Zwischen Händewaschen und strahlendblauem Himmel
Auch wenn keine Delfine durch den Canale Grande in Venedig schwimmen und sich diese romantische Vorstellung als „Fake-News“ durch die sozialen Netzwerke verbreitet, so verändert das Corona-Virus trotzdem unser Leben und unsere Umwelt auf eine positive weise. Nein, es geht mir nicht darum die Welt durch eine rosarote Brille zu betrachten oder die Bedrohung durch Covid-19 zu verharmlosen. Vielmehr geht es mir in Zeiten der Reizüberflutung durch negative Schlagzeilen darum, sich zu besinnen, was diese Nachrichten für uns persönlich bedeuten und in welcher Relation diese zur persönlichen Lebenssituation stehen. Am 11. März 2011 ereignete sich im Pazifik ein gewaltiges Seebeben, welches einen Tsunami vor der japanischen Küste auslöste und 18.000 Menschen das Leben kostete. Weitere 1.600 Menschen starben auf der Flucht vor körperlichen Schäden durch radioaktive Kontamination der austretenden Radioaktivität vom Atomkraftwerk in Fukushima. Ihr Verhängnis war jedoch nicht die Radioaktivität vor der sie flohen (es wurde keine einzige Person gemeldet, die daran gestorben wäre), sondern die Flucht selbst, welche vielen älteren Menschen durch mentalen und physischen Stress das Leben kostete (Rosling, H., 2019).
Welche positiven Aspekte kann nun Quarantäne, Telearbeit, ein Zweitjob als ErsatzlehrerIn und das Ausbleiben persönlicher Kontakte haben? Nun, viel mehr als man vielleicht im ersten Moment bewusst wahrnimmt.
Nach den ersten Tagen im Unternehmen, wo Routine der Improvisation weichen musste, stellt sich heute eine Art neuer Rhythmus ein, der funktioniert. Auf die Herausforderungen der neuen Arbeitswelt in Mitten der Corona-Krise reagieren viele Unternehmen just in time mit Telearbeite und Homeoffice-Möglichkeiten. Und ja, in der Realität sitz ihr Verhandlungspartner mit gewohnt freundlicher, aber bestimmter Stimme womöglich gerade im Bademantel am improvisierten Arbeitsplatz und signalisiert dem fünfjährigen Sohn hastig, dass der WLAN-Router kein Teil der ebenso improvisierten Ritterburg werden darf. Gleichzeitig geben uns solche Momente die Möglichkeit, anstatt unsere Zeit im Stau am Weg zum oder vom Arbeitsplatz sinnvoller zu nutzen und unseren Kindern und anderen Familienmitgliedern einen wichtigen Moment der Aufmerksamkeit zu schenken! Auch im Homeoffice sind Pausen zwischen wichtigen Aufgaben und der nächsten Abstimmung mit unseren KollegInnen via Video-Konferenz ein essentieller Bestandteil unseres neuen Arbeitsalltags - schön, wenn diese Pausen ab sofort gemeinsam mit der Familie geplant und genutzt werden können. Diesen Moment bewusst wahrzunehmen ist ein Versuch wert!
Auch unsere Mutter Erde hat einen Moment zum Durchatmen. So berichtet der Spiegel (online, 14.03.2020), dass die Treibhausgasemission im Februar 2020 um unglaubliche 25% gesunken ist und sich die Luftqualität in den Ballungszentren deutlich verbessert hat. Durch die Reduktion von Produktionen vieler Industrien rund um den Globus, nehmen auch die Vibrationen und Störelemente für unseren Organismus messbar ab. Auch wenn Wirtschaftsexperten nicht davon ausgehen, dass dieser Zustand der Atempause anhalten wird, so ist es doch eine Zeit in welcher sich die Erde, zumindest gefühlt, etwas langsamer dreht und wir bewusst wahrnehmen können, dass die Natur einen Schritt auf uns zu macht.
Nicht nur in China gibt es positive Effekte zu beobachten. Ich habe mein halbes Leben südlich von Wien verbracht, nahe der Einflugschneise des Flughafens Wien-Schwechat. Hier starten und landen 241.004 Flugzeuge in Jahr (2018), was neben einer gewissen Lärmbelästigung auch für viele wunderbare Streifenmalereien (Kondensstreifen) am Himmel sorgt. Der eingeschränkte Flugverkehr hilft nicht nur unserer Umwelt sich zu erholen, sondern beschert uns eine, der Tageszeit abhängig, fast ungewohnte und irreale Ruhe. Aber die gestrichenen Flüge nimmt man auf jeden Fall ganz bewusst wahr, wenn man den Blick zum Himmel richtet und dieser strahlend blau und ohne Irritationen, einfach nur da ist (Bild oben).
Und auch wenn wir Abstand halten sollen, habe ich in der letzten Woche viele Momente erlebt, in denen wir näher zusammenfinden und uns gegenseitig helfen. Auch der Faktor der Entschleunigung und Bewusstmachung von echten Werten wird uns am Ende des Tages positiv Beeinflussen - auch nach Covid-19. Nehmen wir uns und unsere Umwelt aufmerksam wahr und konzentrieren wir uns auf die Fakten - und nehmen wir uns jetzt zumindest einen Moment zum Atmen …
GESUND BLEIBEN
ABSTAND HALTEN
HÄNDE WASCHEN