Stefan Markel mäht mit der Sense im Bergischen Museum. Foto: Thomas Merkenich

Tests haben ergeben: Die rotierende Klinge von Elektro- oder Benzinmäher verquirlt Gräser und Krabbeltiere im Garten zu einem Pflanzen- und Insektensmoothie. Wesentlich schonender ist das Mähen mit der Hand, ganz klassisch mit der Sense. Das erhält die Biodiversität. Stefan Markel von der Sensenschule Rhein Berg erklärt die Vorteile, und worauf man beim Kauf achten sollte.

Wo kann mit der Sense gemäht werden?

Stefan Markel: Die Sense kann überall zum Einsatz kommen: Im Garten, auf Blühstreifen, auf Obstwiesenflächen, auf Vereinsflächen, unter Bienenstöcken, aber auch am Straßenrand. Eigentlich gibt es kaum Grünflächen, die nicht auch per Sense gemäht werden können.

Was sind die Vorteile?

Mit der Sense agiert man bewusst, achtsam, meditativ, leise – im Einklang mit der Natur. Nichts an Natur ist hektisch, sondern alles ist ruhig, kein „Schneller-höher-weiter“.

Das prägt das Handmähen, das in der Regel in Ruhe am Morgen durchgeführt wird, wenn die Feuchtigkeit das Grün noch prall und saftig stehen lässt.

Darüber hinaus ist es aber natürlich energiesparend, ökologisch. Die Handsense schont Tiere, Insekten und Pflanzen. Und – ganz ehrlich – die leichte körperliche Aktivität ist auch einfach gesund und tut auch dem Menschen gut.

Bekomme ich mit der Sense eine schöne, ebene Grasfläche zustande?

Ja, selbstverständlich. Wichtig sind eine ebene Grasfläche, die richtige Mähtechnik, die richtige Ausrüstung und einige Übung. Bodenunebenheiten kann eine Handsense allerdings nicht ausgleichen.

In der Serie Umweltkompass liefern wir konkrete Tipps, mit man mit Klimaveränderungen in GL besser klar kommt – und was man hier vor Ort machen kann, um die Klimakrise zu bekämpfen. Wenn Sie Hinweise oder eigene Tipps haben, melden Sie sich gerne bei der redaktion@in-gl.de.

Wie oft sollte gemäht werden?

Dies hängt davon ab, was was gemäht werden soll, und was man damit erreichen will. Soll der Bewuchs beseitigt werden. Oder will man bewusst gestalten, manche Pflanzen „stehen“ lassen.

Als Faustregel gilt: Gras kann jede Woche gemäht werden, Wildwiesen sollten etwa zweimal im Jahr gemäht werden. Etwa im Mai/Juni sowie im August/September. Obacht: Die Zeiten verschieben sich wegen des Klimawandels etwas nach vorne. Man sollte ein genaues Auge auf die Grünfläche haben und in ihrer Entwicklung beobachten.

Die ideale Tageszeit zum Mähen ist früh morgens. Wenn die Sonne am Himmel steht ist es meist schon zu spät, weil dann das Schnittgut schlapp wird und sich schlecht schneiden lässt.

Foto: Thomas Merkenich

Wo bekommt man eine Sense?

Die üblichen Verkaufsstellen (Baumarkt, Online-Handel) beraten nicht. Dabei gibt es gerade bei der Sende einiges zu beachten:

Der Stiel (Sensenbaum) sollte zur Körpergröße und -haltung des Mähenden passen, das Sensenblatt zum Mähgut, das geschnitten werden soll. Leider gibt es kaum mehr Stellmacher und Schmiede, welche die Produkte herstellen. Manche Sensenfabriken bieten Stiele an – von Billigware von der Stange sollte man die Finger lassen: Das zwingt in eine unbequeme Haltung, der Schnittwinkel stimmt nicht mehr etc.

Ein gutes Blatt kostet immer 60 Euro und mehr. Man sollte wissen, was genau man damit mähen will.

Wenn der Kauf nicht einfach ist, wer berät mich dann am besten?

Es gibt Sensenschulen, die sich auf die alte Kulturtechnik spezialisiert haben. Sie bieten neben Kursen auch Beratung beim Kauf an. Hierzu gehören: Die Sensenschule Rhein Berg und der Sensenwerker Carl Christian Rheinländer.

Bernhard Lehnert von der Sensenwerkstatt bietet Verkauf und Beratung. Vor Ort gibt es auch eine Museumswerkstatt.

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Gibt es unterschiedliche Handsensen, zum Beispiel für Blumen, Gras, Sträucher?

Ja, es gibt für jeden Bewuchs spezielle Sensenblätter. Die Bandbreite reicht von Bäumchengröße mit circa drei Zentimeter Durchmesser bis zum Feingras.

Darüber hinaus gibt es so genannte Universalblätter. Diese decken aber immer nur Teibereiche im Garten ab. Einen Überblick, welches Sensenblatt sich wofür eignet, findet man hier.

Was mache ich mit dem Schnittgut?

Hier hat man verschiedene Optionen: Wenn die Wiese mit Nährstoffen angereichert werden soll, lasse ich das Schnittgut liegen. Sollen der Wiese Nährstoffe entzogen werden, dann lässt man das gemähte Gras antrocknen und entfernt es anschließend.

Es kann auf den Kompost gegeben werden. Alternativ in die braune Tonne oder an den dafür vorgesehenen Stellen entsorgen.

Hinweis der Redaktion: Grünschnitt kann in Bergisch Gladbach am Birkerhof abgegeben werden. Abgegebener Grünschnitt wird hier zu Kompost verarbeitet.

war bis Anfang 2024 Reporter und Kulturkorrespondent des Bürgerportals.

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1 Kommentar

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  1. Sensen ist leise, schont die Nachbarn und die Tierwelt, kostet keine Energie – ausser der Muskelkraft – und man kann sehr gezielt mähen. Wenn man „Den Dreh raus hat“ macht es sogar richtig Spaß! Ich kann einen Kurs bei Stefan Merkel sehr empfehlen!