Gabriel Jackson: The Christmas Story
Hier ist eine Version der Weihnachtsgeschichte, die einerseits vertraut, aber andererseits fremd klingt. Gabriel Jacksons Kantate zeigt weitgehend die Weissagung, Geburt und das frühe Leben Christi mittels vertrauter Passagen aus den Evangelien und dem Alten Testament und ist – wie zu erwarten – unter anderem für Chöre, Orgel und Glocken angelegt. Sehr wenig der Musik wirkt jedoch konventionell, sondern eher wie etwas, das sowohl zeitlos alt als auch zeitgenössisch klingt. Die gesamte Musik stammt von Jackson, auch wenn er sich einer relativ jungen britischen Tradition besinnt, die in Werken von Vaughan Williams und Benjamin Britten verdeutlicht wurde: fremdartige, aber zugleich eindringlich schöne Musik für die Aufführung in der Kirche zu schreiben. Jacksons Stil mag ein wenig nüchterner sein als die der Beiden, aber das verstärkt die magischen Momente umso mehr, wie die plötzliche Tonartänderung gegen Ende von „Expecting“, seiner einfachen, aber höchst eindrucksvollen Kulisse eines neuen Gedichts von Penny Boxall, das über die Erfahrung der Jungfrau Maria mit der Schwangerschaft sinniert. Es gibt einen grösseren Fokus als üblich auf die weiblichen Charaktere, die eine bedeutende Rolle im frühen Leben Jesu spielten: nicht nur die Jungfrau Maria, sondern auch die Witwe Anna, die wie Simeon die Göttlichkeit des jungen Christus erkennt, als er in den Tempel gebracht wird. Dieser Fokus ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass die Kantate für den Mädchenchor des Merton College in Oxford in Auftrag gegeben wurde, der sowohl Annas Lied als auch „Expecting“ mit einem verzückten und fokussierten Ton vorträgt. Er wird ebenfalls vom Hauptchor begleitet, mit der letzten und fesselnd schönen Kulisse von „O nata lux“ als Höhepunkt. Am Anfang erklingen die flüsternden Stimmen des Mädchenchors, bevor eine Art Choralgesang – Jacksons eigene Idee – vom Hauptchor aufgenommen wird und Glocken und Orgel für ein erhebendes, frohlockendes Ende hinzukommen.