Das Jahr 2024 war von vielen Meilensteinen und Herausforderungen geprägt. Doch trotz volatiler Zeiten haben einige hochkarätige CFOs ihren Arbeitgeber gewechselt: Im Dax stellten sich Unternehmen wie der Modehändler Zalando, der Rüstungskonzern Rheinmetall und der Luftfahrtkonzern Lufthansa personell auf der Position des Finanzvorstands neu auf. Während viele Neubesetzungen ohne größere Vorkommnisse abliefen, gab es 2024 auch einige kuriose CFO-Wechsel. Die fünf spektakulärsten hat FINANCE für Sie noch einmal zusammengefasst.
Rolle rückwärts bei Knaus Tabbert
Der Preis des wohl kuriosesten Personalwechsels geht in diesem Jahr an den Wohnwagenhersteller Knaus Tabbert. Ende März dieses Jahres legte Finanzchefin Carolin Schürmann ihr Amt nach gerade einmal 15 Monaten überraschend aus „persönlichen Gründen“ nieder. Zu dieser Zeit gab das Unternehmen bekannt, den CFO-Posten nicht neu besetzen zu wollen. Ein unüblicher Schritt für einen börsennotierten Konzern, speziell in den aktuell volatilen Zeiten.
Doch es kam anders: Auch CEO Wolfgang Speck, der die Aufgaben von Schürmann zunächst mitübernommen hatte, verließ das Unternehmen Ende Oktober. Unterdessen begann es bei Knaus Tabbert zu kriseln. So musste das Unternehmen einen Produktionsstopp bis zum Jahresende sowie einen Umsatzeinbruch für 2024 bekanntgeben. Eine heikle Situation – und das ohne CFO.
Ende November übernahm schließlich Wim de Pundert mit sofortiger Wirkung die Verantwortung für das Finanzressort sowie die Konzernführung. Das Kuriose daran: De Pundert ist als Geschäftsführer der Private-Equity-Firma HTP Investments, die noch mit 41 Prozent an Knaus Tabbert beteiligt ist, zugleich Großaktionär des Unternehmens.
Zwei Wochen später folgte die nächste Überraschung: Der Wohnwagenhersteller hat mit Radim Ševčík nun doch einen eigenständigen CFO berufen. Er war zuvor zeitgleich mit de Pundert zum Financial Director des Unternehmens berufen worden und kommt ebenso vom Investor HTP, wo er seit über fünf Jahren tätig ist. CFO-Erfahrung hat er keine.
Commerzbank-CFO Orlopp übernimmt Vorsitz
Den wohl spektakulärsten Aufstieg hat in diesem Jahr die Commerzbank verkündet. Finanzchefin Bettina Orlopp ist Ende September zur Chefin des Instituts berufen worden und folgte dem Vorstandsvorsitzenden Manfred Knof, der die Position seit 2021 innehatte. Damit ist Orlopp, die seit März 2020 Finanzchefin der Bank ist, die erste Frau an der Spitze der Commerzbank.
Erwähnenswert ist vor allem der Umstand, in dem die Commerzbank ihre Führungsriege neu aufgestellt hat. So gab die italienische Unicredit kurz zuvor bekannt, die Commerzbank übernehmen zu wollen. Es könnte sich eine Mega-Fusion im Bankensektor anbahnen. Zuletzt stockten die Italiener ihre Anteile auf 28 Prozent auf.
Inmitten dieses Übernahmekrimis muss sich Noch-CFO und CEO Orlopp nun behaupten. Doch nicht mehr lange in Doppelfunktion: Im Frühjahr 2025 wird sie die CFO-Position an Carsten Schmitt abgeben. Schmitt kommt von der Danske Bank, wo er seit drei Jahren als Executive Vice President den Bereich Konzernstrategie und M&A verantwortet. Vor seiner Zeit bei der dänischen Bank war er bereits mehr als 20 Jahre bei der Commerzbank tätig.
Nach Diebstahl musste Aurubis-CFO gehen
Einer der skandalträchtigen CFO-Wechsel 2024 war der bei der Kupferhütte Aurubis. Das Unternehmen wurde im Sommer zunächst Opfer eines Diebstahls im dreistelligen Millionenbereich. Für Aurubis zog die Meldung des Diebstahls jedoch eine Kettenreaktion nach sich. Der MDax-Konzern musste die Gewinnprognose für 2023 kappen. Und auch personell gab es Konsequenzen: Der Aufsichtsrat entließ drei Vorstandsmitglieder – darunter auch Finanzvorstand Rainer Verhoeven.
Verhoeven war seit Anfang 2018 für die Finanzen von Aurubis zuständig. Er hat das Unternehmen schließlich Ende Juni 2024 verlassen, sein Vertrag war ursprünglich bis Ende Dezember 2025 terminiert. Die Vorstandsmitglieder „tragen damit den besonderen Herausforderungen der Aurubis im abgelaufenen Geschäftsjahr Rechnung, insbesondere mit Blick auf die schwerwiegenden Betrugs- und Diebstahlsfälle im Werk Hamburg und Vorkommnisse im Bereich der Arbeitssicherheit”, teilte das Unternehmen seinerzeit mit.
Einen Nachfolger für die vakante CFO-Position gab Aurubis wenige Wochen später bekannt. Steffen Hoffmann hat die Position zum 1. Oktober übernommen. Er wechselte von Mercedes-Benz, wo er als Vice President die Bereiche Treasury und Investor Relations verantwortete.
Jens Schulte: Thyssenkrupp ade
Eine überraschende Personalie erreichte die FINANCE-Redaktion Anfang Dezember. Jens Schulte, Finanzchef bei Thyssenkrupp, wird das Unternehmen wechseln. Er wird neuer CFO der im Dax40 gelisteten Deutschen Börse. Dort folgt er auf Gregor Pottmeyer, dessen Vertrag im September 2025 auslaufen wird.
Sein Wechsel kommt mehr als überraschend, Schulte war den Posten bei dem Stahlkonzern Thyssenkrupp erst zum 1. Juni angetreten. Dem Vernehmen nach legt er seine Funktion auf eigenen Wunsch hin nieder. Genauere Hintergründe zu seinem Weggang sind nicht bekannt. Auch bekannt ist nicht, wann er das Unternehmen verlassen wird. Der Aufsichtsrat will zeitnah über einen Zeitpunkt einer möglichen Beendigung des Mandats entscheiden.
Schulte legt sein Amt in turbulenten Zeiten nieder. So teilte das Unternehmen mit, bis zum Jahr 2023 insgesamt 11.000 Stellen in der Stahlsparte streichen zu wollen. Gewerkschaften und Betriebsrat wehren sich nun dagegen und kritisieren den Vorstand von Thyssenkrupp scharf.
Plan B für Ex-Vitesco CFO Nitzsche
Dass nicht immer alles nach Plan läuft, zeigt der Karriereweg der ehemaligen Vitesco-Finanzchefin Sabine Nitzsche. Im November 2023 hatte die Managerin den Posten als CFO bei dem auf Antriebstechnologie spezialisierten Autozulieferer übernommen – nicht mal ein Jahr später legt sie ihr Amt Ende September 2024 nieder. Der Grund: Die Übernahme Vitescos durch den Konkurrenten Schaeffler. Dieser legte Vitesco Mitte Oktober 2023 ein Übernahmeangebot vor – also noch kurz vor Nitzsches Amtsantritt.
Anfang dieses Jahres übernahm Schaeffler Vitesco komplett, zehn Monate später wurde die Fusion der beiden Unternehmen abgeschlossen. Und neuer CFO des fusionierten Konzerns wurde nicht Nitzsche, sondern Claus Bauer, Finanzvorstand von Schaeffler.
Doch der wird das Amt nun auch nur übergangsweise übernehmen. Bauer wird fristgerecht zum Ende seiner zweiten Periode am 31. August 2025 aus dem Amt ausscheiden wird. Seine Aufgabe wird der Manager spätestens im Oktober 2025 an Christophe Hannequin übergeben. Auch wenn Nitzsches Zeit bei Vitesco nur kurz war, die Finanzchefin hat bereits einen neuen Job. Zum 1. März 2025 wird sie CFO bei dem Prüfdienst Tüv Süd.
Jasmin Rehne ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die Themen Controlling, Gehalt und Personal. Sie hat in Marburg Sprache und Kommunikation studiert. Neben ihrem Studium arbeitete Jasmin Rehne bereits als studentische Hilfskraft bei FINANCE.