Europäischer Gegenwind für Amazons Investment in KI-Start-Up Anthropic

Die britische Wettbewerbsbehörde (Competition Market Authority, CMA) befürchtet, dass die Partnerschaft "zur Entstehung einer relevanten Fusionssituation im Sinne der Fusionsbestimmungen des Enterprise Act 2002 geführt hat", die sich negativ auf den Wettbewerb im Vereinigten Königreich auswirken könnte, teilte die Behörde heute mit. [Daniel Oberhaus, 2019/Flickr]

Auch die jüngste Kooperation zwischen Tech-Unternehmen und KI-Start-Ups hat mit kartellrechtlichem Gegenwind zu kämpfen. Die britische Wettbewerbsbehörde kündigte am Mittwoch (24. April) eine Untersuchung der Kooperation zwischen Amazon und Anthropic an.

Der E-Commerce-Riese Amazon kündigte im September 2023 an, vier Milliarden Dollar in das US-Startup zu investieren und eine „strategische Zusammenarbeit“ zwischen den beiden Unternehmen einzugehen.

Die letzte Finanzierungsrunde wurde am 27. März 2024 abgeschlossen. Im Rahmen dieser Partnerschaft ist Amazon Web Services der „primäre“ Cloud-Anbieter von Anthropic.

Die britische Wettbewerbsbehörde (Competition Market Authority, CMA) befürchtet, dass die Partnerschaft „zur Entstehung einer relevanten Fusionssituation im Sinne der Fusionsbestimmungen des Enterprise Act 2002 geführt hat“.

Diese könne sich negativ auf den Wettbewerb im Vereinigten Königreich auswirken, teilte die Behörde gestern mit.

Eine Untersuchung der Behörde zu einer „Zusammenarbeit“ dieser Art sei „ohnegleichen“, kritisierte ein Sprecher von Amazon gegenüber Euractiv.

Die „Zusammenarbeit mit Anthropic beinhaltet eine begrenzte Investition, räumt Amazon keine Rolle als Vorstandsmitglied oder Beobachter ein und ermöglicht es Anthropic weiterhin, seine Modelle bei verschiedenen Cloud-Anbietern laufen zu lassen“, sagte der Sprecher.

Unterdessen hat die Europäische Kommission Berichten zufolge eine Fusionsuntersuchung zu Microsofts 13 Milliarden Dollar schwerer Investition in den ChatGPT-Entwickler OpenAI eingestellt. Sie prüfe jedoch noch einen wettbewerbsrechtlichen Aspekt.

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung lag noch keine Antwort der Kommission auf die Frage von Euractiv vor, ob sie ebenfalls eine Untersuchung zu der Zusammenarbeit zwischen Amazon und Anthropic einleiten wird.

In einer gesonderten Pressemitteilung lädt die britische Wettbewerbsbehörde interessierte Dritte ein, bis zum 9. Mai zu ähnlichen Partnerschaften Stellung zu nehmen.

Darunter fallen die Partnerschaft zwischen Microsoft und Mistral AI sowie zu „Microsofts Rekrutierung ehemaliger Mitarbeiter und die damit verbundenen Vereinbarungen mit Inflection AI“

Die Aufforderung zur Stellungnahme bedeute nicht, dass die erste Phase einer offiziellen Untersuchung eingeleitet werde, beschwichtigt die Behörde jedoch.

Sie versucht festzustellen, ob diese Partnerschaften zwischen großen Technologieunternehmen und KI-Startups unter die Fusionskontrollvorschriften fallen.

Ein im April veröffentlichter Bericht der britischen Behörde stellte fest, dass 90 solcher Partnerschaften bestehen. In dem Bericht wird anerkannt, dass diese Partnerschaften einen wichtigen Innovationsschub bewirken können.

Die Behörde bleibe jedoch „wachsam gegenüber der Möglichkeit, dass etablierte Unternehmen versuchen könnten, Partnerschaften und Investitionen zu nutzen, um Wettbewerbsbedrohungen auszuschalten“, heißt es in dem Bericht.

[Bearbeitet von Rajnish Singh]

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