Eine „Wenn es funktioniert, muss ich nichts ändern“-Mentalität mögen manche Künstler:innen an den Tag legen. Koe Wetzel hingegen nimmt die Dinge gerne auseinander. Auf dem Nachfolger seines 2022 erschienenen Albums „Hell Paso“ findet der kultige Singer-Songwriter neue Klänge, für die er sich einen neuen Partner ins Boot holte: Gabe Simon (Noah Kahan, Zach Bryan) produzierte ein genreübergreifendes Album, das Wetzels bisher spaßigstes und freiestes ist. „Ich wollte, dass die Leute bei dieser Aufnahme sehen, dass ich als Musiker und Künstler viele verschiedene Facetten habe“, sagt Wetzel. „Wenn sie sich nicht nur ein paar Songs herauspicken und sich darüber eine Meinung bilden, sondern das ganze Album hören, dann sagen sie vielleicht: ‚Okay, jetzt wird es uns etwas klarer. Vielleicht ist er doch ein ganz passabler Künstler, ein ganz passabler Musiker.‘“ „Passabel“ ist eine Untertreibung, denn Wetzels tiefe, satte Stimme und sein erfrischend klischeefreies Songwriting sorgen für einige der interessanteren Melodien, die das Country-Genre zu bieten hat. Zu den Highlights auf „9 Lives“ gehören der Titelsong mit seinem stampfenden Beat und einem unwiderstehlichen Refrain sowie „Leigh“, eine clevere, humorvolle Anspielung auf eine populäre Variation von Frauennamen. Als Gäste dabei sind HARDY auf „Bar Song“, einem weiteren eingängigen Mitsinglied, das mit Sicherheit ein Fan-Favorit werden wird, und die Nachwuchskünstlerin Jessie Murph, die auf „High Road“ ihr Selbstbewusstsein unter Beweis stellt. Wetzel hat zudem zwei Coverversionen von verstorbenen Künstlern auf das Album gepackt: „Depression & Obsession“ von Hip-Hop-Wunderkind XXXTENTACION und „Reconsider“ des beliebten Country-Singer-Songwriters Keith Gattis. Im Folgenden geht Wetzel näher auf einige der wichtigsten Tracks ein. „Leigh“ Wir hatten eine Liste mit Namen, bestimmt 30, und sagten uns: „Es wäre wirklich cool, diesen Song zu schreiben.“ Ich glaube, es war zunächst nur ein Scherz, aber als wir dann so richtig drin waren, fanden wir: „Das ist irgendwie der Hammer.“ Ich dachte: „Die Leute werden das falsch verstehen. Diese Frauen werden das alles falsch auffassen.“ Es hat uns Spaß gemacht, den Song zu schreiben. Und ja, es ist ein sehr abwechslungsreicher Song. Er hat seine Höhen und Tiefen, aber es ist ein lustiges Stück. „High Road“ (feat. Jessie Murph) Wir griffen auf eine vergangene Beziehung zurück, die ich vor einiger Zeit hatte. Wir tauchten tief in jedes Detail ein, was passiert ist, wenn wir uns gestritten haben. Ich erinnerte mich an frühere Erfahrungen bei einem bestimmten Streit oder wie ich darauf reagierte. Manchmal blieb ich da, dann sagte ich: „Hey, wenn schon, dann legen wir alles auf den Tisch. Lass es uns anpacken.“ Und manchmal sagte ich: „Weißt du was? Ich lasse dich erst mal in Ruhe und bin mal weg.“ Also, keine Ahnung. Wir sind immer wieder alles durchgegangen und haben sämtliche Details herausgearbeitet. Und dann war das ein weiterer dieser Songs, die sich ziemlich schnell wie von selbst schreiben. „Reconsider“ Ich hoffe, ich bin dem Song gerecht geworden. Keith [Gattis] und Charlie [Robison] mögen in Frieden ruhen. Ich bin ein bisschen traurig, dass ich [Gattis] nie getroffen habe, als er noch lebte. Der Einfluss, den er auf so viele Künstler:innen in Texas und in Nashville und auf die Country-Musik im Allgemeinen hatte, ist verrückt und wunderschön. Ich schickte den Song an Wade Bowen, und [Gattis] und Wade waren wirklich gute Freunde. Er hinterließ mir eine Voicemail und meinte: „Alter, ich bin glücklich und traurig und weine.“ Er schrieb: „Alter, der Song ist phänomenal. Du hast ihn gerockt.“ Hoffentlich bin ich dem Song gerecht geworden, aber ich wollte einfach eine kleine Ode an Keith Gattis und Charlie auf dem Album haben. „Bar Song“ (feat. HARDY) Wir wollten schon immer mal einen Song zusammen machen. Er fragte mich, ob ich bei „.30-06“ auf seinem Album mitmachen wollte, aber ich konnte nicht. Ich versuchte zur gleichen Zeit, mein Album fertigzustellen, und bekam es nicht auf die Reihe. Wir hatten also „Bar Song“ und überlegten, wer dabei sein sollte. Ich meinte: „Ich glaube, HARDY ist die einzig wahre Lösung für diese Aufgabe.“ Und so habe ich ihn kontaktiert. Ich fragte ihn: „Alter, hättest du Lust, eine Strophe beizusteuern?“ Und er hat seine Strophe eingesungen, und es ist großartig geworden. „Last Outlaw Alive“ Für mich sind Outlaws Leute, die ihren eigenen Weg gehen und sich nicht nach der Norm richten. Die sich nicht in das zwängen lassen, was die Leute denken, dass sie sein sollten, oder was die Musikbranche denkt, dass Künstler:innen sein sollten, sondern einfach ihr eigenes Ding machen und sich nicht darum scheren, was andere darüber denken. Wenn wir den Begriff so verwenden, dann gibt es in diesem Genre und in der Musik im Allgemeinen eine ganze Menge Outlaws. Aber ja, es gibt eine Menge von ihnen. Ich glaube einfach, dass durch die sozialen Medien und alles, was im Moment passiert, noch viel mehr von ihnen auftauchen werden.