Schülerinnen und Schüler, die an der Aktionswoche teilgenommen haben mit den Organisator:innen Foto: Kathy Stolzenbach

Eine Woche lang war es für Schüler:innen der Integrierten Gesamtschule Paffrath tabu, sich von ihren Eltern mit dem Auto zur Schule fahren zu lassen. Stattdessen gingen sie zu Fuß, nahmen das Rad, den Roller oder kamen mit dem Bus. Die Aktionswoche war ein erster Schritt zu weniger Elterntaxis vor Bergisch Gladbacher Schulen.

Vor vielen Schulen bietet sich morgens vor dem Unterrichtsbeginn dasselbe Bild: Autos fahren dicht ans Schulgelände heran, halten am Straßenrand, Kinder steigen aus, die Eltern fahren wieder ab. Das sorgt für Stau, manchmal für Chaos und regelmäßig für gefährliche Situationen. Nach Schulschluss wiederholen sich diese Szenen in ähnlicher Weise.

Nicht nur an Bergisch Gladbacher Grundschulen gibt es jede Menge solcher Elterntaxis. Auch an vielen weiterführenden Schulen werden vor allem jüngere Schüler:innen oft von den Eltern mit dem Auto gebracht. So ist es auch an der Integrierten Gesamtschule Paffrath (IGP). „Morgens herrscht Chaos. Autos halten zum Teil auf dem Gehweg oder blockieren Einfahrten“, berichtete Fromut Pott, Lehrerin an der IGP.

Gemeinsam mit ihrem Kollegium, dem Verkehrsunternehmen Wupsi und dem Umweltbildungszentrum Naturgut Ophoven organisierte Pott die Aktion „Eine Woche ohne Elterntaxi“. Daran nahmen 100 Fünftklässler der IGP teil. „Wir wollten die Kinder ermutigen, eine Woche lang umweltfreundliche Verkehrsmittel zu nutzen und möglichst ohne die Autofahrten durch die Eltern auszukommen“, erklärte Pott nach dem Abschluss der Aktionswoche. 

Auch die Eltern beteiligten sich

Die Schülerinnen und Schüler führten während der Aktionswoche ein Mobilitäts-Tagebuch, in dem sie ihre täglichen Wege zur Schule und on der Freizeit dokumentierten. „Es ist wichtig, viel ohne Auto zu machen, denn das ist gut für die Umwelt und es macht Spaß. Ich fahre sehr gern mit meiner Freundin im Bus“, schrieb ein Mädchen in ihr Tagebuch.

Mehrere Schüler erzählten, dass auch ihre Eltern mitgemacht hätten. „Meine Eltern sind eine Woche lang mit dem Rad zur Arbeit gefahren. Mein Vater muss jeden Tag nach Leverkusen“, erzählt eine Fünftklässlerin.

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„Jeder Schulweg, der zu Fuß, mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt wird, ist nicht nur gut für die Umwelt und das Klima, sondern auch ein Gewinn für die Gesundheit, das Wohlbefinden und Selbstbewusstsein“, erläuterte Ute Rommeswinkel vom Naturgut Ophoven.

Langfristig soll es weniger Elterntaxis geben

„Ziel dieser gemeinsamen Aktion war es, Werbung für den klimafreundlichen Schulweg durch Busse, Fahrrad und zu Fuß zu machen“, sagte Marc Kretkowski, Geschäftsführer der Wupsi. Das Verkehrsunternehmen verloste unter den teilnehmenden Schüler:innen Kino-, Schwimmbad- und Bücher-Gutscheine.

Mit der einmaligen Aktion ist das Thema klimafreundliche Mobilität für die Schule nicht erledigt: „Wir wünschen uns langfristig möglichst wenige Elterntaxis“, sagt Irmgard Broeckmann, Lehrerin und Mitorganisatorin der Aktionswoche. Fast 90 Prozent unserer Schülerinnen und Schüler kommen aus einem Umkreis von höchstens fünf Kilometern und könnten laufen oder mit dem Rad kommen.“ Weitere Aktionen seien geplant, um noch mehr Kinder und Jugendliche dazu bewegen, auch langfristig eine Alternative zum Elterntaxi zu nutzen.

ist seit 2024 Redakteurin des Bürgerportals. Zuvor hatte die Journalistin und Germanistin 15 Jahre lang für den Kölner Stadt-Anzeiger gearbeitet. Sie ist unter anderem für die Themen Bildung, Schule, Kita und Familien zuständig und per Mail erreichbar: k.stolzenbach@in-gl.de

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4 Kommentare

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  1. Sehr gute Aktion!
    Für die Umwelt, für die körperliche Fitness der Kinder, für deren Selbständigkeit und am Ende auch für deren Sicherheit, denn nicht selten spielen sich auch recht gefährliche Aktionen vor den Schulen ab, wenn soviele Autos gleichzeitig versuchen, auf einer dafür eigentlich nicht ausgelegten Fläche zu manövrieren.

    Mehr davon bitte!

  2. „Gesundheit, Wohlbefinden und Selbstbewusstsein“, wie die in dem Artikel zitierte Frau Rommeswinkel sagt, sollten der hauptsächliche Beweggrund für das Ziel sein, Kindern mit der eigenen Bewältigung des Schulwegs ein Stück Freiheit ohne Eltern zu geben. An einer Bensberger Grundschule ist am Eingangstor ein Schild aufgehängt mit dem Satz “ Ab hier gehen wir alleine. Wir schaffen das schon“ (aus dem Kopf zitiert). Und für solche Unfreiheit, die Schulen dann auffangen dürfen, sind dann häufig dieselben Leute verantwortlich, die Fußgängerzonen zum „Flanieren“ fordern, ohne Straßenverkehr für Kinder, als gäbe es das nicht.

  3. Wenn man die Plätze wohnortnah vergäbe, wäre das auch ein toller Beitrag zu weniger Verkehr. Statt die Kinder kreuz und quer über die Stadt zu verteilen. Für diese Lösung fühlt sich aber keiner zuständig.

    1. Hier ist z. B. eine Lösung:
      Eine Nichte (Wohnort Stadtmitte) hat sich zusammen mit den Eltern 3 Schulen angeschaut und hat sich, warum auch immer, für eine weiterführende in Herkenrath entschieden, obwohl ihr klar war, dass sie den täglichen Weg mit dem Bus wird zurücklegen müssen.
      Sie wurde an der Schule glücklicherweise auch angenommen!
      Dafür etwas zeitiger aufstehen zu müssen, haben sie UND ihre Eltern in Kauf genommen. Hat ihr nicht geschadet, im Gegenteil!