„Das Schreiben an diesem Projekt war beinahe eine Therapie“, sagt Becca Hatch gegenüber Apple Music. „Im letzten Jahr stand es gewissermassen stellvertretend für mein Erwachsenwerden, für meine Entwicklung zur Frau.“ Diese Reise prägt „MAYDAY“, eine EP, die sowohl vor Verletzlichkeit als auch vor Tapferkeit strotzt. Dabei bewegt sich die im Westen Sydneys geborene Sängerin weg vom R&B und Soul früherer Singles wie „2560“ (2020). Stattdessen pflegt sie einen energetischeren Dance-Sound, bezieht sich auf Genres wie Jersey Club („Think of You“) und Drum ’n’ Bass („Bass Keeps Calling“). „In den letzten Jahren war ich deutlich häufiger in Clubs unterwegs. Die dortige Kultur und Dance-Musik inspirierten mich bei der Entwicklung des Projekts viel stärker“, sagt sie lächelnd. „Die ursprüngliche Idee war ein reines Dance-Projekt.“ Doch im Laufe der Zeit entwickelte sich dieser Ansatz weiter: Um Probleme in ihrem persönlichen Leben zu bewältigen, griff Hatch auf die tiefere emotionale Kraft ihrer Soul- und R&B-Wurzeln zurück. „Daraus wurde eine Mischung aus verschiedenen Dingen. Es ist Dance-Musik, die dennoch gewisse R&B- und Soul-Elemente in sich trägt“, sagt sie. „Als ich mit dem Schreiben begann, war ich in einem ziemlich schlechten mentalen Zustand, mir ging es nicht besonders gut. Aber im Laufe des Schreibens und der Arbeit an dem Projekt spielten Widerstandskraft, Wachstum und die Wiedererlangung der eigenen Macht eine bedeutende Rolle. Es wurde in gewisser Weise zum Liebesbrief an mich selbst.“ Die Sängerin nannte die EP ‚MAYDAY‘, weil viele der Songs „wie Hilferufe“ klingen. Hier spricht sie mit Apple Music über die verschiedenen Facetten der einzelnen Tracks. „Bass Keeps Calling“ (mit Tentendo) Es ist ein Lied darüber, auszugehen. Eine wilde Zeit zu haben und einfach eine verrückte Nacht zu erleben. Als ich den Song schrieb, hab ich genau das getan. „Incapable“ Ich habe dieses Stück gegen Ende des Projekts verfasst. Ich hörte damals viel 070 Shake und diesen Producer namens Tchami. Ich wollte etwas aufnehmen, das sich rot und dunkel anfühlt – das Gegenteil von dem, was die Leute vielleicht von mir erwarten. In dem Song geht es darum, verletzt zu werden. Wenn einem das passiert, fällt es schwer, anderen zu vertrauen und neue Beziehungen einzugehen. Für gewöhnlich spreche ich über die Liebe und darüber, Spass zu haben. Das ist das Gegenteil davon. „Think of You“ Die Idee hinter diesem Song: Man versucht, eine gute Zeit zu haben. Aber irgendetwas im Hinterkopf macht es einem echt schwer, sich zu amüsieren. Ich schätze, der Song beschreibt das Gefühl, wenn man ständig an jemanden denken muss oder etwas einen daran hindert, wirklich Spass zu haben. „One of One“ Ich komponierte diesen Track in der Mitte der Produktionsphase. Viele der anderen Lieder waren traurig und handelten von negativen Dingen, aber hier geht es eher darum, dass es eine Person gibt, auf die man sich voll und ganz verlassen kann. In einer wirklich miesen Zeit musste ich mich daran erinnern, dass es Menschen gibt, die immer zu mir standen. Für diese dankbar zu sein, ist wichtig. Darum dreht sich „One of One“. „Leave Me Low“ Wenn ich etwas durchmache, verlasse ich mich ungern auf viele andere Menschen. Ich möchte nicht, dass sich irgendwer in einer Beziehung festgefahren fühlt oder den Eindruck hat, an meiner Seite sein zu müssen. Ich weiss, dass ich ziemlich intensiv bin – ich bin eine sehr hektische Person! Das Thema des Songs lautet, so denke ich: „Würdest du mich im Stich lassen? Wenn es darauf ankäme und etwas passieren würde, würdest du mich dann zurücklassen?“ Diese Frage stelle ich hier. „Crash“ Wenn du eine schwere Zeit hinter dir hast [und] darauf zurückblickst, bist du beinahe stolz. Vielleicht kicherst du ein bisschen vor dich hin und denkst: Ich kann nicht glauben, dass ich traurig war oder dass ich das alles durchgemacht habe. Ich denke, so geht es mir mit diesem Projekt und speziell mit diesem Song, denn er ist dessen Kernstück. „Hold Me“ „Crash“ fühlt sich an, als würde es in seiner eigenen Welt existieren. Ich musste also etwas machen, das „Crash“ und die ganze Dance-Musik miteinander verbindet. Das war die Absicht bei der Session zu diesem Song. Aber ich hatte auch diese ganze traurige Musik geschrieben. Ich musste also innehalten und mir selbst sagen: „Ich bin kein schlechter Mensch, ich bin eigentlich ganz in Ordnung. Ich muss auf mich selbst hören und meinem Bauchgefühl vertrauen und mich um mich selbst kümmern.“ Manchmal, wenn es richtig hektisch wird, vergesse ich, mich selbst an die erste Stelle zu setzen. Dabei ist das sehr wichtig. „Settle Down“ „Settle Down“ markierte einen Wendepunkt für mich. Zum ersten Mal schlüpfte ich in eine Rolle, in der ich sagte: „Ich hole mir meine Macht zurück, ich lasse mir nichts mehr gefallen und ich werde tun, was ich will. Ich habe keine Angst, und ich fürchte mich nicht vor dir. Du solltest dich eigentlich vor mir fürchten.“ So habe ich mich gefühlt, als ich diesen Song schrieb. Es fällt mir schwer, wütende Musik zu machen. Aber an diesem einen Tag war ich wirklich sauer. Ich dachte: „Weisst du was? Ich werde einfach einen Song schreiben, in dem ich sage: ‚Hey, verpiss dich. Heute hole ich mir meine Macht zurück und werde keine Angst mehr haben.‘“
- Eves Karydas
- Milan Ring
- Jerome Farah
- Vetta Borne