Die Pläne Deutschlands für ein „Wasserstoffkernnetz“ auf dem gesamten Gebiet der Bundesrepublik haben die Planungsphase durchlaufen. Die Genehmigung wird als Lösung für das „Henne-und-Ei-Problem“ des Wasserstoffs angesehen.
Der endgültige Plan eines Wasserstoffkernnetzes, der von der Bundesnetzagentur (BNetzA) genehmigt wurde, wurde am Dienstag (22. Oktober) in Berlin von Wirtschaftsminister Robert Habeck, Präsident der Bundesnetzargentur Klaus Müller und dem stellvertretenden Vorsitzenden der Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber Gas (FNB Gas), Ralph Bahke, in einer gemeinsamen Presseerklärung vorgestellt.
Die Behörden kündigen den Baubeginn für Anfang 2025 an.
Mit einer Gesamtlänge der Pipelines von 9.040 Kilometern ist das endgültige Projekt mehr als 600 Kilometer kürzer als ursprünglich geplant. Der bundesweite „Wasserstoff-Highway“ besteht zu 60 Prozent aus umgewidmeten Gaspipelines und nur zu 40 Prozent aus neuen Pipelines und wird voraussichtlich auch kostengünstiger sein als bisher angenommen. Eine abschließende Schätzung beziffert die erforderlichen Investitionen auf 18,9 Milliarden Euro.
Nach seiner Fertigstellung könnte dieses Kernnetz bis zu 278 Terawattstunde (TWh) jährlich beherbergen.
In seiner Erklärung bezeichnete der Präsident der Bundesnetzagentur den Plan als Lösung für das „Henne-und Ei-Problem“ des Wasserstoffs in Deutschland. Dieser Ansatz geht davon aus, dass, wenn der Einsatz eines Wasserstoffnetzes sicher ist, potenzielle industrielle Wasserstoffnutzer bereit sein sollten, eigene Investitionen zu tätigen.
Dies wurde von der Vorsitzenden der Deutschen Energie-Agentur (dena), Corinna Enders, bestätigt. In einer Pressemitteilung erklärte sie: „Um das gegenseitige Abwarten bei Investitionsentscheidungen zu durchbrechen, ist die heutige Genehmigung des Kernnetzes wegweisend“.
Habeck lobte den endgültigen Bauplan als Grundlage „für den erfolgreichen Wasserstoff-Hochlauf“, der die „die Dekarbonisierung und Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in Deutschland“ fördern würde.
Er betonte, dass das Kernnetz, das bis 2032 fertiggestellt und teilweise in Betrieb sein soll, die „Planungssicherheit für alle Beteiligten – angefangen von den Wasserstoff-Erzeugern im In- und Ausland über die Betreiber von Kraftwerken und Speichern bis hin zu den künftigen industriellen Nutzern“ schafft.
Leitungen, die weiter entfernte Knotenpunkte mit dem Kernnetz verbinden, sollen zu einem späteren Zeitpunkt hinzugefügt werden, ergänzte Habeck.
In Gebieten, die nicht im genehmigten Bauplan enthalten waren, haben jedoch regionale und kommunale Stellen ihre Besorgnis darüber geäußert, dass sie außen vor gelassen wurden.
Eine neue Pipeline, die durch die ostdeutschen Bundesländer Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern verlaufen sollte, wurde aus der genehmigten Karte gestrichen.
Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU), sagte, „es braucht zeitnah eine zweite Stufe der integrierten Netzentwicklungsplanung Gas und Wasserstoff“.
Klaus Uwe Scheifler von der Industrie- und Handelskammer Schwerin verwies auf den verfassungsrechtlichen Auftrag Deutschlands, gleiche Lebens- und Arbeitsbedingungen zu schaffen: „Die Versorgung mit Wasserstoff als Gasersatz wird sich auch hieran messen lassen müssen und stellt einen Teilbereich der Daseinsvorsorge dar.“
Jan Stefan Roell, Vizepräsident des Dachverbands der Industrie- und Handelskammern in Baden-Württemberg, bezeichnete den Netzplan als ein „sehr beeindruckendes Pilotprojekt“. Bedenken äußerte er jedoch hinsichtlich einer „enormen Nord-Süd-Schieflage“ mit „weißen Flecken auf der Landkarte“.
Roell, der als Sprecher der Wasserstoff-Taskforce der Organisation fungiert, betonte, dass seine Region „besonders wasserstoffhungrig“ sei und eine gute Anbindung an das Netz innerhalb und über die südlichen Grenzen Deutschlands hinaus benötige.
[Bearbeitet von Donagh Cagney/Owen Morgan/Kjeld Neubert]