Nick Francke’s Post

View profile for Nick Francke, graphic

Head of International Sales

Leadership

View profile for Nicole Basel, graphic

Chefredakteurin bei impulse

Eine texanische Familie sitzt auf der Terrasse: Ein älteres Ehepaar, ihre Tochter und deren Mann. Sagt der Vater: „Lasst uns doch nach Abilene zum Abendessen fahren.“ Die Tochter sagt: „Gute Idee.“ Ihr Mann hat Bedenken wegen der langen Fahrt. Abilene liegt 85 Kilometer weit weg, es ist heiß draußen. Aber er sagt: „Klingt gut. Ich hoffe, deine Mutter will auch mit.“ Die Mutter sagt: „Natürlich. ­­­­Ich war schon lange nicht mehr in Abilene.“ Die Fahrt ist heiß und lang. Das Essen im Restaurant m­­­ies. Vier Stunden später kommt die Familie völlig erschöpft wieder zuhause an. Der Vater sagt: „War ein toller Ausflug, oder?“ Doch bei der Mutter bröckelt die Fassade. „Ich wäre eigentlich lieber zuhause geblieben, aber ihr wart alle so begeistert.“ Der Schwiegersohn sagt, er hätte im Grunde auch nicht mit gewollt. Die Tochter sagt: „Ich fand es eigentlich verrückt, bei der Hitze nach draußen zu gehen.“ Der Vater sagt: „Ich hatte den Eindruck, ihr langweilt euch auf der Terrasse. Nur deswegen habe ich die Fahrt nach Abilene überhaupt vorgeschlagen.“ Die Geschichte stammt vom amerikanischen Management-Professor Jerry B. Harvey und ist als Abilene-Paradoxon bekannt. Sie klingt verrückt, aber das, was in dieser Familie passiert ist, geschieht auch in vielen Unternehmen - und am Ende trifft man Entscheidungen die niemand will. Die Amerikaner sprechen von Groupthink, dem Phänomen, dass eine Gruppe schlechtere Entscheidungen trifft als Einzelpersonen. Und diese Gefahr steigt, wenn Gruppen besonders homogen und harmonisch sind. Was hilft? - Flache Hierarchien, jeder soll sich angstfrei trauen können, seine Meinung zu sagen. - Eine kluge Meetingkultur: Schlechte Gruppenentscheidungen werden oft getroffen, wenn Meetings ewig dauern und alle Hunger haben/müde sind/ nach Hause wollen. - Methoden: Es kann zum Beispiel ein "Advocatus Diaboli" bestimmt werden, das ist jemand, der absichtlich eine Minderheitsposition vertritt und so die vermeintliche Harmonie aufbricht. - Darüber sprechen: Ist sich eine Gruppe darüber bewusst, dass Phänomene wie das Abilene-Paradoxon existieren, kann sie leichter gegensteuern. Kennt Ihr das Phänomen? Was tut Ihr dagegen?

  • No alternative text description for this image

To view or add a comment, sign in

Explore topics