PS:

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„PS:“ ist ein ganz besonderes Album – wie könnte es auch anders sein. Steff la Cheffe gibt sich schliesslich nicht mit weniger zufrieden. Sie ist von der Beatboxerin aus Bern zu einer Künstlerin gereift, die sich von den Grenzen ihres Genres gelöst und ihre eigene musikalische Sprache gefunden hat. Bis zu einer neuen Veröffentlichung können da schon mal fünf Jahre verstreichen: Steff präsentiert der Welt erst dann neue Musik, wenn sie das Gefühl hat, etwas Neues über sich und das Leben herausgefunden zu haben. Umso spannender, dass zwischen „PS:“ und dem Vorgänger „Härz Schritt Macherin“ diesmal nur knapp zwei Jahre vergangen sind. Warum das so ist und welche Geschichten sie auf Album Nummer vier erzählt, hat sie uns Track für Track verraten.Schritt„Ich dachte nach ‚Härz Schritt Macherin‘ zunächst, ich hätte zum Thema Liebe alles gesagt – dem war aber nicht so. Deshalb entstanden kurz nach der letzten Albumproduktion bereits die ersten neuen Songs. Einer von ihnen war ‚Schritt‘. Der Song spricht davon, dass man immer einen Schritt nach vorn geht und dann wieder einen zurück. Er ist geschrieben wie ein Brief, bei dem man zögert und immer wieder Sätze schreibt und doch wieder streicht.“Holunder„Als ich die Lebensphase beendet hatte, von der ‚Härz Schritt Macherin‘ erzählt, habe ich gemerkt, dass ich emotional sehr angeschlagen war. Deshalb verschrieb ich mir sozusagen soziale Reha und ging wieder mit den Jungs ins Studio, auch um Songs wie ‚Holunder‘ zu machen, der eine gewisse Lebensfreude verkörpert. Man kann ja im Leben nicht zurück, aber ich wollte, indem ich diesen Song schrieb, lernen, dem Leben, der Liebe und Beziehungen wieder zu vertrauen. Damals war das vor allem ein Wunsch nach einem Gefühl, das ich zurückgewinnen wollte, der sich aber mittlerweile manifestiert hat.“Härzregion„Für diesen Song habe ich ein Video im Kopf, das in einer 80er-Rollschuhdisco spielt. Früher bin ich beim Songschreiben sehr klassisch vorgegangen: Ich habe bei meinem Produzenten im Studio Beats herausgepickt, die dann mit nach Hause genommen und alleine geschrieben. Aber seit dem letzten Album fliegen mir immer öfter Songideen zu, die ich dann bereits ins Studio mitbringe, und auf denen aufbauend wir dann anfangen, die Beats zu bauen. Ich ziehe mich dann oft – so war es hier auch – in einen anderen Raum des Studios zurück und schreibe weiter, während die Jungs nebenan die Musik weiterentwickeln.“Gheimnis„Das ist ein relativ alter Songtext, der noch während der letzten Albumproduktion entstand, also gut drei, vier Jahre alt ist. Es ist einer von zwei Songs auf dem Album, bei dem ich mir den Beat klassisch herausgepickt habe, weil ich den so mochte. Am Anfang des Songs befindet man sich in einem Hotel, aber einem Hotel wie in ‚Grand Budapest Hotel‘ von Wes Anderson – mit einem alten Aufzug und Art Deco-Optik. Den Text, der dann folgt, habe ich bewusst anders, leiser als die anderen Songs, gerappt, denn er heisst ja ‚Gheimnis‘ – und wenn man Geheimnisse erzählt, flüstert man. Der Song sollte sich, so unser Gedanke im Studio, so anhören, als würde ich den Zuhörern eben ein Geheimnis ins Ohr flüstern.“Amsterdam„Ich versuche mit meinen Alben immer eine Geschichte zu erzählen und eine Dramaturgie aufzubauen. Eigentlich klassisches Storytelling: Es gibt einen Aufbau, einen Konflikt, eine Krise, eine Entwicklung und am Ende eine Auflösung. Und ‚Amsterdam‘ ist in dem Sinne ein Song, in dem ein Konflikt verhandelt wird. Der Song bekam diesen Titel, nachdem ich feststellte, dass das krasseste Bild im ganzen Song von der Zeile produziert wird, in der ich sage, dass ich mich fühle, als würde ich vor dir stehen wie eine Nutte in einem Schaufenster in Amsterdam. Wenn ich den Song live spiele, ist das auch der wütendste, der lauteste Moment, in dem sich die Stimmung des Liedes am stärksten verdichtet. Das Interessante ist: Ich war noch nie in Amsterdam.“Jammertau„Das ist in der Dramaturgie des Albums der Tiefpunkt. Der Moment, wo man merkt, dass man in eine Sackgasse geraten ist, aus der man sich wieder rausboxen muss. Wo ich mir einen kleinen Finger amputieren muss, weil mich die Schlange gebissen hat. Wo ich Sachen sage wie ‚Blaue Stunde, ich glaub, mir dämmert’s‘. Letztlich ist der Song so was wie die Auflösung des Konflikts des letzten Albums, denn ich spreche hier ja wieder von unerfüllter Liebe. Aber während ich auf den Songs davor noch um den heissen Brei herum redete, wird hier konkret benannt, warum es nicht klappt. Ich sag: ‚Denn du bist vergeben‘, und das ist auch eigentlich bereits das ganze Geheimnis, der Grund dafür, dass es nicht geklappt hat.“Gladiole„Die ganze Sache ist nicht kompliziert, aber doch komplex. Gladiolen sind erstmal meine Lieblingsschnittblumen. Jemand meinte mal zu mir, Gladiolen würden wie Schwerter aussehen, und ich fand dann heraus, dass Schwert auf Latein tatsächlich Gladius heisst. Es gibt auch einen Mythos, eine Geschichte, in der der Name dieser Pflanze begründet ist und die aus dem alten Rom stammt. In der sollten sich zwei Männer in der Arena bekämpfen, aber beide weigerten sich, wurden deshalb schliesslich von den Löwen gefressen – und an der Stelle, an der sie gestorben waren, wuchsen Gladiolen. Und ich wiederum trug ja auf meinem letzten Albumcover diese Gladiolen und es gab auch Fotos, auf denen ich die hielt wie ein Schwert. Auf meinen neuen Pressefotos wiederum trage ich tatsächlich ein Samuraischwert – und Schwerter interessieren mich ohnehin. Denn ein Schwert steckt ja, wenn es nicht benutzt wird, in einer Scheide. Und Scheide kommt von entscheiden – und unerfüllte Liebe hat ja ganz oft auch damit zu tun, dass man sich nicht entscheidet, sondern sich einem konstanten Zweifeln und Nichtwissen aussetzt. Ich aber entschied mich in der Beziehung, von der das Album viel erzählt, irgendwann für mich. Und so etwas ist zwar immer zunächst traurig, aber irgendwann kommt dann der Punkt, wo man wütend wird. Das war eine Emotion, die ich auf dem letzten Album ein bisschen ausgeklammert habe, weil ich mich nicht traute, dazu zu stehen – ich bin dort direkt von der Trauer zur Versöhnung gesprungen. Deshalb habe ich der Wut auf diesem Album Platz gegeben.“Eifach„Wenn ‚Gladiole‘ die bittersüsse Abrechnung ist, ist ‚Eifach‘ das Zu-sich-selbst-stehen. Der Song, in dem ich dem Typ sage: ‚Jetzt ist es zu spät. Ich bin mir selber so viel wert und ich verkauf mich nicht unter diesem Wert.’ Der Song ist schon noch ein bisschen böse. Ich bin ja schon ein bisschen am Austeilen, aber auf eine musikalisch und inhaltlich humorvolle Art. Und das ist ja etwas, was man erst kann, wenn man eine missglückte Beziehung überwunden hat: über die Situation und über sich selbst lachen.“Karate„Auf ‚Karate‘ werd ich dann tatsächlich lockerer und das war mir auch wichtig, weil die Songs davor ja auch eine Menge Anschuldigungen beinhalten. Auf diesem Song folgt dann die Einsicht: Na klar, es braucht natürlich immer zwei Idioten, um ein Spiel zu spielen. Es braucht einen Psychopathen, aber auch jemanden, der dazu bereit ist, sich auf so einen einzulassen. Deshalb musste ich auf dem Album, und das mache ich auf diesem Song, unbedingt mich selbst auf die Schippe nehmen und über mich selbst lachen. Das ist also gewissermassen der Moment der Selbsterkenntnis, nach einer Menge Projektionen.“Fluss„Mit dem letzten Lied wurde die Liebesgeschichte ja sozusagen abgeschlossen. Dieser Song ist der, mit dem etwas Neues beginnt, mit dem ich mich wieder auf alle Arten von Beziehungen einlassen kann, seien es familiäre und freundschaftliche oder die zum Leben und zu einem selbst. Er beschreibt sozusagen den Moment, an dem man den Kopf wieder frei hat für das ganze Leben und nicht mehr nur für diesen kleinen Bereich der romantischen Liebe.“Einisch (feat. Remyrem)„Das ist der Song auf dem Album, der als Letztes entstanden ist. Remyrem ist einer meiner ersten Rap-Homies – ich kenn ihn mittlerweile seit 15 Jahren oder so, seit ich zum ersten Mal auf Jams und Freestyle-Sessions gegangen bin. Er war damals ein klassischer Freestyle-Rapper. Wir haben vor zehn Jahren auch schon mal einen Song zusammen gemacht, der dann aber nicht auf meinem ersten Album gelandet ist und nie veröffentlicht wurde. Deshalb war es natürlich schön, dass wir das diesmal hinbekommen haben. Wir wollten eigentlich einen Song für sein neues Album schreiben, aber das Projekt zog sich und so landeten wir schliesslich in seinem Studio bei ‚Einisch‘.“

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