Unterstützung aus ganz Europa
Ziel der Europäischen Bürgerinitiative #GoodClothesFairPay war es, faire Löhne für Textilarbeiter*innen auf die Tagesordnung der Europäischen Kommission zu setzen. Um dies zu erreichen, hätten wir 1 Million Unterschriften erhalten müssen, was uns leider nicht gelungen ist. Trotzdem hat die Kampagne einige wichtige Erfolge erzielt: 240.000 EU-Bürger*innen haben sich Gehör verschafft, einflussreiche politische Entscheidungsträger*innen waren an der Initiative beteiligt und die Ausspielung verschiedener Kampagnen für faire Löhne in der Textilbranche haben Millionen von Menschen in ganz Europa erreicht. Es hat sich gezeigt, dass viele europäische Bürger*innen anständige Löhne für Textilarbeiter*innen fordern.
Rückblick auf unser Engagement
Auch wir als Solidaridad waren mit unseren Teams in den Niederlanden und Deutschland seit Tag eins Teil der Initiative. Mit Hilfe der Deutschen Postcode Lotterie haben wir in Deutschland darüber hinaus eine breit angelegte Unterschriftenkampagne umgesetzt. Diese startete am 24. April 2023 zum 10. Jahrestag der Rana Plaza-Katastrophe, der gleichzeitig Beginn der Fashion Revolution Week war.
Zum Start der Unterschriftenkampagne von Solidaridad Deutschland veröffentlichten wir ein Video mit neun bekannten Influencer*innen, die auf die #GoodClothesFairPay-Unterschriftensammlung aufmerksam machten. Das Video wurde in knapp drei Monaten mehr als 200.000 Mal angesehen. Im Laufe der Kampagne schlossen sich weitere Influencer*innen der Initiative an, zum Teil im Rahmen von bezahlten Kooperationen. Insgesamt erreichte die Zusammenarbeit mit bezahlten und unbezahlten Influencer*innen mehr als eine Million Menschen und führte zu mehr als 9.000 Klicks auf die Unterschriften-Webseite.
Neben der Verbreitung auf Social Media war die Kampagne auch offline sichtbar – unter anderem durch Kino- und U-Bahnwerbung sowie die Teilnahme an Veranstaltungen. So waren wir auf der Messe “Fair Handeln” in Stuttgart präsent, beteiligten uns an Kleidertausch-Events in fünf Städten und führten in Freiburg einen Aktivismus-Workshop durch. Eines unserer Highlights in dieser Zeit: Während der Berlin Fashion Week funktionierten wir mehrere Quadratmeter Messestand zu einer großen, physisch greifbaren Unterschriften-Fläche um. Anschließend organisierten wir einen Panel-Talk zur Zukunft der Modeindustrie.
Die Presse machten wir ebenfalls breitflächig auf die Initiative aufmerksam, sodass mehrere Magazine und Zeitungen berichteten. Insgesamt sammelte Solidaridad Deutschland im Rahmen der Kampagne 18.589 Unterschriften für #GoodClothesFairPay – von insgesamt 35.801 deutschen Unterschriften.
In den Niederlanden hat Solidaridad während der Black-Friday-Woche 2022 einen Pop-Up-Store im Herzen von Utrecht eröffnet, in dem Menschen an den Wänden, auf Bänken und dem Boden unterschreiben und ihrer Unterstützung für #GoodClothesFairPay Raum verleihen konnten. Die Aktion begann mit komplett weißen Flächen und endete mit einem Raum voller Farbe und Solidarität mit den Menschen, die unsere Kleidung herstellen. Zusätzlich wurde auch in den Niederlanden eine Presse- und Online-Kampagne umgesetzt. Insgesamt konnten die Teams Solidaridad Deutschland und Solidaridad Niederlande rund 25.000 Unterstützer*innen gewinnen und damit mehr als 10 % aller Unterschriften für die Initiative sammeln.
Wie geht es weiter?
Es gibt Hoffnung! Denn inzwischen wird ein EU-Lieferkettengesetz verhandelt, das Unternehmen dazu verpflichten soll, Umwelt- und Menschenrechtsverletzungen in ihren Lieferketten aufzudecken und zu adressieren.
Die zentralen Forderungen von #GoodClothesFairPay fügen sich hier nahtlos ein. Sie zeigen, wie durch Verantwortungsübernahme entlang der Lieferketten existenzsicherende Löhne in der Bekleidungsindustrie Realität werden können. Mehrere Europaabgeordnete haben bereits ihre Unterstützung für unsere Forderungen zum Ausdruck gebracht, unter anderem Lara Wolters und Delara Burkhardt.
Als nächsten Schritt planen wir gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen, die gesammelten Unterschriften als Petition gegenüber dem Europäischen Parlament einzureichen (PETI-Petition). Der Petitionsausschuss des Parlaments hat dann die Möglichkeit, das Thema auf seine Tagesordnung zu setzen und zu diesem Anlass Vertreter*innen der Mitgliedstaaten und die Kommission einzuladen. Über diesen Weg werden unsere Forderungen möglicherweise doch noch von der Kommission gehört.