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Was erneute Präsidentschaft Trump für Finanzmärkte bedeutet
Am 20. Januar beginnt Trumps zweite Amtszeit als US-Präsident. Dann könnte es mit den Entscheidungen Schlag auf Schlag gehen. Denn erstens gilt das Team der Republikaner als deutlich besser vorbereitet als vor acht Jahren. Und zweitens kann Trump gewissermaßen durchregieren, da seine Partei sowohl im Repräsentantenhaus als auch im Senat über eine Mehrheit verfügt.
Die Börsen haben Trump mit Vorschusslorbeeren bedacht
Von den Börsianern hat Trump bereits viel Vorschusslorbeeren erhalten. Auf seinen Wahlsieg am 5. November reagierten die Aktienkurse deutlich positiv. Kein Wunder, denn Trump hat angekündigt, die Unternehmenssteuern von derzeit 21 Prozent zu senken. Diese hatte er bereits in seiner ersten Amtszeit von 28 auf 21 Prozent reduziert. Zur Erinnerung: Der S&P 500 stieg in den ersten vier Jahren Trumps um insgesamt 60 Prozent.
Der alte und neue Präsident gilt als wirtschaftsfreundlich. Neben Steuersenkungen hat er auch Deregulierungen in Aussicht gestellt. Auch dies soll das Wirtschaftswachstum in den USA unterstützen. Um die Steuersenkungen zu finanzieren, will die künftige Regierung die Importzölle erhöhen und den Staatshaushalt kürzen.
Innerhalb der republikanischen Partei werden diese Pläne jedoch kontrovers diskutiert. Der designierte US-Finanzminister Scott Bessent hat sich in der Vergangenheit zurückhaltend zu umfassenden Strafzöllen geäußert. Seine Position könnte darauf hindeuten, dass er eine ausgewogenere und vorsichtigere Umsetzung von Strafzöllen anstrebt. Einerseits um die heimische Wirtschaft zu schützen, andererseits um die internationalen Handelsbeziehungen zu berücksichtigen. Und es bleibt abzuwarten, was Trump-Buddy Elon Musk von den gewünschten Einsparungen tatsächlich durchsetzen kann.
Deutlicher Anstieg der Verschuldung in den USA
Es ist zu befürchten, dass auch unter Trump das Haushaltsdefizit hoch bleibt und der Schuldenberg des amerikanischen Staates weiter wächst. Schon heute sind die USA mit mehr als 120 Prozent des BIPs verschuldet. Die Zinslast droht weiter zu steigen. Inzwischen muss Washington jährlich mehr als eine Billion Dollar allein für Zinsen aufbringen. Das übertrifft sogar den Verteidigungsetat. Doch die Wall Street blendet dieses Risiko bislang weitgehend aus.
Dies gilt auch für die Pläne zur Beseitigung der illegalen Einwanderung. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die meisten Migranten in den USA arbeiten. Die Vereinigten Staaten USA haben bereits jetzt einen Mangel an Arbeitskräften im Niedriglohnsektor. Eine Beschränkung der Neuzuwanderung könnte dieses Problem verschärfen. Lohnerhöhungen wären dann unvermeidlich, um die Arbeitskräfte zu halten. Dies wiederum würde die Produktivität der Unternehmen bremsen.
Sowohl Strafzölle als auch eine Begrenzung der Migration wirken inflationär und könnten sich gegenseitig noch verstärken. Zölle erhöhen die Importkosten zum Beispiel bei Kleidung, die dann wiederum an die Verbraucher weitergegeben werden. Ein gleichzeitiger Arbeitskräftemangel führt zu Lohnsteigerungen, zum Beispiel in der Landwirtschaft, die durch Preiserhöhungen von Lebensmitteln kompensiert werden könnten.
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Fed in der Klemme
Steigende Verbraucherpreise würden den Spielraum der amerikanischen Notenbank für weitere Zinssenkungen einschränken. Gleiches gilt, wenn der Arbeitsmarkt zu angespannt wird. So weit ist es aber noch nicht.
Die Finanzmärkte in den USA preisen bisher eindeutig die Chancen der Politik Trumps höher ein als die Risiken. Hervorzuheben ist insbesondere der Technologiesektor, in dem die USA weltweit führend sind. Die Begeisterung für künstliche Intelligenz (KI) ist einerseits berechtigt, andererseits aber auch von einem gewissen Hype begleitet. KI gilt als treibender Faktor im aktuellen Innovationszyklus mit einem immensen Marktpotenzial von mehr als 1000 Milliarden Dollar bis 2027. Allerdings wird der Markt von wenigen großen Unternehmen dominiert, was sicherlich auch zu Überbewertungen und Übertreibungen führen kann.
Mit der zunehmenden Verbreitung von KI steigt auch der Bedarf an großen Rechenzentren, die enorme Mengen an Strom verbrauchen. Große US-Technologiekonzerne wie Google oder Amazon haben deshalb die Entwicklung neuer Kernkraftwerke in Auftrag gegeben. Und Microsoft will einen Reaktor des vor Jahren stillgelegten Kernkraftwerks Three Mile Island wieder in Betrieb nehmen.
Abseits der Aktienmärkte hat vor allem der Bitcoin vom Wahlsieg Trumps profitiert, da eine kryptofreundliche Politik erwartet wird. Es scheint, als würde er den Markt weitgehend unreguliert agieren lassen. Er wolle die USA zum „Kryptozentrum des Planeten“ machen und sogar eine „nationale Reserve“ in Bitcoin anlegen, so der künftige US-Präsident. Bleibt es am Ende bei vollmundigen Versprechungen, die nicht in die Tat umgesetzt werden, könnte die Rally auch schnell wieder vorbei sein.
Über den Autor:
Oliver Zastrow ist Geschäftsführer bei der Qcoon Gruppe in Hamburg. Davor war er bei der Vermögensverwaltung Albrecht, Kitta & Co. und bei UBS Europe tätig.