Im Kanon der ganz Grossen wird Johann Georg Pisendel meist nicht genannt. Das ist schade, denn die Rolle des 1687 im fränkischen Cadolzburg geborenen Musikers ist nicht hoch genug zu bewerten. Er schrieb ein kleines, aber bemerkenswertes eigenes Werk, war Geigenvirtuose – und vor allem das, was man heute einen Netzwerker nennen würde. Er kannte Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann, besonders nah war ihm aber Antonio Vivaldi, bei dem er als junger Mann ein ganzes Jahr verbrachte. Das führte zu einer tiefen Freundschaft, die Vivaldis Werk entscheidend prägte: Vorliegendes Album enthält sechs Violinkonzerte, die Pisendel entweder gewidmet sind oder zumindest von ihm transkribiert wurden, trägt den Namen des Deutschen also völlig zu Recht im Titel. Julien Chauvin, der Leiter von Le Concert de la Loge, spielt sie auf beeindruckende Art. Vorbei sind die Zeiten von übertriebenem Vibrato und Schmalz: Das ist Vivaldi in Reinkultur, der leichtfüssig und mit genredefinierendem Einfallsreichtum von einer aufregenden virtuosen Figuration zur nächsten springt. Schillernde Solokandenzen stehen neben plötzlich aus dem Orchester auftauchenden Solist:innen und gitarrenartigen Pizzicatos, gespielt auf Instrumenten der Zeit.
- Boris Begelman, Rinaldo Alessandrini & Concerto Italiano
- Daniil Trifonov, Ilya Gringolts, Truls Mørk, Leonidas Kavakos & Gautier Capuçon
- Arabella Steinbacher, Christoph Koncz, Stuttgarter Kammerorchester & Peter von Wienhardt
- Chouchane Siranossian, Venice Baroque Orchestra & Andrea Marcon
- Howard Griffiths & Vienna Radio Symphony Orchestra
- Ars Antiqua Austria
- Jeffrey Tate, English Chamber Orchestra & Frank Peter Zimmermann