In dem vorliegenden Kapitel des strahlentherapeutischen Lehrbuchs erlaeutert der Autor ausfuehrlich eine Vielzahl von radiologischen Begriffen, Groessen und Einheiten, gibt einen Ueberblick ueber die klinische Dosimetrie, die als Anwendung von Verfahren zur physikalischen Messung und Berechnung der Strahlenqualitaet und Dosis in Phantomen und Patienten sowie zur Kalibrierung von Monitoren von strahlentherapeutischen Geraeten verstanden wird, umreisst kurz die apparativen Grundlagen der Therapie mit energiereichen Strahlungen und erlaeutert die Grundlagen der Plannung und Optimierung der raeumlichen Dosisverteilung, wobei bei diesem kurzen Ueberblick nur einige typische Wirkungen einzelner Einflussgroessen aufgezeigt werden koennen. (MG)

 Die vorliegende Darstellung beschreibt bewusst nur ein einfaches Verfahren, welches gut 'von Hand' oder sehr gut mit einem kleinen programmierbaren Taschenrechner durchfuehrbar ist. Allerdings erfordert die Berechnung der alterskorrigierten Ueberlebenskurve wegen der umstaendlichen Berechnung der nach dem statistischen Jahrbuch erwarteten Ueberlebensrate relativ viel Zeit. Bei mehreren parallel laufenden Untersuchungen kann diese erwartete Ueberlebensrate aber fuer verschiedene Altersgruppen im voraus und gemeinsam fuer jede Untersuchung berechnet werden. Neben statistischen Fragen wurden die mit Organisation und Durchfuehrung einer vergleichenden Untersuchung, insbesondere mit prospektiven randomisierten Studien zusammenhaengenden Probleme kuerzlich auf dem International Meeting on Comparative Therapeutical Trials (Lortat-Jacob et al., 1978) behandelt, darunter auch die so wichtige Frage, wie sich eine vergleichende Studie mit zufaelliger Zuordnung der Patienten zu zwei oder mehreren parallel laufenden Therapieplaenen mit den Forderungen der Aufklaerungspflicht (Aufklaerung fuer eine Zustimmung des Patienten, 'informed consent') vereinigen laesst. Gerade diese Schwierigkeit bedarf sicher in Zukunft besonderer Beachtung. (orig./MG)

 Da wegen der Seltenheit maligner Erkrankungen im Kindesalter nur eine kleine Gruppe von Strahlentherapeuten genug Erfahrung sammeln kann, wird in diesem Kapitel auf die Besonderheiten des Kindesalters in dieser Hinsicht eingegangen. Besonders wichtig sind hier die Nebenwirkungen der Strahlentherapie auf den noch wachsenden und sich entwickelnden Organismus des Kindes. Die am haeufigsten vorkommenden malignen Erkrankungen werden im einzelnen abgehandelt. (MG)

 Bei der Bewertung der Leistungsfaehigkeit einzelner Tumorbehandlungsmethoden ist zwischen dem kurativen und dem palliativen Bestrahlungskonzept zu unterscheiden. Es werden die Voraussetzungen fuer die kurative bzw. palliative Strahlentherapie dargelegt. Bei einer praeoperativen Strahlentherapie ist die Abrenzung einer systematisch geplanten Vorbestrahlung bei grundsaetzlich operabler Primaergeschwulst von der primaeren Bestrahlung mit voller Dosis bei sehr grossen inoperablen oder nur mit Risiken zu operierenden Tumoren mit dem Ziel, den Tumor operable zu machen, noetig. Die postoperative Strahlentherapie darf nach Ansicht des Autors niemals kritiklos angewendet werden, am guenstigsten sind die Voraussetzungen bei voelliger raeumlicher Trennung von Primaertumor und Metastasenregion. Die Kombination einer Chemotherapie mit der Strahlenbehandlung kann in Form einer Strahlensensibilisierung, einer gleichzeitigen oder konsekutiven systematischen Anwendung oder in palliativer Form bei Stadium IV erfolgen. Die Frage nach der optimalen Ausbildung des die Therapie durchfuehrenden Personals wird aufgeworfen. (MG)

 Bei gutartigen Erkrankungen sollten Roentgenstrahlen nur angewendet werden, wenn andere Behandlungsmethoden keine gleich guten Resultate erbringen. Dabei ist zu beachten, dass somatische Schaedigungen vollstaendig, genetische mit groesster Wahrscheinlichkeit vermieden werden. Man kann je nach Zielrichtung unterscheiden zwischen Entzuendungsbestrahlung, Schmerzbestrahlung, Umstimmungstherapie und funktioneller Therapie. Eine Indikation fuer Entzuendungsbestrahlung kann bei postoperativer Parotitis, Gesichtsfurunkel, Mastitis puerpalis, Panaritium ossale, rezidivierenden Schweissdruesenabszessen und Abstossungreaktionen nach Organtransplantationen vorliegen. Eine Schmerzbestrahlung kann bei degenerativen Erkrankungen des Skelettsystems angezeigt sein. Eine weitere Anwendungsmoeglichkeit ist die Strahlentherapie hypertrophischer Prozesse und gutartiger Tumoren. Eine funktionelle Strahlentherapie kann angezeigt sein bei Ueberfunktion endokriner Organe, neurovegetativen Stoerungen und allergischen Erkrankungen. (MG)

 In dem Abschnitt 'Spezielle Strahlentherapie maligner Tumore' werden in 11 Kapiteln die Tumoren der verschiedenen Koerperregionen abgehandelt, wobei zum Teil verschiedene Autoren noch feinere Unterteilungen getrennt behandeln. Es handelt sich um folgende Kapitel: Haut (einschliesslich Lippe und Analregion unter getrennter Abhandlung der Melanome). Kopfbereich (mit feineren Unterteilungen in Auge, Orbita und Augenlid; Ohr, Gehoergang und Parotis; Orpharynx, Nasopharynx; Nasenhoehle und Nasennebenhoehlen), Halsbereich (unterteilt in Larynx und Hypopharynx und Schilddruese), Thorax (aufgeschluesselt in Lunge, Mediastinum und Oesophagus), Verdauungsorgane (zusammengefasst Magen und Duenndarm, Kolon und Rektum, Leber, Galle und Pankreas), maennliche Geschlechtsorgane (unterteilt nach Hoden, Prostata und Samenblasen, Penis und Urethra), weibliche Geschlechtsorgane (getrennte Abhandlung von Corpus uteri, Collum uteri, Vagina, Vulva, Urethra und Ovar), weibliche und maennliche Mamma, Harnorgane (Nieren und Harnleiter sowie Harnblase), Sarkome der Bewegungs- und Stuetzorgane und zum Abschluss das Nervensystem. (MG)

 Die bisherigen Ergebnisse der Neutronentherapie und ihre Vorzuege gegenueber der Photonen- bzw. Elektronentherapie lassen sich wie folgt zusammenfassen: 1. Bei Kopf-Halstumoren und bei Weichteilsarkomen wird eine Verbesserung der lokalen Tumorkontrolle und eine Verbesserung der Ueberlebensrate erreicht. 2. Bei Melanomen wird eine Verbesserung der lokalen Tumorkontrolle erreicht. 3. Bei Hirntumoren wird eine Verbesserung der lokalen Tumorkontrolle erreicht, aber keine Verbesserung der Ueberlebensrate. 4. Einzelne Studien deuten darauf hin, dass nach kombinierter Photonen- und Neutronentherapie moeglicherweise guenstigere Ergebnisse zu erwarten sind als nach ausschliesslicher Neutronentherapie bei: a) Kopf-Halstumoren, b) Cervixcarcinomen, c) Lungentumoren, d) Hirntumoren. Eine Ueberpruefung in prospektiven Studien steht aus. (orig./MG)

 Nach einem kurzen Ueberblick ueber die noch nicht ganz geklaerte Aethiologie der malignen Systemerkrankungen, ihre Epidemiologie und Histologie sowie die Klinik und Behandlungsgrundlagen behandelt der Autor die malignen Lymphome sowie die myeloproliferativen Erkrankungen in zwei gesonderten Abschnitten. Im Falle der Lymphome unterscheidet er in seiner Abhandlung zwischen Hodgkin-Lymphome und Nicht-Hodgkin-Lymphome und bringt einen Ueberblick ueber Histologie, Stadieneinteilung, Durchfuehrung der Strahlentherapie mit Therapieplan sowie die Prognose und Ergebnisse. Bei den myeloproliferativen Erkrankungen wird auf die einzelnen Erscheingsformen (akute, chronische myeloische Leukaemie und chronische lymphatische Leukaemie, Osteomyelosklerose, Polycythaemia vera, Plasmozytom und eosinophiles Granulom) und die jeweilige Form der Strahlentherapie eingegangen. (MG)

 Eine optimale Strahlentherapie erfordert eine moeglichst homogene Dosisverteilung innerhalb des Zielvolumens mit einem moeglichst steilen Dosisabfall ausserhalb dieses Volumens. Man unterscheidet je nach Tiefenlage des Zielvolumens die Oberflaechentherapie, Halbtiefentherapie und Tiefentherapie. Bei der Oberflaechentherapie spielen Strahlenqualitaet, Strahlenart und Abstand der Strahlenquelle von der Hautoberflaeche eine entscheidende Rolle. Sie erfolgt fast ausschliesslich durch Stehfeldbestrahlung, wobei man Einzelfeld- und Mehrfelderbestrahlung unterscheidet. Eine weitere Moeglichkeit ist die Bewegungsbestrahlung, die Dosisspitzen vermeidet, darueber hinaus aber eine wesentlich staerkere Erhoehung der relativen Tiefendosis bewirkt. Bei generalisierten Erkrankungen des blutbildenden Systems, insbesondere bei der myeloischen Leukaemie, wurden ausgedehntere Bestrahlungsmethoden wie Abschnitts-, Teilkoerper- und Ganzkoerperbestrahlung entwickelt, wobei aufgrund des grossen Zielvolumens eine Beschraenkung auf niedrige Strahlendosen noetig ist. Eine Strahlentherapie von Haemoblastosen in Form der extracorporealen Blutbestrahlung wird selten durchgefuehrt, stellt aber auch besondere Anforderung an Personal und Technik. (MG)

 Die Entwicklung der letzten Jahre laesst erkennen, dass die Therapie mit offenen Radionucliden eine eindeutige Vorrangstellung nur bei der Behandlung folliculaerer Schilddruesenkrankheiten behaupten konnte. Daneben sind die Palliativerfolge bei der Behandlung von Sekundaererscheinungen maligner Tumoren beachtenswert. Eine entscheidende Fortentwicklung ist aber nur durch Einfuehren neuer Radiopharmaka mit besseren Anreicherungsquotienten zu erwarten. Einige der beschriebenen Methoden beduerfen noch des kritischen Vergleiches mit anderen therapeutischen Massnahmen, ehe sie als Standardmethoden anerkannt werden koennen. (orig.)