Man sollte nie behaupten, dass Bands nach einer erfolgreichen Karriere über mehrere Dekaden nichts zu verlieren hätten – zumindest nicht gegenüber den Emo-Pionieren Jimmy Eat World aus Arizona. „Unsere Erwartungen an uns selbst werden mit jedem Album höher“, so Frontmann Jim Adkins zu Apple Music. „Du nimmst nicht nur ein Album auf, du erweiterst deinen Katalog. Also muss alles so gut sein wie das Beste, was wir bis dahin aufgenommen haben. Warum sollten wir sonst weitermachen?“ Wie ihr zehntes Album „Surviving“ unterstreicht, lautet die einfache Antwort: weil sie extrem gut darin sind, Gitarren-Hymnen zu schreiben, die perfekt ins aktuelle Lebensgefühl von Adkins passen. „Es ist wie eine Zeitkapsel, in der alles steckt, was mich die letzten paar Jahre beschäftigt hat“, sagt er. „Es geht im Grunde um die Stolpersteine, die wir uns selbst in den Weg gelegt haben und die uns davon abhalten, das Leben so intensiv wie möglich zu erleben.“ Hier spricht er über die wichtigsten Tracks, die die seltene Gabe der Band zeigen, zu wachsen und gleichzeitig ihrem bisherigen Schaffen treu zu bleiben. Surviving „Dieses Lied hat keinen erkennbaren Refrain. Es ist ein gutes Song-Beispiel, das einerseits nach uns klingt, auf dem wir andererseits aber auch etwas Neues probieren und gleichzeitig versuchen, uns etwas zurückzunehmen. In der Regel überlegen wir uns eine Grundform – etwa einen traditionellen Pop-Song mit wiedererkennbaren Melodien und einem schlüssigen Bogen. Dann gucken wir, wie viel wir uns erlauben können, ohne die grundsätzliche Form anzutasten. ‚Surviving‘ fällt da ein bisschen aus dem Rahmen. Es hat den erwähnten Bogen, den zu schreiben ich interessant finde. Doch es fehlen sowohl der Inhalt als auch die äusseren Linien eines normalen Pop-Songs. Es ist mehr ein Crescendo und ein einzelnes Riff, das sich durch das ganze Stück zieht. Anders formuliert: Was ist das Minimum, um das auszudrücken, was du tun und sagen willst?“ All the Way (Stay) „Eine Sache, die wir hier – und für das ganze Album – im Sinn hatten: Weniger sollte mehr sein. Auf einem Van Halen-Album hörst du nur wenige Overdubs, wenn überhaupt. Da sind einfach nur vier Typen, die alle ihre Rolle spielen, abgesehen vielleicht vom Backing-Gesang. Du kannst zwar einfach nur laute Elemente übereinanderlegen, aber irgendwann dröhnt es nur noch und die Lautheit verliert ihre Wirkung. Es wird nicht lauter, sondern klingt nach Synthesizern. Lässt du Dinge weg, fühlt sich der Rest dafür umso härter an. ‚All the Way (Stay)‘ hat Segmente, in denen nur eine abklingende Snare-Drum zu hören ist. Da passiert eine Weile lang absolut gar nichts – man hört der Luft zu. Dadurch wirkt das, was drum herum passiert, viel heftiger, wenn es wieder einsetzt. Es gibt viele musikalische Mittel, die den eigenen Instinkten widersprechen, aber sehr wirkungsvoll sein können. Allgemein war der Grundgedanke, dass wir uns aufs Wesentliche konzentrieren.“ 555 „Wir wollten unter anderem deshalb mit [Produzent] Justin Meldal-Johnsen arbeiten, weil er eine so breite Palette an musikalischen Einflüssen und Erfahrungen mitbringt – viel breiter als unsere. Ich habe ein sehr oberflächliches Verständnis von MIDI- und Synthesizer-Konzepten, so dass ich ihm erklären kann, was ich ausprobieren will. Oder ich kann eine sehr grobe Amateur-Fassung dessen anfertigen, was ich möchte, und er weiss genau, was zu tun ist. Es ist schwer, es an einer einzelnen Sache festzumachen, abgesehen vielleicht vom Synthie-Sound auf ‚555‘, der ohne Justins Können bei weitem nicht so cool klingen würde.“ Criminal Energy „Das ist ein richtig harter Gitarrensong. Ich meine, klar, das ist Teil dessen, was wir machen. Aber der hier bewegt sich an der Grenze zum Stoner-Metal. Ich würde nicht sagen, dass er riskant und total untypisch für uns ist, aber wir bewegen uns hier auf einem eher ungewohnten Gebiet des Active Rock. Wenn ich bezweifle, dass das eine gute Idee ist, dann weiss ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Du musst dir definitiv einen Rahmen setzen, in dem du dich bewegst. Du darfst nicht so weit gehen, dass du nicht mehr nach dir klingst.“
Musikvideos
- Dashboard Confessional
- New Found Glory
- Death Cab for Cutie
- Taking Back Sunday