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Chinas Wachstum befeuert die Schwellenländer
Der beginnende Aufschwung in China, der durch die Konjunkturprogramme getragen wird, trägt zur positiven Dynamik der Schwellenländer bei und verstärkt die Wirkung der weltweit sinkenden Zinssätze und der Normalisierung des Handels.
Ende September 2024 hatte sich die chinesische Wirtschaft dermaßen verschlechtert – Konsum und Investitionen gingen zurück und die Deflation verfestigte sich –, dass Peking zu einem geldpolitischen Rundumschlag gezwungen war.
Hilfreich für die chinesischen Währungshüter war die Zinssenkung der US-Notenbank, so konnte die People‘s Bank of China (PBoC) ihrerseits den Leitzins senken, ohne eine zu starke Abwertung des Yuan zu riskieren. Insgesamt belaufen sich die Maßnahmen, einschließlich Zinssenkungen und Stützung der Aktienmärkte, auf rund 1,5 Prozent des BIP. Bis Ende des Jahres dürfte ein Steuersenkungsplan folgen, der wahrscheinlich auf den Ausgang der US-Wahl abgestimmt wird und für den zusätzlich 1,6 Prozent des BIP vorgesehen sind. Mit all diesen Maßnahmen soll sichergestellt werden, dass die Wirtschaft das von der Regierung angestrebte Wachstumsziel von 5 Prozent erreicht.
Chinas Aufschwung stärkt das Investorenvertrauen
Das Vertrauen der Investoren hat dementsprechend zugenommen. An einem einzigen Tag legten chinesische Aktien um 8,5 Prozent zu und verzeichneten damit den größten Tagesgewinn seit 2008. Seit dem Tiefstand im Januar 2024 ist die Gesamtrendite chinesischer Aktien in US-Dollar auf rund 43 Prozent gestiegen.
Die Rückkehr Chinas zum angestrebten Wachstum ist auch positiv für andere Schwellenländer. Generell nimmt dadurch die Risikobereitschaft der Investoren weltweit zu. Gleichzeitig werden der steigende Konsum und die zunehmenden Investitionen in China die Nachfrage nach Importen (die regionalen Volkswirtschaften sind eng mit China verbunden), Auslandsreisen und ausländische Direktinvestitionen chinesischer Unternehmen erhöhen.
Nach unserer Einschätzung dürfte eine Erholung der Inlandsnachfrage dazu führen, dass das chinesische Importwachstum wieder den Durchschnitt von 6 Prozent wie vor der Pandemie erreicht – das sind rund 5 Prozentpunkte über dem aktuellen Stand. Der chinesische Auslandstourismus liegt immer noch 40 Prozent unter dem Niveau von 2019.
Ein kombinierter Aufschwung in beiden Bereichen wäre vor allem für die ASEAN-Volkswirtschaften von Bedeutung, allen voran Thailand, wo der chinesische Handel und Tourismus 1,6 Prozent des BIP ausmachen, gefolgt von Nordostasien, insbesondere Taiwan und Korea, und in geringerem Maße Lateinamerika, wo Chile der Hauptprofiteur wäre (siehe Grafik 1).
Grafik 1: China hat Gewicht. Auswirkungen eines Anstiegs der chinesischen Importe und des chinesischen Tourismus, in % des BIP
Die ausländischen Direktinvestitionen Chinas, die als Reaktion auf die schrumpfende Bevölkerung und die Handelsspannungen mit den USA strukturell zunehmen, hängen weitgehend vom Wirtschaftswachstum und den reinvestierbaren Unternehmensgewinnen ab. Nach Kambodscha und Laos fließt im Verhältnis zu ihrem BIP der größte Anteil dieser Investitionen – mehr als 3 bzw. 7 Prozent –, während von den größeren Schwellenländern Vietnam am meisten profitiert.