Das Feld mit Kuckuckslichtnelken ist jetzt abgeerntet worden. Fotos: Markus Bollen

In der Ortschaft Breite, zwischen Sand und Herkenrath konnte man bis vor Kurzem ein leicht rot blühendes Feld in der Sonne schimmern sehen. Dort hat Michael van Elst Wildblumen angebaut – und jetzt zum ersten Mal geerntet. Das so gewonnene regionale Saatgut ist wichtig, damit unsere Wildbienen nicht verhungern.

Der Bauer vom Lerbacher Hof, Michael van Elst, hat ein Experiment gewagt. In Breite hat er ein Feld von Kuckuckslichtnelken angelegt, und daneben ein weiteres mit weiß strahlenden Margeriten. Die Kuckuckslichtnelke war früher auf vielen Wiesen zu finden und ist für viele Wildbienen eine wichtige Pollenquelle. Doch durch die jahrzehntelange Überdüngung verschwand sie.

Wir von „Blühendes GL“ kennen das Problem. Wir möchten autochthones,  also regionales Saatgut verteilen, damit Wildbienen hier zur rechten Zeit die richtige Nahrung finden. Das Gegenteil ist eine sogenannte Florenverfälschung: Saatgut aus einer anderen Gegend blüht bei uns vielleicht zwei Wochen später. Die Wildbiene aber schlüpft dann, wenn die hiesigen Wildblumen blühen und würde verhungern, wenn sie auf die Blüte der Blumen einer anderen Herkunft warten müsste. 

Fotos: Markus Bollen

Leider gibt es im Bergischen Land zu wenig Produzenten von hiesigem Saatgut, denn der Prozess ist aufwendig. Die Samen der Wildblumen müssen nach einer Genehmigung durch die Behörden in Naturschutzgebieten von Hand gesammelt werden. Das machen die Expert:innen der Biologischen Station.

Bis zu fünf Mal dürfen die in der Wildnis gesammelten Samen kultiviert vermehrt werden. Danach werden sie genetisch zu ähnlich und man muss wieder neu sammeln.

Der Anbau von Wildblumen ist nicht so einfach und auch Herr van Elst hatte Rückschläge zu verkraften. Mitte Juni aber war es so weit, die Kuckuckslichtnelken konnten geerntet werden.

Fotos: Markus Bollen

Die Expert:innen der Biologischen Station hatten über Wochen die Reife der Blüten und Samenhülsen beobachtet. Der beste Zeitpunkt der Ernte ist erreicht, wenn einige Hülsen schon beginnen, die Samenkörner freizugeben. Die anderen Samenständer reifen in der Sonne nach.

Die Initiatives „Blühendes GL“ sucht weitere Landwirte, die sich an der Vermehrung von Wildblumen beteiligen wollen. Kontakt über die Biologische Station, Cornelia Lösche, E-Mail: loesche@bs-bl.de

Auf einem Hof in Lindlar wird das Mahdgut getrocknet und gewendet, bis am Ende auf einer Stoffbahn die Samenkörner liegen.

Bei Rieger Hofmann werden die Körner noch gereinigt, gesiebt und in genauer Menge in die Mischungen gegeben, die dann hier als Blühwiese ausgesät werden können.

Ein langwieriger, aber lohnender Prozess. Wir bedanken uns bei Michael van Elst, dass er den Mut hatte, das Neue zu wagen, bei der Biologischen Station für die fachliche Beratung und die tatkräftige Hilfe.

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7 Kommentare

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  1. Jeder der einen Garten hat, sieht auch übers Jahr Blumen die ohne sein dazu tun wachsen. Man nennt diese Blumen dann Wildblumen. Natürlich gibt es auch Wildblumensamen zu kaufen, wie z.B. Löwenzahn, die von Menschen ausgesät für Blühwiesen verwandt werden.

    1. Leider nennen viele Gartenbesitzer*innen solche Blumen „Unkraut“ und reißen sie raus. Bei vielen exotischen – weil hübschen – Blühpflanzen, die man stattdessen in vielen Gärten findet, gehen die Bienen buchstäblich leer aus. Von den „versteinerten“ [Vor]gärten noch gar nicht zu sprechen.

      1. Weniger mähen reicht oft schon! Verzichten Sie auf ein Stück „englischen“ Rasens in einem Teil Ihres Gartens und lassen Sie es dort einfach mal wachsen. Sie werden überrascht sein, was sich dort für eine Vielfalt auftut!

  2. in-gl sei dank für den interessanten Bericht
    Herrn van Elst und Machern wie Herrn Bollen für die Renaturierung !

    1. derzeit wird das Projekt zur Suche von Landwirten, die sich für den Anbau von Regiosaatgut interessieren vom Landschaftsverband Rheinland LVR gefördert. Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt zwischen den Biologischen Stationen Mittlere Wupper, Oberberg, Rhein-Berg Haus Bürgel und dem Naturpark Bergisches Land. Wir beraten die Landwirte bezüglich des Anbaus, suchen gemeinsam die Kulturen aus und helfen beim Pflanzen setzen, Unkraut jäten etc. Das Saatgut verkaufen die Landwirte dann an ein Saatgutunternehmen. So soll sichergestellt werden, dass die Landwirte auch nach Ablauf des Förderzeitraums weiterhin Regiosaatgut anbauen. Tatsächlich lohnt sich der Anbau auch finanziell, für einige Kulturen kann man bis zu 560 € pro Kilo verdienen. Diese Kulturen sind dann allerdings auch etwas schwerer im Anbau und das Saatgut sehr fein. Wer den Anbau professionalisiert kann aber auch schon mit einfachen Kulturen sehr viel Geld machen. Der Anbau von Regiosaatgut stellt damit einen durchaus lohnenswerten Betriebszweig als Alternative zur Tierhaltung dar.
      Ich hoffe ich konnte Ihnen weiterhelfen, bei weiteren Fragen können Sie sich gerne an mich wenden. Cornelia Lösche

  3. Der Link zu diesem Artikel darf gerne an Landwirte weitergegeben werden, die vielleicht auch Wildblumen vermehren wollen.
    Damit kann auch Geld verdient werden.