Bei Krypto ist ein umfassendes und verantwortungsbewusstes Risikomanagement wichtig

Bei Kryptowährungen scheiden sich die Geister. Die eine Seite betont die Vorteile dieser neuen Assetklasse, die Kritiker verweisen auf die hohe Schwankungsbreite und andere mögliche Nachteile. Umso wichtiger sind die Regulierung und das Risikomanagement. In diesem Kontext kommt auch der Verwahrung eine besondere Rolle zu. INTELLIGENT INVESTORS sprach zu diesen Aspekten mit Philipp Voßeberg, Teamleiter Risk Management Financial Assets bei der HANSAINVEST.
6. Januar 2025
Philipp Voßeberg - Foto: Copyright HANSAINVEST

Bei Kryptowährungen scheiden sich die Geister. Die eine Seite betont die Vorteile dieser neuen Assetklasse, die Kritiker verweisen auf die hohe Schwankungsbreite und andere mögliche Nachteile. Umso wichtiger sind die Regulierung und das Risikomanagement. In diesem Kontext kommt auch der Verwahrung eine besondere Rolle zu. INTELLIGENT INVESTORS sprach zu diesen Aspekten mit Philipp Voßeberg, Teamleiter Risk Management Financial Assets bei der HANSAINVEST.

INTELLIGENT INVESTORS: Herr Voßeberg, Kryptowährungen gelten in der traditionellen Investmentwelt derzeit noch als relativ neues Phänomen. Welche regulatorischen Herausforderungen sehen Sie aktuell für Fonds, die in Krypto investieren wollen?

Philipp Voßeberg: Die größten Herausforderungen liegen in der Regulierung. Krypto ist noch eine junge Assetklasse und viele Aufsichtsbehörden haben zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht überall klare und einheitliche Regeln aufgestellt. In Europa gibt es zwar erste Ansätze, aber die Regelungen sind von Land zu Land unterschiedlich. In Deutschland dürfen Fonds zum Beispiel unter bestimmten Bedingungen in Krypto investieren, aber es gibt hier klare Grenzen. Für Publikumsfonds wie OGAW/UCITs-Fonds sind die Möglichkeiten eher begrenzt – direkte Krypto-Investitionen sind nicht erlaubt. Bei Spezialfonds hingegen gibt es mehr Flexibilität und sie können sogar vollständig in Krypto anlegen. Das schafft zwar Chancen, aber auch viele Unsicherheiten und Undurchsichtigkeiten, weil noch nicht alles endgültig geregelt ist.

 

II: Wie kann ein Fonds konkret in Kryptowährungen investieren und welche Beschränkungen gelten hier? 

Voßeberg: Momentan können Fonds auf verschiedene Weise in Krypto investieren, aber es hängt wie gesagt stark von der Art des Fonds ab. Publikumsfonds, wie OGAW/UCITs-Fonds, dürfen nicht direkt oder über Derivate in Krypto-Token investieren, was bedeutet, dass hier vor allem Aktien von Kryptounternehmen oder Zertifikate auf Kryptowährungen infrage kommen. Diese indirekten Beteiligungen sind jedoch ebenfalls stark zu beschränken. Für Spezialfonds sieht es etwas anders aus – sie dürfen, je nach Ausgestaltung, vollständig direkt in Kryptowährungen investieren. Der Haken dabei ist aber, dass diese Fonds meist nur institutionellen oder professionellen Anlegern zugänglich sind, also nicht für Privatanleger.

 

II: Inwiefern unterscheidet sich Deutschland von anderen EU-Staaten, wenn es um die Regulierung von Krypto in Fonds geht? 

Voßeberg: Deutschland hat tatsächlich eine etwas progressivere Haltung, vor allem, was Krypto-Zertifikate angeht. Die BaFin erlaubt es unter bestimmten Bedingungen, dass OGAW-Fonds Krypto-Zertifikate erwerben können, was in Ländern wie Luxemburg oder Irland nicht möglich ist. Für Privatanleger ist das eine interessante Möglichkeit, um im streng regulierten Umfeld an Krypto zu partizipieren, ohne direkt Kryptowährungen zu halten. Allerdings müssen wir hier vorsichtig sein, denn die ESMA plant, ihre Richtlinien für sogenannte „eligible assets“ zu überarbeiten, was bedeutet, dass es in der Zukunft Änderungen geben könnte – möglicherweise auch in Deutschland.

 

II: Krypto-Assets sind hochvolatil und risikoreich. Wie wird das Risikomanagement in Bezug auf Krypto in Fonds umgesetzt? 

Voßeberg: Ja, das stimmt – Krypto ist extrem volatil und risikobehaftet. Deshalb ist es so wichtig, dass wir ein umfassendes und verantwortungsbewusstes Risikomanagement anwenden. Das fängt damit an, dass wir jeden Token, den wir in Betracht ziehen, sehr genau prüfen – sowohl qualitativ als auch quantitativ. Wir müssen sicherstellen, dass Krypto in die Markt- und Liquiditätsrisikobewertung einbezogen wird und wir führen regelmäßig Stresstests durch. Es geht also nicht nur darum, die Chancen zu sehen, sondern die Risiken immer im Blick zu behalten. Wir sind auch verpflichtet, unsere Anleger umfassend aufzuklären, damit sie verstehen, worauf sie sich einlassen.

 

II: Können Sie uns einen Überblick über die wesentlichen Risiken von Krypto-Assets geben?

Voßeberg: Die Liste der Risiken bei Krypto ist lang. Neben der schon erwähnten Volatilität gibt es Risiken wie Marktmanipulation, Liquiditätsprobleme oder auch technische Risiken, wie Fehler im Code eines Tokens oder gar absichtliche „Backdoors“. Es gibt auch spezielle Risiken wie „Hard-Forks“, bei denen eine Blockchain in zwei verschiedene Chains aufgespalten wird, was unvorhersehbare Konsequenzen haben kann. Und dann kommen noch die regulatorischen Risiken hinzu, weil sich die Vorschriften ständig ändern. Gerade Privatanleger sind sich dieser vielen Risiken oft nicht bewusst und deshalb ist es unsere Aufgabe, diese Risiken transparent zu kommunizieren und Aufklärungsarbeit zu leisten.

 

II: Gibt es Unterschiede in der Handhabung von Krypto-Zertifikaten und nativen Krypto-Token?

Voßeberg: Der große Unterschied ist, dass bei Krypto-Zertifikaten das Verwahrungsrisiko auf den Emittenten des Zertifikats übergeht, während bei nativen Token der Fonds für die Verwahrung verantwortlich ist. Manche würden sagen, das macht Zertifikate sicherer, aber es bringt eben auch das Emittentenrisiko mit sich – sprich, wir sind abhängig davon, dass der Emittent stabil bleibt. Deshalb wenden wir bei der Auswahl von Krypto-Zertifikaten dieselben strengen Kriterien an wie bei nativen Token. Zusätzlich bewerten wir natürlich das Risiko des Zertifikate-Emittenten.

 

II: Wie sieht der Auswahlprozess für Krypto-Token bei Ihnen konkret aus?

Voßeberg: Wir haben einen sehr strukturierten Auswahlprozess, den wir gemeinsam mit Partnern wie der Universität Klagenfurt, der Wirtschaftskanzlei Osborne Clarke und der DLC Distributed Ledger Consulting GmbH entwickelt haben. Zuerst prüfen wir grundlegende Ausschlusskriterien, wie etwa die Art des Tokens oder den verwendeten Hash-Algorithmus. Wenn ein Token diese Hürde nimmt, bewerten wir ihn anhand von qualitativen und quantitativen Merkmalen, wie zum Beispiel der Nachrichtenlage oder der Marktkapitalisierung. Dann wird der Token von einem internen Gremium nochmal auf Themen wie Compliance und Geldwäsche-Risiken überprüft. Wenn alles passt, wird der Token zur Investition freigegeben.

 

II: Wie stellen Sie sicher, dass Krypto-Token laufend überwacht werden?

Voßeberg: Das ist ein fortlaufender Prozess. Wir bewerten täglich jeden Token neu und ermitteln dabei einen Score. Wenn sich dieser Score verschlechtert und ein Token „rot“ wird, nehmen wir ihn sofort aus dem investierbaren Universum heraus. Es kommt auch vor, dass sich ein Token wieder erholt, aber das bedeutet nicht, dass er automatisch wieder ins Portfolio kommt – der gesamte Auswahlprozess wird dann von vorne gestartet. So stellen wir sicher, dass nur stabile und langfristig interessante Token in unseren Fonds bleiben.

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