

Bei der Arbeit an einem zweiten Album gibt es viele Meinungen und Vorschläge von aussen. Sind die Songs gut? Haben sie Hitpotenzial? Bei Megan Moroney war das nicht anders. Doch statt auf andere zu hören, wählte sie die Lieder aus, die ihr besonders am Herzen liegen. „Das ist mein Leben. Niemand will, dass ich ein besseres zweites Album mache als ich selbst, und ich werde die Songs veröffentlichen, die mir gefallen“, sagt sie gegenüber Apple Music. „Ich bin diejenige, die diese Lieder aufführen muss. Ich bin stolz auf sie. Und wenn es nicht dein Ding ist, dann ist es doch gut, dass es eine Million andere Künstler:innen da draussen gibt.“ Tatsächlich zeigt „Am I Okay?“ keine Anzeichen für eine Flaute, wie man es oft bei Zweitwerken beobachten kann. Wie sein Vorgänger, das 2023 erschienene Album „Lucky“, enthält es einen Mix aus frechen Abschiedssongs und schmerzhaften Balladen – letztere sind ein Produkt von Moroneys augenzwinkernder, selbsternannter „Emo-Cowgirl“-Persönlichkeit. Zu den Höhepunkten des Albums gehören die mitreissende Rockhymne „Indifferent“ und der süsse und optimistische Titelsong, in dem sich Moroney in „einen 188 cm großen Traum“ verliebt. Ernstere Momente in ihrem Songwriting zeigt Moroney im herzzerreissenden, von Trauer geprägten „Heaven By Noon“ und in dem verletzlichen Schlussstück „Hell of a Show“. Im Folgenden gibt Moroney Einblicke in einige der wichtigsten Songs. „Am I Okay?“ Die Leute werden wahrscheinlich denken, dass es ein herzerschütternder Song ist, aber das ist er nicht. Es ist eher so, als wärst du ausnahmsweise mal glücklich und würdest dich fragen: „Oh mein Gott. Bin ich okay?“ So habe ich mich auch mal gefühlt. Als ich Hoffnung in eine Beziehung mit einem Typen hatte, dauerte es, glaube ich, ein oder zwei Monate, bis er sein wahres Gesicht zeigte. Aber wir leben und wir lernen. Wir haben einen guten Song daraus gemacht und setzten die Arbeit fort. „No Caller ID“ Ich habe ihn auf den „Lucky“-Konzerten gespielt. Es war eine Art Leckerbissen, ein unveröffentlichter Song, den man nur bei den „Lucky“-Shows hören konnte. Doch dann wurde er natürlich auf TikTok gepostet, und verschiedene Videos des Tracks tauchten auf. Ich nahm also an, dass die Leute den Song mögen, aber ich konnte nicht davon ausgehen, dass er so einschlagen würde, wie er es tat. „Indifferent“ Ein Song wie „Indifferent“ war einfach das, was ich zu der Zeit durchgemacht habe. Im Studio dachte ich aber: „Okay, weil dieser Song so geworden ist, wie er ist, müssen wir ihn rocken lassen. Wir müssen dafür sorgen, dass er wirklich hart ist, denn er wird bei den Liveshows der Hammer sein.“ Nachdem der Song geschrieben war, haben wir im Studio dafür gesorgt, dass er so umgesetzt wurde, wie wir es wollten. „Miss Universe“ „Miss Universe“ ist im Grunde eine Geschichte darüber, wie man hofft, dass dein:e Ex nach der Trennung eine „schlechtere“ Wahl trifft und es dann nicht tut. Man denkt sich dann: „Oh, um dieses Gefühl geht es also“. Ich denke mir: „Wie hast du sie nur bekommen?“ Es ist einfach eine Geschichte darüber, wie man möchte, dass sie eine weniger beeindruckende Person finden, doch stattdessen treffen sie eine deutlich „bessere“ Wahl. „Heaven By Noon“ Ich hatte bereits den Titel „Heaven By Noon“ und stellte ihn Jessie Jo Dillon und Matt Jenkins vor. Wir hatten schon „Girl in the Mirror“ zusammen geschrieben, ebenfalls ein schmerzlicher Song. Daher wusste ich, dass ich die beiden brauchte, wenn wir wieder einen emotionalen Track schreiben wollten. Wir nutzten unsere eigenen Erfahrungen, um ihn zu schreiben. Es ging darum, dass man nicht weiss, wann das letzte Mal ist, dass man jemanden sieht. Viele wissen das nicht, aber mein Onkel starb am 11. September 2001. Als ich diesen Song schrieb, dachte ich an meine Tante, weil das Letzte, worüber sie sprachen, ein Ölwechsel war. Und das ist vermutlich nicht das, was sie ihm gesagt hätte, wenn sie gewusst hätte, dass es das letzte Mal sein würde. „Hell of a Show“ Ich war eine Weile selbst in dieser Situation und wusste, dass sie toxisch war. Ich hoffte immer, dass es besser werden würde, aber schliesslich schrieb ich es als Gedicht auf dem Rücksitz im Bus, gleich nach einer Show. Danach nahm ich eine Gitarre und fügte eine Melodie hinzu. Es war eine dieser Situationen, in denen ich dachte: „Ich habe eine ausverkaufte Tour. Bei meinem Debütalbum – ausverkauft. Die Leute kommen schon um 10 Uhr morgens. Sie tragen Shirts [von mir]. Es ist alles, was ich mir je gewünscht habe. Doch ich weine, bevor ich auf die Bühne gehe. Wegen eines Idioten.“ Und ich denke: „Du ruinierst mir all die schönen Momente.