Kim Jong-un – vom Reformer zum Diktator
Kim Jong-un leitet seit circa zehn Jahren die Geschicke Nordkoreas – die wichtigsten Fakten über den Diktator in der Zusammenfassung.
Pjöngjang – Kim Jong-un ist einer der mächtigsten Männer der Welt. Dem 37-Jährigen obliegt die Herrschaft über Nordkorea, einer Diktatur in Ostasien. Als schillernde Persönlichkeit mit wechselhaften Launen ist er international bekannt.
Laut offiziellen Angaben wurde Kim Jong-un im Jahr 1984 in Pjöngjang geboren – als jüngster Sohn des nordkoreanischen Machthabers Kim-Jong-il. Aus dem Leben Kim Jong-uns ist wenig bekannt – die öffentlichen Informationen im Überblick.
Kim Jong-un im Steckbrief
Name | Kim Jong-un |
Geburtstag | 08.01.1984 |
Geburtsort | Pjöngjang |
Staatsangehörigkeit | Nordkorea |
Familienstand | Verheiratet |
Beruf | Oberster Führer der Demokratischen Volksrepublik Korea |
Kim Jong-un – behütete Kindheit im Schatten seines Vaters
Die Spekulationen rund um Kim Jong-un beginnen mit seinem Geburtsdatum: Als sein offizielles Geburtsdatum wurde zunächst der 08.01.1983 angegeben. Seine Tante korrigierte das im Jahr 1998 und stellte klar, dass Kim Jong-un am 08.01.1984 geboren worden sei. Wie unter anderem die Washington Post berichtet, wurde sein Geburtsdatum später sogar auf das Jahr 1982 korrigiert, damit dies im Einklang, wie das Geburtsjahr seines Vaters (1941), mit dem Geburtsjahr von Kim II-sung, dem Begründer der Republik Nordkorea stehe. Demnach wäre Kim Jong-uns 30. Geburtstag im Jahr 2012 auf den 100. Geburtstag des Republikgründers gefallen.
Kim Jong-un wuchs mehrheitlich in der Schweiz auf. Seine Kindheit, rekonstruiert durch Medien wie den Spiegel, war behütet. Nahe der Stadt Bern ging er auf eine Privatschule – unter einem Decknamen, als Sohn eines nordkoreanischen Diplomaten. Unter welchem Namen er auftrat, ist unklar. Die Schule verließ er im Jahr 1998 abrupt und ohne Abschluss. Wie die Neue Züricher Zeitung berichtet, gab sich die bereits erwähnte Tante als seine Mutter in der Schweiz aus. Im Vergleich zu seiner Schulzeit sind sich internationale Beobachterinnen und Beobachter bezüglich Kim Jong-uns universitärer Laufbahn einig. Wie unter anderem die New York Times berichtet, besuchte er zwischen den Jahren 2002 und 2007 die Kim-II-sung-Universität in Pjöngjang.
Kim Jong-un erhält mehr Verantwortung
Ab dem Jahr 2009 soll Kim Jong-un laut Medienberichten immer stärker in den Staatsapparat Nordkoreas eingebunden worden sein. Dong-a Ilbo, eine Zeitung aus Südkorea, berichtet, dass er im selben Jahr den nordkoreanischen Geheimdienst übernahm. Dass der mittlerweile 37-Jährige zum Nachfolger seines Vaters herangezogen wurde, war vielen Beobachterinnen und Beobachtern schnell klar. Im Jahr 2010 wurde dies von offizieller Seite bestätigt, als Kim Jong-un zum General der Volksrepublik ernannt wurde. Noch im selben Jahr stieg er im Rang der Generäle auf und wurde in das Zentralkommittee der Partei PdAK berufen. Hinzu kam ein Posten als stellvertretender Vorsitzender der Militärkommission. Dies wurde jedoch erst im Jahr 2011 durch eine Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur Nordkoreas KCNA bekannt, als Kim Jong-il verstarb.
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Kim Jong-un wurde nach dem Tod seines Vaters offiziell zum „großartigen Nachfolger und Führer von Partei, Armee und Volk“ ernannt. Als „oberster Führer“ von Partei und Militär hatte er nun uneingeschränkte Macht inne. Das berichtet ebenfalls die Nachrichtenagentur KCNA.
Nordkorea: Kim Jong-un – vom Reformer zum Diktator
Seit Kim Jong-uns Machtübernahme entwickelt sich Nordkorea von einer Republik zu einem totalitären Staat. Anfängliche, noch sporadische, Drohungen gegenüber Südkorea und dem Westen stehen mittlerweile auf der Tagesordnung. Bereits im Jahr 2013 drohte er dem Westen mit Krieg, falls stationierte Raketen im Land angegriffen würden. Lee Myung-bak, das damalige Staatsoberhaupt Südkoreas, bezeichnete er relativ schnell als „proamerikanischen faschistischen Irren“, da er seine Militärtruppen nach Kim Jong-Uns Machtübernahme in Alarmbereitschaft versetzt hatte.
Der von ihm inszenierte politische Umschwung bekam zunächst einen reformerischen Anstrich. Kim Jong-Un lockerte einige Gesetze. So erlaubte er ausländischen Bürgerinnen und Bürgern in Nordkorea Handys und das Internet zu nutzen – natürlich unter staatlicher Zensur. Zudem erließ er im Jahr 2014 ein Gesetz, das Bauern im Land erstmals erlaubte, Teile ihrer Waren zu verkaufen. Noch im selben Jahr ließ er Parlamentswahlen ansetzen. Alle Kandidatinnen und Kandidaten wurden mit 100 Prozent in ihr Amt gewählt, die Wahlbeteiligung lag laut KCNA bei 99,97 Prozent.
Seit Kim Jong-un über Macht in Nordkorea verfügt, sind zudem zahlreiche politischen Konkurrentinnen und Konkurrenten verschwunden. Über Hinrichtungen konnten westliche Medien lediglich spekulieren. Die BBC verglich das Vorgehen des nordkoreanischen Diktators einst mit dem Stil Stalins, der ebenfalls für Angst und Schrecken in seinem direkten Umfeld sorgte. Überraschend offensiv wurde die Hinrichtung von Jang Song-thaek, dem Ehemann von Kim Jong-ils Schwester und vormals zweitstärkster Mann in der Regierung, im Jahr 2013 propagiert. Das berichtet unter anderem der Spiegel.
Kim Jong-un setzt auf Atomwaffen
Nordkoreas atomare Aufrüstung wird international mit sorgenvoller Miene betrachtet. Zudem finden seit dem Jahr 2013 regelmäßig Tests mit Langstreckenraketen statt. Kim Jong-un verkündete diesbezüglich unter anderem das Kriegsrecht in Nordkorea. Seitdem verurteilen die Vereinten Nationen (UN) das Vorgehen Nordkoreas aufs Schärfste. Trotz zwischenzeitlicher Entspannung der Nachbarstaaten steht seitdem ein Angriff auf Südkorea im Raum.
Seit dem Jahr 2017 gelten beispielsweise verschärfte Sanktionen seitens der Europäischen Union (EU) gegenüber Nordkorea. Auch die USA verhängten unter der Regierung von Donald Trump Sanktionen. Der ehemalige US-Präsident sorgte zwar für Entspannung zwischen Nordkorea und den USA. Dies geschah jedoch auf Basis der gemeinsamen, autokratischen Werte der Staatsmänner. Spätestens seit der Regierungsübernahme durch Joe Biden dürfte sich diese Situation erneut geändert haben.
Die Weltgemeinschaft beäugt die Entwicklung Nordkoreas und Kim Jong-un sehr kritisch. Angesichts der Tatsache, dass der Machthaber erst 37 Jahre alt ist, dürfte Kim Jong-un die Geschickte des ostasiatischen Staates noch Jahre lenken. (Tobias Utz)