Steuerkanzlei Katja Thimm reposted this
Beratung neu gedacht: Selbstermächtigung statt Belehrung Vor Kurzem bin ich hier auf LinkedIn über einen Post gestolpert, der mich zutiefst irritiert hat. Es ging – zumindest, wie ich ihn verstanden habe – um Mandant*innen, die ihren Berater*innen wohl nicht zuhören und erst recht nicht deren Ratschläge befolgen. Sinngemäß hieß es: „So funktioniert Zusammenarbeit nicht.“ Noch irritierender empfand ich die Kommentare, die diesen Tenor unterstützten: 👉 „Wer meine Ratschläge nicht umsetzt, ist kein Unternehmer.“ 👉 „Mit Menschen, die Vorschläge nicht annehmen, sollte man keine Zeit verschwenden.“ Ehrlich? Solche Aussagen schockieren mich. Beratung heißt für mich nicht das Weitergeben von Ratschlägen. Wohl nicht umsonst empfinden manche Menschen „Ratschläge“ als Bevormundung oder gar als „verbale Schläge“. Ich verstehe das. In meinen Beratungen – und generell in jeder Form von Zusammenarbeit – geht es mir darum, Menschen zu befähigen, selbst Entscheidungen zu treffen. Fundiert, eigenständig und mit einem klaren Blick auf die Konsequenzen. Zusammenarbeit bedeutet für mich, dass beide Seiten aktiv sind: Ich als Beraterin zeige Lösungswege auf, erkläre Konsequenzen und stehe als Sparringspartnerin für Gedankenspiele zur Verfügung. Meine Mandant*innen hingegen treffen ihre eigenen Entscheidungen – mit meiner Unterstützung oder auch ohne, je nachdem, was sie brauchen. Alles andere wäre für mich keine echte Zusammenarbeit, sondern einseitige Belehrung. Gute Beratung ist kein Machtspiel, sondern eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Sie bedeutet, Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen, aber die Verantwortung und Entscheidungsfreiheit immer bei den Mandant*innen zu belassen. Selbstermächtigung – so würde ich den Wert nennen, der meine Arbeit leitet. Es geht nicht darum, dass meine Vorschläge 1:1 übernommen werden müssen. Es geht darum, Menschen zu befähigen, selbstbestimmt den Weg zu wählen, der sich für sie richtig anfühlt. Was denkst du über Selbstermächtigung in der Beratung? Ist dir diese Haltung in deiner Arbeit begegnet – oder siehst du sie vielleicht ganz anders? Ich bin gespannt auf deinen Blickwinkel! #steuerberaterin #steuerberater #steuerberatung #steuern #steuerfachangestellte #steuerfachangestellter
Ich sehe meinen Beruf nicht als Einbahnstraße von Pauschalratschlägen, sondern immer als individuelles „Zusammen Erarbeiten“ von Lösungsmöglichkeiten - entscheiden darf am Ende immer mein Mandant und wir setzen die gewählte Entscheidung gemeinsam um. Auch wenn es vllt nicht immer meine erste Wahl wäre - es gibt viele (aussersteuerliche) Gründe für eine andere Wahl und wenn die Konsequenzen bekannt sind, ist das auch nie ein Thema. Die Selbstbefähigung finde ich bemerkenswert, liebe Katja, guter Ansatz und in vielen wirtschaftlichen Bereichen oder auch im Rahmen der Digitalisierung des Kunden lässt sich ein Lernerfolg beim Kunden erreichen - es fehlt in der Regel die Expertise im Steuerdschungel 😉 Es gibt allerdings auch Grenzen einer Zusammenarbeit, wenn die Augenhöhe dauerhaft verlassen wird - und dann ist eine Trennung aus meiner Sicht für alle Seiten die bessere Wahl.
Katja, das ist ein interessanter Ansatz. Vielleicht rühren Beiträge wie der aber auch daraus, dass trotz guten Rates Entscheidungen getroffen werden, die nicht den gewünschten Erfolg haben und sich der Frust darüber beim Berater entlädt. Aber ich bin völlig bei Dir, dass gute Beratung die Beratenen dabei unterstützt, Entscheidungen zu treffen. Das ist nicht zuletzt auch eine Frage der Verantwortung. Wenn Ratschläge als Handlungsanweisungen wahrgenommen und umgesetzt werden, ist der oder die Beratende schnell in Rolle der/des Schuldigen, wenn mal erwas schief geht.
Ich sage meinen Kunden ganz häufig „ich bin nicht die Kirche - ich will sie nicht bekehren“! Natürlich macht es Sinn den Rat von Fachmenschen anzunehmen und manchmal ist es wirklich alternativlos. Oft genug gibt aber mehr als einen Weg und daher mache ich Angebote: die kann auch ablehnen! Und ich bin dann auch nicht böse/beleidigt oder ähnliches. Gut ist es dann aber später zusammen „drauf zu gucken“ und zu reflektieren
Bin ich völlig bei Dir. Beratung soll in die Lage versetzen, die für sich selbst beste Entscheidung umzusetzen. Entscheidung trifft immer der Mandant/ Kunde und egal ob es meine Top Empfehlung wäre oder nicht, ich berate dann neutral weiter mit, damit diese Entscheidung die bestmögliche wird.
Uns ist es sogar ein Anliegen, unsere Kundinnen und Kunden informierte Entscheidungen treffen zu lassen. Wir sind in jedem Fall da und springen ein, wenn es gewünscht ist. Zwar sind wir keine Steuerkanzlei, dennoch ist das auch für uns oberstes Gebot. Vielleicht ist das dann mitunter nicht der beste und schnellste Weg und trotzdem ist es ein Weg.
Ein sehr guter Ansatz! Beratung sollte immer das Ziel haben, Menschen zu stärken und zu befähigen, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Das Bild der 'Partnerschaft auf Augenhöhe' trifft es perfekt – es geht um Vertrauen, Respekt und das gemeinsame Entdecken von Lösungswegen.
Katja Thimm super Ansatz! Mein Vater sagte mal, auch ein Ratschlag ist ein Schlag 😄
Katja Thimm genau! Beratung heißt für mich zunächst eine Begegnung auf Augenhöhe, bei der sehr wohl Unterschiede im Wissen zu einem Thema, einer Problematik oder einer Entwicklung bestehen können. Nur sobald die Augenhöhe nicht mehr gewahrt wird, nicht jeder seine Selbststeuerung behalten kann oder gar dies eben nicht einmal soll, ist Beratung - wie du ganz richtig schreibst - übergriffig und riecht penetrant nach beabsichtigter Machtübernahme. Es gibt dieses Verhalten leider überall dort, wo der "ratsuchende" Mensch im Mittelpunkt stehen sollte, leider auch in der Medizin. Ich kann nur jedem empfehlen, der solche übergriffigen und Steuerungsübernahme-andeutenden Äußerungen hört, seine Wirbelsäule durchzustrecken, sich sanft zu erheben und freundlich den Raum zu verlassen. Das wird eher wohl nie ein Austausch auf Augenhöhe werden.
Das unterstütze ich zu 💯%! Ich empfinde es auch übergriffig, wenn mir jemand Ratschläge gibt und mir signalisiert, dass ich sie annehmen muss und ansonsten nicht unterstützt werde! 🫣 Danke für Deinen wertvollen Beitrag! 🙏🙏
Von der Steuerlast zur Unternehmungslust.
1moDer Post hat mich ebenso aufhorchen lassen 👂, Katja Thimm, da sich die dort geteilte Auffassung nicht mit meinem Verständnis deckt. Als Steuerberaterinnen und Steuerberater werden wir oft als Expertinnen und Experten gebucht, die „den richtigen Ratschlag“ parat haben sollen. Für steuerliche Themen mag das meist passen, im unternehmensberatenden Bereich sehe ich das jedoch anders. Wenn es um unternehmerische Themen geht, liegt die spezifische Expertise oft auf Seiten der Mandantinnen. Wir Beraterinnen sind Impulsgeber 💡, Begleiter 🤝, Sparringpartner 🥊 und Wissende mit Fachkenntnis – aber die Entscheidungen treffen die Mandantinnen und Mandanten selbst. Folgt jemand meinem Ratschlag nicht? Kein Problem. ✅ Ich dokumentiere, weise auf mögliche Konsequenzen hin, und wir gehen gemeinsam weiter. Niemand wird „vor die Tür gesetzt“, nur weil er oder sie einen anderen Weg wählt. Dieser Ansatz braucht Zeit und entsteht durch Erfahrung, Zusammenarbeit und Haltung. Langfristige Mandatsbeziehungen leben für mich von Dialog 🗣️, Akzeptanz und gegenseitigem Respekt 🤝.