„Mein Privatleben ist ein Desaster“, erzählt Halsey im Gespräch mit Zane Lowe, während sie über die Auswirkungen ihres kometenhaften Aufstiegs von der Indie-Aussenseiterin zum Pop-Superstar reflektiert. Viele der Songs auf „Manic“, dem emotionalen dritten Album der 25-Jährigen, entstanden in Zeiten des Aufruhrs. „Ich bin darauf impulsiv, ohne Filter, mehr vom Gefühl als vom Verstand geleitet“, beschreibt die Sängerin ihre neue Platte. „Ich nehme alles mit: ‚Wie wäre es, wenn dieser Song nach den Beach Boys klingt? Oder wenn es auf sechs Tracks kein Schlagzeug gibt?‘“ Das Resultat ist ein poetisches und mutiges Werk über Liebeskummer, Gesundheit und persönliches Wachstum. „Es geht nicht die ganze Zeit um Gerald“, stellt Halsey klar, in dem Bewusstsein, dass viele Leute nach Hinweisen für ihre Trennung von Rapper G-Eazy suchen werden. „In vielen Texten kehre ich zu Themen zurück, die ich nie aufarbeiten konnte, weil ich 19 war und Halsey hiess. Ich hatte keine Zeit, mich um mich selbst zu kümmern. Ich musste mich zusammenreissen. Und ich habe mich zu sehr zusammengerissen. Das war Teil meines Problems.“ Hier gibt Halsey einen tiefen Einblick in einige der intimsten Songs auf „Manic“.Ashley„Indem ich meinen echten Namen an den Anfang des Albums stelle, lade ich die Leute ein: ‚Hey, ich bin noch da, aber diesmal nehme ich euch auf eine etwas andere Reise mit.‘ Ein grosser Teil des Albums entstand in einer Zeit, in der ich mir meiner Sterblichkeit bewusster wurde. Manchmal bin ich obenauf und fühle mich so gut wie nie in meinem Leben. An anderen Tagen denke ich: ‚Wenn ich so weitermache, sterbe ich.‘ Dieser Song ist eine Einführung und eine Warnung: ‚Für dieses Album musste ich mein Innerstes nach aussen kehren. Und das werde ich auch weiterhin tun, während ich toure, promote und mich erkläre. Aber ich weiss nicht, wie oft ich das noch machen kann.‘“Forever ... (is a long time)„Auf jedem meiner Alben findet sich eine Art Trio: drei Songs in der Mitte, die einen Übergang bilden und hintereinander gehört werden sollten. Auf ‚Manic‘ sind das ‚Forever … (is a long time)‘, ‚Dominic‘s Interlude‘ und ‚I HATE EVERYBODY‘. In diesem Song verliebe ich mich. Das Instrumental ist in Dur, mit schönen, glitzernden Tönen und singenden Vögeln. Alles ist wunderbar, wie bei Cinderella. Und dann beginne ich zu grübeln. Das Klavier setzt ein, und mit dem Gedankenstrom kippt das Dur ins Moll und zeigt meinen Stimmungswechsel von optimistisch zu ängstlich an. Jetzt sabotiere ich die Beziehung und werde paranoid. Das wird böse enden. Schliesslich macht mir [Singer-Songwriter] Dominic [Fike, in ‚Dominic‘s Interlude‘] klar, dass ich meinem Partner besser sagen sollte, dass schlechte Nachrichten bevorstehen.“I HATE EVERYBODY„Irgendwann bin ich auf die Bremse gestiegen und habe gesagt: ‚Wir werden jetzt nicht alle Songs über die Person schreiben, die ich gerade date. Dieses Album handelt von mir. Ich sollte auch alleine genug Bedeutung haben. Du solltest nicht auf mich stehen, weil irgendein Rockstar, den du cool findest, auf mich steht. Darum geht‘s nicht mehr und darum hätte es auch nie gehen sollen.‘ Aber wenn du jung bist, bist du deiner eigenen Unsicherheit manchmal ausgeliefert. ‚I HATE EVERYBODY‘ handelt davon. Es geht darum, zu denken: ‚Sie respektieren seine Meinung. Wenn er mich mag, dann werden sie mich auch mögen.‘ Stopp. Falsch. Nein, nein, nein. Es geht hier um mich.“Finally„Ich habe gedacht: ‚Ich brauche ein Hochzeitslied, einen Song für den ersten Tanz.‘ Ich habe ihn um zwei Uhr morgens in meinem Wohnzimmer geschrieben, als ich mit Dom [YUNGBLUD] in einer Beziehung war. Ich hatte über den Abend nachgedacht, an dem wir uns trafen – eine Geschichte, die ich schon oft erzählt hatte und die mit jedem Mal romantischer wurde. Dabei habe ich realisiert, dass ich noch nie ein Liebeslied geschrieben habe, zumindest keines ohne einen Twist. Dies ist einfach ein sehr schöner, schlichter Song. Anfangs war ich mir nicht sicher. Er war nicht verrückt genug. Aber ich habe ihn an ein paar Freunde geschickt, die meinten, es sei der beste Song, den ich je geschrieben hätte. Und ich so: ‚Was? Das bin doch nur ich mit einer Gitarre.‘ Und sie sagten: ‚Ja, deshalb.‘“Alanis’ Interlude „Eine grosse Errungenschaft. Wenn nicht die grösste. Ich habe Alanis Morissette einen Brief geschrieben, und sie war im neunten Monat schwanger, vielleicht etwas weniger. Ich versuchte, ihr zu sagen, welch grossen Einfluss sie auf mein Leben hatte. Ich habe geschrieben, dass ich mich nicht getraut hätte, viele Dinge zu sagen, wenn sie sie nicht zuerst gesagt hätte. Und dass ich eine Platte darüber schreibe, was mich ausmacht, und mir diese nicht ohne sie vorstellen kann. Und sie sagte ja. Die ‚Interludes‘ stehen für verschiedene Beziehungen in meinem Leben: Dom für brüderliche Liebe und Alanis für sexuelles und professionelles Empowerment. Falls du es auf meinen letzten Alben noch nicht mitbekommen hast: Ich bin bi. Und ich wollte, dass dieser Song sehr queer wird. Mit wem liesse sich das besser machen, als mit Alanis, einer der Frauen, die mir als junger Mensch geholfen haben, mich mit meiner Sexualität wohlzufühlen?“killing boys„Hier geht‘s darum, so wütend zu sein, dass du denkst: ‚Ich breche ins Haus ein, gehe in sein Zimmer, schnappe ihn mir und sage zu ihm: „Hör zu, du Arsch, du redest jetzt mit mir.“‘ Mit schwarzem Hoodie und einem Freund als Fahrer. Es ist ein bisschen angelehnt an eine wahre Begebenheit, als ich tatsächlich bei jemandem ins Haus eingedrungen bin, auf der Suche nach Antworten. Ich war zu der Zeit echt manisch und so drauf: ‚Nein, ich muss da jetzt hin und einen Aufstand anzetteln.‘ Im Text heisst es: ‚I climb up to the window and I break in the glass/But I stop 'cause I don't want to Uma Thurman your ass‘. Es ist Satire, aber ich bin auch stinksauer.“More„Ich bin in der Vergangenheit sehr offen mit meinen reproduktiven Gesundheitsproblemen umgegangen: dass ich meine Eizellen einfrieren will, unter Endometriose leide und so. Lange Zeit dachte ich, dass ich nicht in der Lage sein werde, eine Familie zu haben, und das ist etwas, das mir sehr, sehr wichtig ist. Dann sagte mir mein Gynäkologe eines Tages, dass es vielleicht doch möglich ist. Das war ein sehr emotionaler Moment für mich. Es war wie der Aufstieg in eine andere Sphäre der Weiblichkeit. Plötzlich ist alles anders. Ich werde mich nicht zu Tode touren, weil ich sonst nichts zu tun habe und kompensieren muss, dass ich etwas anderes nicht haben kann. Jetzt habe ich eine Wahl, die ich vorher nie hatte. Lido [der Produzent Peder Losnegård] und ich haben das ausklingende Instrumental am Ende des Songs so gebaut, dass es wie ein Ultraschall klingt, als ob man die Geräusche aus dem Inneren einer Gebärmutter hört. Es ist eines der ungewöhnlichsten Stücke, die ich je gemacht habe.“
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