Lauv ist ein Popstar, der Liebe und Leben an die Generation Achtsamkeit weitergeben möchte – eine Position, die er sehr ernst nimmt. „Künstler werden dazu verleitet, nur ihr Ding zu machen. Das empfinde ich als äusserst schädlich“, so Lauv gegenüber Apple Music. Im Streben nach einer Gegenposition hat der Sänger The One Man Boyband erschaffen, eine exzentrische Online-Videoserie, die als Grundlage für sein Debüt-Studioalbum „~how i’m feeling~“ dient. „Wir haben diese sechs unterschiedlichen Charaktere erschaffen, die für verschiedene Seiten meiner Persönlichkeit stehen“, erklärt er. „Ich wollte eine Möglichkeit finden, das bildlich in einer einfachen, aber auch humorvollen Art und Weise darzustellen.“ „~how i’m feeling~“ zeigt den als Ari Staprans Leff geborenen Künstler in 21 Tracks, in denen er unterschiedliche Gefühlswelten offenbart: Lila (existenziell), Blau (hoffnungslos romantisch), Rot (pikant), Gelb (positiv), Grün (albern) und manchmal Orange (Idiot). Auch wenn die Themen des Albums sehr persönlich sind, arbeitet Lauv mit vielen Gästen zusammen. Jeder von ihnen bringt eine neue Seite von Lauv hervor. Für die Flamenco-inspirierte, zweisprachige Pop-Hymne „El Tejano“ bekommt er Unterstützung von Sofía Reyes, während er in der winterlichen Ballade „Who“ zusammen mit den K-Pop-Superstars BTS Harmonien aufschichtet. Lauv führt uns im Folgenden durch einige der farbkodierten Albumtracks und lässt uns an der unterhaltsamen Ergründung seiner vielen Persönlichkeits-Facetten teilhaben. Drugs & The Internet (Orange & Purple) „Der erste Song, den ich für das Album geschrieben habe. Zuvor hatte ich mich vor allem Love- und Herzschmerz-Songs gewidmet, hoffnungslos romantisch, blablabla. Dann wollte ich neue musikalische Wege beschreiten und mich nicht mehr einschränken. Das ist auch ein erheblicher Aspekt des generellen Konzepts. Ich hatte den Eindruck, dass ich mich vorher als Künstler zu sehr zurückgehalten und nur eine Seite von mir gezeigt hatte.“ fuck, i’m lonely (feat. Anne-Marie) [von „13 Reasons Why“, Staffel 3] (Blue) „Songs, die schnell entstehen, sind in der Regel die besten. Auf meiner Tour kreierte ich den Beat – in einem Flughafen. Als ich wieder nach Hause kam, hing ich mit meinem besten Freund ab. Mit ihm arbeite ich häufig an Songs. Der Refrain leitete sich von unserer Unterhaltung ab. Der ganze Song schrieb sich dann ziemlich schnell. Es fühlte sich an wie einer dieser catchy Songs, von denen ich mir vorstellen kann, dass Leute sich damit identifizieren können. Ich schickte ihn Anne-Marie – und sie machte einen absoluten Kracher daraus.“ Sims (Blue) „‚Sims‘ war ein sehr wichtiger Song für mich – vor allem, weil wir dafür einen Kurzfilm gedreht hatten. Das war eine der Möglichkeiten, mit denen wir das Konzept der verschiedenen Charaktere in The One Man Boyband aufzeigten. Fun Fact über den Song: Ich weiß gar nicht allzu viel über das Spiel ‚Sims‘. Doch in dem Song geht es vor allem um die Frage, wie man eine bestimmte Situation unterschiedlich handhaben kann. Zum Beispiel eine romantische Begegnung: Du triffst jemanden auf einer Party und kriegst keinen Ton raus oder findest nicht die richtigen Worte. Die Person geht und du fragst dich, ob sie deine Frau hätte werden können – oder irgendeine andere Situation in die Richtung.“ Billy (Green) „Mein Lieblingscharakter ist Grün, weil er alles nicht so erst nimmt. Er ist ziemlich schräg und taucht nicht allzu oft auf. Ich hab keine Ahnung, wie der Song entstanden ist. Ich hatte eine wirklich sehr schwierige Zeit mit schlimmen Depressionen. Zudem wurde bei mir OCD diagnostiziert. Also habe ich einige Songs darüber geschrieben. Mir wurden schliesslich Anti-Depressiva verschrieben, und eines Tages war ich auf einmal ständig unglaublich glücklich – wie aufgedreht. Innerhalb einer Woche kaufte ich ein Haus, bekam meinen Hund und besorgte mir all diese Kunst. Ich drehte völlig durch, so dass meine Freunde sich natürlich fragten: ‚Was zur Hölle geht hier vor? Du warst gerade noch völlig depressiv. Das ist nicht normal.‘ Im Grunde war ich auf eine Art manisch, total aufgekratzt. Wenn ich an einem Song arbeitete, konnte innerhalb von zehn Minuten plötzlich ein ganz anderer entstehen. ‚Billy‘ war einer dieser Tracks – er kam quasi aus dem Nichts, als ich an etwas anderem arbeitete. Mein Hund heisst Billy, daher vermutlich der Titel.“ Feelings (Blue) „Dieser Song könnte der einzige auf dem Album sein, den ich selbst abgemischt habe. Er war einer meiner Babys, so dass mir besonders wichtig war, wie er klingt. Jaime, eine meiner besten Freundinnen, die mich auch in Sachen A&R unterstützt, meinte: ‚Oh, ich kenne einen grossartigen Produzenten, der dir bei diesem Song helfen kann.‘ Also traf ich ihn und wir waren sofort auf einer Wellenlänge. Seine Freundin Andrea, auch eine hervorragende Songwriterin, kam hinzu, und innerhalb von einer Stunde schrieben wir ‚Feelings‘, was also eher zufällig entstand. Das hatte ich nicht erwartet.“ Canada (feat. Alessia Cara) (Yellow & Blue) „Ich datete diese Frau, und sie schickte mir einen Screenshot von angesagten Themen auf Twitter. Das Top-Thema an jenem Tag war: ‚Studien zeigen, dass man die beste Lebensqualität in Kanada findet‘. Ich schrieb den Song zusammen mit der wunderbaren Phoebe Bridgers und schickte ihn dann Alessia, weil ich mir sicher war, dass sie etwas Grossartiges damit anstellen würde. Ich lebe nun seit dreieinhalb Jahren in L.A. und ging vorher vier Jahre in New York zur Schule. Zum jetzigen Zeitpunkt wäre es für mich sehr schwierig, nicht in einer Stadt zu leben, weil ich immer Action um mich herum brauche. Versteht mich nicht falsch: Ich liebe die Natur und alles, aber ich würde einfach verrückt werden.“ For Now (Blue) „Die Produktion meiner Shows ist sehr opulent – es gibt wirklich wunderbare Momente, riesige Videowände und viel Inhalt. Aber für diesen Song fahre ich alles runter und beschränke mich auf ein Mikrofon und meine Akustikgitarre. Ich muss die ganze Halle dazu bringen, ruhig zu sein, damit die Leute mich hören können. Ich war nervös, dass es vielleicht nicht funktioniert, doch in 99,9 Prozent der Fälle lief es. Ich hatte gerade angefangen zu spielen, als jemand aus dem Publikum etwas dazwischen rief, so dass ein anderer aus der Menge sich umdrehte und rief: ‚Halt die Klappe!‘ Man kann das als Video auf TikTok finden. Es ist einer meiner Lieblingsmomente in der Show, weil immer etwas Unvorhergesehenes passieren kann.“ Mean It (Red) „Ich fing vor einer ganzen Weile in New York mit den Schreiben des Songs an – mit zwei meiner besten Freunde, Michael Pollack und Michael Matosic. Ich kam aber nicht so recht voran. Dann hatte ich mich mit Paul [Klein] von LANY unterhalten und wir hingen zusammen ab. Auf Twitter gab es oft Posts wie ‚LANY und Lauv, Lauv und LANY, sie sollten mal etwas zusammen machen‘ und so weiter und so fort. Als ich das erste Mal nach L.A. kam, entdeckte ich ihre Musik und hörte sie, seit sie ihre Sachen auf SoundCloud veröffentlichten. Als ich mich noch nicht Lauv nannte, hatte ich ein DJ-Projekt, unter dem ich Remixe machte. Eines Nachts produzierte ich einen Bootleg-Remix für ‚I Love You So Bad‘. Ich glaube, sie wissen das gar nicht, aber ich war definitiv ein langjähriger Fan von ihnen. Meine Mutter ist besessen von ‚Mean It‘. Als es veröffentlicht wurde, meinte sie: ‚Pauls Stimme ist so fantastisch.‘ Vielleicht hat sie eine leichte Schwäche für Paul.“ Tell My Mama (Orange) „Ich beziehe mich auf Dinge, Drogen und was auch immer. So wie ich manchmal darüber singe, höre ich es mir an und denke: ‚Okay, das ist ein ziemlicher Idiot.‘ Manche mögen es so auffassen, als würde man damit prahlen oder sowas.“ Who (feat. BTS) (Purple) „Wenn man zum Refrain und den übereinandergelagerten Vocals kommt, den Background-Harmonien und so, denke ich: Das ist wirklich krass. Ich traf BTS in Wembley, und dort baten sie mich, den Remix für ‚Make It Right‘ zu machen – meinen Lieblingstrack von ihrem Album ‚MAP OF THE SOUL : PERSONA‘. Der Song hat brillante Melodien, einige der besten der Welt. Stellt euch vor, Ed Sheeran bei dem Song – ein absolut grosser Songwriter, klar, aber auch ein grossartiger Künstler und toller Mensch. Ich hatte das riesige Glück, mit ihm auf Tour gehen zu können. Jedes Mal, wenn ich in London bin und wir zusammen abhängen, versucht er, mir einen Bohnen-Wrap von Nando’s schmackhaft zu machen. Aber um ehrlich zu sein: Ich bin nicht so der Bohnen-Wrap-Typ.“ El Tejano (feat. Sofía Reyes) (Red) „Ich glaube, es bedeutet ‚Der Texaner‘. Kennt ihr das auch: Man zieht in eine neue Stadt und findet schnell seine Spots? Wir stiessen auf eine Restaurant-Bar namens El Tejano im Zentrum von L.A., und ich fing an, da drei- oder viermal die Woche hinzugehen. Das ist einer der chilligsten Orte überhaupt und sie haben einen guten Fisch-Taco. Meine besten Freunde und ich witzelten immer, dass man darüber mal einen Song machen müsste. Als wir den Song eines Tages stehen hatten, war mir klar, dass er mit aufs Album kommt. Ich schickte Sofía den Track, so wie ich ihn für gelungen hielt und wie er sein sollte, und sie sagte nur: ‚Yo, ich liebe El Tejano. Ich gehe da ständig hin.‘“ Tattoos Together (Gelb) „Ich traf mich regelmässig mit diesem Mädchen – und sehr, sehr schnell, nachdem wir zusammen waren, gingen wir nach Portland und liessen uns ein gemeinsames Tattoo stechen. So etwas hatte ich zuvor noch nie gemacht, ich bin normalerweise nicht so ein spontaner Typ. Ich weiss nicht genau, ob sie es immer noch hat. Es ist auch nicht der jeweilige Namen des anderen oder sowas, aber es ist ein wirklich süsses Tattoo. Und auch wenn die Beziehung nicht gehalten hat, steht es doch für eine Zeit in meinem Leben, in der ich sehr glücklich und sehr verliebt war. Ich habe ein paar wirklich dämliche Tattoos, aber zumindest in diesem Fall kann ich sagen, dass ich zu jener Zeit starke Gefühle hatte.“ Changes (Purple) „Dieser Song war wie eine Reise für mich. Ich begann mit dem Schreiben, bevor ich die Diagnose bekam. Ich möchte hier nicht dramatisch werden, aber ich verbrachte den ganzen Monat in meinem Bett, es ging mir wirklich dreckig. Die einzige Möglichkeit, mich dazu aufzuraffen, einen Song zu schreiben, war, mir ein kleines schäbiges Keyboard ins Schlafzimmer zu stellen. Ich habe das Glück, das tun zu können, was ich tue, und dass ich keinen Bürojob oder so etwas hatte, denn das hätte mich kaputt gemacht. So begann ich also mit ‚Changes‘, und beendete den Track, als es mir viel besser ging.“ Sad Forever (Purple) „Am besten lässt sich für mich der Unterschied zwischen Traurigkeit und Depression so beschreiben, dass es zwischen der Welt und mir diesen schweren Schleier gab. Es handelte sich nicht um normale Traurigkeit. Ich spürte einfach nichts mehr richtig, ich fühlte mich nahezu betäubt. Ich konnte nicht mehr wirklich Freude empfinden oder irgendwas anderes im Leben spüren. Ich dachte, dass ich mit der Musik aufhören wollte. Es fühlte sich nicht nach mir selbst an. Daraus ergab sich dann ‚Sad Forever‘. Eines Tages beschloss ich, einen kleinen Monolog mit meinem iPhone aufzunehmen. Im Auto eines Freundes sprach ich ungefiltert über alles, was in meinem Leben zu der Zeit von ‚Sad Forever‘ passierte. Jedes Mal, bevor ich den Song in meiner Show performe, gehe ich von der Bühne. Die Leinwand wird schwarz, der Text erscheint, und man hört dieses iPhone-Memo. Danach komme ich raus und spiele den Song.“ Modern Loneliness (Purple) „Ich weiss nicht warum, aber das ist so ein emotionales Lied für mich. Wenn der letzte Refrain kommt, ist es um mich geschehen. Das hier war der wichtigste Song für mich und ich liebe ihn so, so, so, so, so sehr.“
Andere Versionen
- 21 Titel
- Apple Music
- Jeremy Zucker
- Justin Bieber
- Bazzi
- Julia Michaels