Frankreichs Premierminister Gabriel Attal und der Spitzenkandidat der rechtspopulistischen Partei Rassemblement National (RN), Jordan Bardella, lieferten sich am Donnerstag eine Fernsehdebatte. Sie hofften, die Wähler wenige Tage vor den Europawahlen so für sich gewinnen zu können.
„Sie sind durch einen moralischen Vertrag mit [Russland] gebunden“, warf Attal seinem rechtspopulistischen Kollegen vor und warnte vor dem Patriotismus und der fehlenden Integrität des RN.
„Russland brauchte eine Partei in Europa, um die EU von innen heraus zu schwächen“, fügte der Premierminister hinzu. Er wies darauf hin, dass der RN im Jahr 2014 russische Kredite in Höhe von neun Millionen Euro erhalten habe.
Auch wenn diese zurückgezahlt worden seien, sei das französische rechte Lager „nicht frei von [seinen] Stimmen und [seinen] Entscheidungen im Europäischen Parlament“, da es durch „gemeinsame Interessen“ mit dem Kreml gebunden sei.
Bardella wies den Vorwurf zurück und behauptete, seine Partei habe „die russische Aggression gegen die Ukraine immer ohne die geringste Zweideutigkeit verurteilt.“
Er räumte jedoch ein, dass er und alle anderen führenden Politiker „einen Fehler“ in Bezug auf die Absichten Wladimir Putins gegenüber der EU gemacht hätten. Die russischen Bedrohungen seien in den vergangenen Jahren unterschätzt worden, was er als „kollektive Naivität“ bezeichnete.
Die Fernsehdebatte zwischen Attal und Bardella umfasste ein breites Spektrum an Themen, von der Wirtschaft über Handel, Landwirtschaft und Einwanderung bis hin zum Krieg in der Ukraine.
Attal wollte aufzeigen, dass der RN, wie er sagte, „Europa hasst.“ Bardella hingegen behauptete, Attal trage die Verantwortung für sieben Jahre „desaströser“ europäischer Führung durch Emmanuel Macron.
Bardella warf seinem politischen Gegner außerdem vor, Argumente „unter der Gürtellinie“ zu verwenden, die „nicht zu seiner Rolle [als Premierminister] passen.“
Die RN befindet sich in den Umfragen derzeit in einem Höhenflug und liegt bei rund 30 Prozent. Macrons Lager kämpft derzeit darum, nicht an Relevanz zu verlieren. Attal versuchte hierbei insbesondere, unerschlossene Wähle für sich zu gewinnen.
Die Lage ist derzeit allerdings alles andere als gut für Macrons Partei. In Umfragen liegt sie derzeit mit zwischen 13 und 15 Prozent noch hinter der Sozialistischen Partei rund um Raphaël Glucksmann auf dem dritten Platz.
[Bearbeitet von Oliver Noyan]