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Finanzkrise und kein CFO am Steuer von Knaus Tabbert

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Knaus Tabbert hat die Produktion von Wohnmobilen bis zum Jahresende gestoppt. Foto: Knaus Tabbert
Knaus Tabbert hat die Produktion von Wohnmobilen bis zum Jahresende gestoppt. Foto: Knaus Tabbert

Die Hiobsbotschaft kam überraschend: Der bayerische Wohnmobilhersteller Knaus Tabbert legt die Produktion bis Jahresende still, teilte das Unternehmen am Mittwochnachmittag mit. Tausende von Fahrzeugen stehen auf Halde und sollen erst Käufer finden. Der Umsatz brach von Juli bis September um 38 Prozent ein, den Verlust aus dem laufenden Geschäft bezifferte das Unternehmen auf 33 Millionen Euro. Das sind die operativen Probleme. Seit Monaten kämpft der Wohnmobilhersteller jedoch auch mit Wechseln im Top-Management. Brisant: Ausgerechnet in dieser schwierigen Lage fehlt Knaus Tabbert ein CFO.

Erst Ende Oktober verlor der Wohnmobilbauer seinen CEO: Wolfgang Speck verließ das Unternehmen und hinterließ damit auch eine Lücke auf der Position des Finanzenchefs. Denn die Aufgaben des CFO hatte er im Frühjahr 2024 mit übernommen, nachdem die Finanzvorständin Carolin Schürmann ihrerseits nach nur eineinhalb Jahren gegangen war.

Damals bekam Speck einen neuen Vertrag, der bis Ende 2026 gelten sollte. Knaus Tabbert verkleinerte in diesem Zusammenhang auch den Vorstand auf drei Mitglieder. Aktuell besteht das Gremium nun aus zwei Managern: Werner Vaterl, der als langjähriger COO auch die Rolle des CEO einnimmt. Für den Vertrieb ist unverändert Gerd Adamietzki zuständig als Chief Sales Officer (CSO).

Knaus Tabbert in Post-Corona-Flaute

Doch wie konnte es so weit kommen? Noch vor wenigen Monaten galt Knaus Tabbert als Corona-Gewinner. In Pandemiezeiten profitierte das Unternehmen – wie die gesamte Branche – von der hohen Nachfrage. Zeitweise mussten Käuferinnen und Käufer bis zu zwei Jahre auf neue Fahrzeuge warten. Knaus Tabbert erhöhte deshalb die Produktion deutlich, sah sich aber zuletzt mit sinkenden Auftragsbeständen konfrontiert.

Betroffen von dem Produktionsstopp sind zwei Werke in Jandelsbrunn in Niederbayern und in Ungarn. Dort arbeiten insgesamt rund 3.100 Menschen, für die das Unternehmen überwiegend Kurzarbeit beantragt. Denn Überstunden und Urlaub brauchte die Belegschaft schon in einer langen Produktionspause im Sommer auf.

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Produktionsstopp lässt Aktienkurs von Knaus Tabbert stürzen

Nach Bekanntwerden des Produktionsstopps brach der Kurs am Donnerstag dramatisch ein und rangierte zeitweise bei rund 13 Euro. Zuletzt erholte er sich zwar leicht auf etwas mehr als 15 Euro, liegt aber immer noch um ein Vielfaches unter dem Niveau von vor einem Jahr. Damals ging die Aktie für mehr als 60 Euro über das Parkett. Der Wohnmobilhersteller war im Herbst 2020, mitten in der Pandemie, erfolgreich an der Börse gestartet, damals noch mit einem Ausgabepreis von 58 Euro je Aktie.

Aktuell liegt der Börsenwert von Knaus Tabbert bei rund 140 Millionen Euro. Hauptaktionäre sind H.T.P. Investments mit 41 Prozent und Catalina Capital Partners mit 25 Prozent; der Streubesitz beläuft sich auf 34 Prozent. Dagegen kommt der französische Wettbewerber Trigano auf einen Börsenwert von rund 2,3 Milliarden Euro, der US-Hersteller Thor auf etwa 5 Milliarden. Dieser kaufte 2018 den deutschen Hersteller Hymer für rund 2,1 Milliarden Euro.

Mitten in der Krise sucht Tabbert also nach einem neuen CEO und einem neuen CFO. Die Wiederbesetzung des Finanzchefs befinde sich „in einem fortgeschrittenen Stadium“, teilte das Unternehmen im Oktober mit. Nach dem Zahlendebakel zum 3. Quartal und dem Stopp der Produktion stellen sich den Kandidatinnen und Kandidaten jetzt ganz neue Herausforderungen.

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