Das Christiano hat das Sheplers im Dorfzentrum von Paffrath ersetzt. Fotos: Redaktion

14 Jahre lang war das Sheplers in Paffraths kleinem Dorfzentrum eine feste Anlaufstelle, doch im Spätsommer war plötzlich Schluss. Jetzt ist das Restaurant wieder geöffnet, statt amerikanischer Burger gibt es nun spanische Tapas. Der neue Name hat mit fernen Welten allerdings nichts zu tun, sondern erinnert an einen Paffrather Ureinwohner.

Eigentlich sieht das Sheplers in der Nussbaumer Straße in Paffrath aus wie immer. Die Inneneinrichtung angenehm in dunklem Rot und Blau, und auch Anicer Ngu steht wieder hinter der Theke. Wäre da nicht überall der Schriftzug „Cristiano – Tapas y mas“ und eine ellenlange Speisekarte mit den vielen kleinen spanischen Spezialitäten.

2010 hatten sie das Sheplers im Stil eines amerikanischen Burger-Restaurants eröffnet und war in Paffrath auf große Resonanz gestoßen, berichtet Ngu. Doch nach 14 Jahren habe sich das Konzept erschöpft, ein Wandel musste her.

Anicer Ngu zapft jetzt Estrella vom Fass.

Nachdem zunächst ein Wegzug angedacht war und das Sheplers fast drei Monate geschlossen blieb, entschlossen sich die Betreiber zu einem Neuanfang. Unter neuem Namen und mit neuem Konzept.

Seit Corona habe man es auch in Paffrath schwer gehabt, die deutlich gestiegenen Einkaufspreise für Getränke und Lebensmittel schlugen sich auch hier nieder, erzählt Ngu. Daher die Tapas – die als kleine Portionen in einer großen Variationsbreite auf den Tisch kommen und sich gut an den Appetit und Geldbeutel anpassen.

In Bilbao ist ein neuer Koch gefunden worden, der knapp 40 verschiedene Tapas (vegetarisch, aus Fleisch, aus dem Meer) bereit hält. Wie man sie aus der traditionellen spanischen Küche kennt, zu Preisen von 5,60 bis 10,90 Euro. Dazu ein paar wenige Vorspeisen (Carpaccio oder Lachstartar) und Paella (auf Vorbestellung).

In einem ersten Durchgang haben wir ein paar Klassiker getestet. Wobei sich zeigt, dass sich das Küchenteam noch einspielen muss. Der Koch sei bewusst vorsichtig gestartet, räumt Ngu ein – um sich langsam an die Würze und Schärfe heran zu tasten, die zum Paffrather Publikum passt.

Das merkt man deutlich an der Tortilla (5,60 Euro), die zwar großzügig portioniert, aber eindeutig zu Kartoffel-lastig und salzarm daher kommt. Die Garnitur mit Pesto und Paprikapüree hilft nicht weiter. Auch die Champignons in Knoblauch und Olivenöl kommen in einer puristischen Varianten rüber: zu viel Öl, zu wenig Knoblauch, kein Pep.

Ordentlich dagegen die Kaninchenkeule (9,50 Euro), die mürbe vom Knochen fällt. Aber auch hier hätten statt der Möhren etwas mehr Wums (Knoblauch vielleicht?) gut getan.

Positiv heben sich die Tapas „aus dem Meer“ ab, die wir im zweiten Durchgang probieren: Eine relativ kleine Portion perfekt frittierter und gewürzter Sardellen (8,90 Euro), zwei Tintenfisch-Tentakeln mit kräftigem Röstgeschmack vom Grill (10,90 Euro) und eine wiederum reichliche Portion feiner Baby-Calamari in Öl und (gerne mehr!) Knoblauch.

Auch die Rinderhackbällchen (Albondingas, 6,50 Euro) überzeugen mit einer angenehmen Schärfe und fruchtiger Tomatensoße.

Damit haben wir nur einen sehr kleinen Teil der großen Auswahl getestet – und setzen darauf, dass die Küche noch Tritt fasst und beherzter würzt. So stellt sich auch Ngu die weitere Entwicklung vor. Und kündigt an, das „y mas“ im Namen des Restaurants nach und nach mit Leben zu füllen, mit speziellen Gerichten und Sonderaktionen.

Cristiano – Tapas y más
Nussbaumer Str. 9, Bergisch Gladbach-Paffrath
Tel.: 0173 5246783
Mail: office@cristiano-tapas.de
Website (noch offline, Link führt zur Speisekarte)
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Montag, 17 bis 23 Uhr

Am besten besucht man das Cristiano mit einer Gruppe, bestellt eine Vielzahl von Tapas und kostet reihum. Das Restaurant ist auch gut geeignet für Familien, für die ganz kleinen Gäste gibt es (wie zuvor im Sheplers) ein eigenes, gut ausgestattetes Spielzimmer.

Spezielle Kindergerichte gibt es auf der Karte nicht, sie werden unter den vielen Tapas aber einiges finden – ebenso wie Anhänger:innen der vegetarischen oder veganen Küche.

Das Restaurant ist groß, im Sommer gibt es zudem eine Terrasse im Hof. Gleich im Eingangsbereich laden hohe Tische zum zwanglosen Treffen ein, einen Verzehrzwang gibt es nicht, die Getränkekarte ist auch mit Longdrinks gut bestückt. Vom Fass gibt es neben Kölsch (2,30 Euro für 0,2 l) auch Estrella aus Galizien (3,50 Euro für 0,25 l).

Die Weine kommen aus Spanien und Portugal, das Glas (0,2 l) ab 7,60 Euro. Eine Empfehlung für den Sommer: der „Tinto De Verano“, bei dem Cabernet Sauvignon mit Zitronenlimo und Eis gemischt wird. Etwas ungewohnt, aber viel besser als Sangria.

Gewöhnungsbedürftig ist auch das Bestellsystem im Cristiano: zwar ist die Bedienung sehr aufmerksam und freundlich – doch seine Auswahl der (durchnummerierten) Tapas muss man auf kleinen Zetteln ankreuzen. Das ist bei einem gemütlichen Restaurantabend zu zweit umständlich und ablenkend, macht bei einer größeren Gruppe, die ihre Tapas in mehreren Runden nach und nach bestellt, vielleicht doch Sinn.

Zum Schluss bleibt nur noch eine Frage offen: Warum ausgerechnet „Cristiano“? Das ist eine Referenz an den alteingessenen Paffrather Christian Fischer, der vor 14 Jahren Ngus erster Vermieter war. Der Namenspatron ist inzwischen verstorben, aber seine Kinder, Enkel und Urenkel gehören nach wie vor zu den Gästen.

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Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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1 Kommentar

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  1. Ich wünsche dem (spanischen?) Koch aus Bilbao viel Erfolg und hoffe, dass er seinen Beruf leidenschaftlich ausübt! Essen für andere Menschen zubereiten sollte ein ehrenvolle Arbeit sein! Wir werden gerne Gäste sein und freuen uns schon!
    Buen provecho