Trotz des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine kann Moskau offenbar weiter auf die Unterstützung mehrerer afrikanischer, lateinamerikanischer und asiatischer Regierungen zählen – darunter auch China als geopolitisches Schwergewicht.
Sichtlich zufrieden stand der russische Präsident Wladimir Putin am Freitag (28. Juli) Schulter an Schulter mit einer Reihe afrikanischer Staatschefs beim Russland-Afrika-Gipfel in Sankt Petersburg.
Die Botschaft des Gruppenfotos sei, dass Moskau Hand in Hand mit dem Kontinent und seiner Bevölkerung von einer Milliarde Menschen zusammenarbeite, so Putin. „Russlands Aufmerksamkeit für Afrika nimmt stetig zu“, erklärte er am Freitag.
Die Beziehungen zu allen Ländern des afrikanischen Kontinents, zu denen bereits die Sowjetunion enge Beziehungen geknüpft habe, hätten „eine glänzende Zukunft in der entstehenden multipolaren Welt haben“ vor sich, prophezeite der russische Staatschef.
Am Vortag hatte Putin öffentlichkeitswirksam sechs afrikanischen Ländern kostenloses Getreide angeboten. Die Länder hatten sich gerade mit der Frage beschäftigt, wie sie mit den Folgen des Rückzugs Russlands aus dem Schwarzmeer-Getreideabkommen mit der Ukraine umgehen sollten.
Das Abkommen hatte es der Ukraine ermöglicht, ihre Getreideernten trotz des Krieges auf die Weltmärkte zu exportieren und so den Druck auf die Lebensmittelpreise in Afrika und anderswo zu mindern.
Putins Annäherungsversuche an Afrika reichen bis lange vor den Ukraine-Krieg zurück.
Seit mehreren Jahren unternimmt der Kreml offen diplomatische und wirtschaftliche Offensiven auf dem Kontinent und bietet afrikanischen Regierungen, die sich gegen dschihadistische Aufstände wehren, „Sicherheit“ in Form von Unterstützung durch die Wagner-Söldnerarmee an.
Doch in den letzten Monaten hat Russland seine Bemühungen verstärkt.
Außenminister Sergei Lawrow hat Afrika seit Januar zweimal bereist, um für eine Annäherung des Kontinents an Russland statt an den Westen zu weben und Moskau als Bollwerk gegen westlichen „Imperialismus“ und „Neokolonialismus“ zu präsentieren.
Opposition zum Westen
Moskau genießt auch weiterhin die Unterstützung mehrerer lateinamerikanischer und asiatischer Staatschefs, von denen einige wegen ihrer autoritären Herrschaftform kritisiert werden.
Historische Verbündete Moskaus wie Venezuela und Kuba weigerten sich während des Gipfels zwischen Lateinamerika und der Europäischen Union in diesem Monat, Russlands Militäroffensive in der Ukraine zu verurteilen.
In ihrer gemeinsamen Erklärung äußerten die Staats- und Regierungschefs lediglich ihre „tiefe Besorgnis über den anhaltenden Krieg gegen die Ukraine“, ohne Russland, Moskau, den Kreml oder Putin auch nur zu erwähnen.
Selbst diese abgeschwächte Formulierung, fand keine einhellige Zustimmung, da Nicaragua sich weigerte, sie zu unterstützen.
Der brasilianische Präsident Lula da Silva ging zwar nicht so weit, Moskau zu unterstützen, weigert sich aber, Waffen in die Ukraine zu schicken oder Sanktionen gegen Russland zu verhängen. Er forderte stattdessen Europa und die Vereinigten Staaten auf, den Krieg nicht länger zu „fördern.“
Lautes Schweigen
Einige Länder schweigen dagegen gänzlich zur russischen Invasion in der Ukraine.
Am 24. Februar, dem Jahrestag des russischen Einmarschs, forderte eine Mehrheit der Länder bei den Vereinten Nationen Russland auf, seine Truppen aus der Ukraine abzuziehen.
Moskaus historische Verbündete – Belarus, Nordkorea und Syrien – stimmten gegen den Antrag.
Etwa 30 andere enthielten sich der Stimme.
Darunter befanden sich zwei Schwergewichte – Indien, einer der größten Abnehmer russischen Öls, und China, ein weiterer treuer Partner Moskaus.
Der chinesische Präsident Xi Jinping wurde im März in Moskau mit großem Pomp zu einem Besuch empfangen, der eine „neue Ära“ der chinesisch-russischen Beziehungen einläuten sollte.
Seitdem haben die russische und die chinesische Armee eine Reihe gemeinsamer Militärübungen durchgeführt.
Ein weiteres Zeichen für der Partnerschaft ist Putins für Oktober geplanter Besuch in China. Es ist seine erste Reise in ein G20-Land seit dem Beginn des Ukraine-Konflikts.
In den vergangenen Monaten ist der russische Staatschef in den Iran und nach Zentralasien gereist.
Ein vom Internationalen Strafgerichtshof ausgestellter internationaler Haftbefehl gegen ihn könnte jedoch künftige Reisen behindern. So war Putin bereits gezwungen, seine Pläne für die Teilnahme vor Ort am BRICS-Gipfel der Schwellenländer, der Ende August in Südafrika stattfinden soll, abzusagen und sich lediglich per Video zuschalten zu lassen.
[Bearbeitet von Georgi Gotev]