder Hinzufügen von Kommentaren einloggen

Weitere Artikel von Matthias Kolbusa

  • BERECHENBARKEIT: SCHWÄCHE ODER TUGEND?

    BERECHENBARKEIT: SCHWÄCHE ODER TUGEND?

    „Warum soll ich berechenbar sein?“, bekomme ich von einem erstaunten Vorstand im Managementsparring zu hören. „Damit…

    3 Kommentare
  • BESPROCHEN. VEREINBART. IGNORIERT.

    BESPROCHEN. VEREINBART. IGNORIERT.

    Wenn es darum geht, die Managementperformance zu steigern, ist man schnell bei dem Thema Verbindlichkeit und…

  • DAS GRÖSSTE MANAGEMENTPROBLEM SIND IMMER „DIE ANDEREN“

    DAS GRÖSSTE MANAGEMENTPROBLEM SIND IMMER „DIE ANDEREN“

    Ob beim informellen „Fraktionsgespräch“ am Kaffeeautomaten, hochoffiziell im Lenkungsausschuss oder bei anderer…

  • DIE TRAURIGE ILLUSION HIERARCHIELOSER ORGANISATIONEN

    DIE TRAURIGE ILLUSION HIERARCHIELOSER ORGANISATIONEN

    Kein Reorganisationsprojekt, bei dem nicht auch das Thema Hierarchielosigkeit mit auf dem Zettel steht. Vielleicht ein…

    3 Kommentare
  • DIE ACHT GOLDENEN REGELN DER ZIELERREICHUNG

    DIE ACHT GOLDENEN REGELN DER ZIELERREICHUNG

    Im Management kommt es letztlich immer auf eines an, nämlich die einmal gesetzten Ziele zu erreichen. Wer ein…

    3 Kommentare
  • DIE WEICHEIFORMEL

    DIE WEICHEIFORMEL

    FÜNF SICHERE WEGE ZUM MANAGERSCHWÄCHLING 1. SAGEN SIE NIE, WAS SIE DENKEN Montagmorgen-Meeting.

    2 Kommentare
  • DÜRFEN MANAGER PLANLOS SEIN?

    DÜRFEN MANAGER PLANLOS SEIN?

    SIE MÜSSEN ES SOGAR – ABER GEKONNT! Wenn ich in einer Managementrunde äußere, dass Manager „zielorientiert planlos“…

  • ENTSCHEIDUNG, VORSATZ ODER WUNSCH?

    ENTSCHEIDUNG, VORSATZ ODER WUNSCH?

    EIN UNTERSCHIED MIT FOLGEN Weil die Fähigkeit, schnell und konsequent Entscheidungen zu treffen, als wichtige Kompetenz…

  • ES LEBE DAS MANAGEMENTRISIKO!

    ES LEBE DAS MANAGEMENTRISIKO!

    WER IMMER KNEIFT, WIRD NIE ETWAS ERREICHEN Meine Frage an den Kollegen war verlockend: Ob er sein Honorar gerne…

  • FARBENWUNDER IM MANAGEMENT

    FARBENWUNDER IM MANAGEMENT

    WARUM WIR UNS IMMER WIEDER GEGENSEITIG ETWAS VORMACHEN Man mag es kaum glauben, aber selbst bei Projekten wie dem Bau…

Ebenfalls angesehen

Themen ansehen