Das Stechuhr-Arbeitgeber/-nehmer Dilemma aus meiner Sicht
English Version below
In unserem recht nah an unserem Arbeitsleben befindlichen Podcast, haben wir in den letzten Monaten sehr häufig über die Sichtweise auf einen heutigen Arbeitsplatz eines Arbeitnehmers sowie unsere, als Arbeitgeber, gesprochen.
Spricht man über tradierte Berufsbilder, wie die eines Handwerkers oder Firmenarbeiters sind die Veränderungen und Erwartungshaltungen, sowie die neuen gesetzlichen Vorgaben nachvollziehbar und recht leicht abzubilden. Selbstverständlich gibt es dort auch Hürden, jedoch lässt sich die Arbeitsplatzbeschreibung recht gut mit den Vorgaben vereinbaren.
Schwieriger wird es bei unseren Berufsbildern, deren Kern darin liegt Kreativität, Wirtschaftlichkeit und Kompetenz zu verbinden. Ein klassischer Beruf aus der Wissensgesellschaft, deren Gut es ist, das Wissen und die Kompetenz zu kapitalisieren. Dies steht der Industriegesellschaft mit ihren Berufsbilden (s.o.) gegenüber.
Ein Industriegut fertige ich durch repetitive Arbeitsschritte, welche ich innerhalb einer definierten Arbeitsabfolge umsetze.
Das funktioniert jedoch nicht bei all den individuellen Problemen, die wir als Firma für unsere Kunden lösen. Und das ist auch gut so, denn nur so, kann eine Nichenindustrie wie wir überleben.
Wir haben gesehen was passieren kann, wenn Firmen wie Blackmagic Design früher individuell entwickelte Produkte standardisiert und zu einem Bruchteil des ursprünglichen Preises anbietet.
Es hat den Markt aufgewirbelt, jedoch haben die Firmen die sich angepasst haben weiterhin Produkte, die für die breite Masse zu speziell sind und können dafür höhere Preise verlangen. Survival oft he fittest – wer sich anpasst überlebt.
Anders ist das bei komplexer Software, die nicht durch ein Steckernetzteil in Betrieb genommen werden kann, die stattdessen individuell konfiguriert und in eine speziell designte Infrastruktur integriert werden muss.
Genau dieses Wissen monetarisieren wir und viele andere in der Branche.
Diese Vorgaben sind meiner Meinung nach nicht mit denen des Gesetzgebers und der Erwartungshaltung mancher Arbeitnehmer vereinbar.
Wer erwartet, dass er oder sie 40 Stunden pro Woche gesagt bekommen soll, was er oder sie zu machen hat, sollte sich einen Job aus der Industriegesellschaft suchen. Das gleiche gilt für die Verantwortung für das Geschaffene – wenn jemand jedes Werkstück von einem Vorgesetzten abgenommen haben möchte, dann ist das ebenfalls in einer Wissensgesellschaft nicht abbildbar. Denn man muss sich bewusst machen, dass soll jemand mein Arbeitsergebnis abnehmen und damit bewerten, dann muss ebendieser soviel Kompetenz über das Arbeitsergebnis haben, dass er oder sie es selber hätte herstellen können. Denn nur so kann ich garantieren, dass die kreativste, kompetenteste und vor allem wirtschaftlichste Lösung gefunden wurde. Das ist für mich in unserer Firma mittlerweile unmöglich. Das Wissen dass unsere Mitarbeiter:innen haben ist so speziell, dass ich mir nicht zutraue dies zu bewerten.
Das bedeutet jedoch zugleich, dass jeder seine Arbeitsergebnisse eigenmächtig bewerten muss und nur der Endkunde über seinen Zufriedenheit das Arbeitsergebnis abnehmen kann. Daraus folgt, dass wenn der Kunde es abgenommen hat, der Arbeitnehmer eigenmächtig nach neuer Arbeit suchen muss. Das ist ein zwingender Bestandteil der Wissensgesellschaft. Wer immer wieder neue Aufgaben wie von einem Fließband erwartet, findet Zufriedenheit in der Industriegesellschaft.
Es ist ein elementarer Bestandteil eines Berufs innerhalb einer Firma die Kompetenz kapitalisiert, dass der Mitarbeitende selbstständig für Arbeit und Ergebnis sorgt.
Das hat bei uns bis dato sehr gut funktioniert; war jedoch und ist immer noch ein großer Kraftakt mit viel Übung und Geduld auf allen Seiten.
Hat man dies verinnerlicht und akzeptiert, stellt sich die Frage einer Zeiterfassung mit Über- oder Minderstunden gar nicht. Denn dann greift die sehr gute Vertrauensarbeitszeit und ich bin mir sicher, das jeder Arbeitgeber damit keine Probleme haben wird, wenn der Arbeitnehmer eigenmächtig für die Umsetzung seiner Arbeit sorgt, der Kunde zufrieden ist und bei Problemen entsprechend frühzeitig die Verantwortlichen ebendiese ansprechen.
Jedenfalls ist es bei uns so...
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In our podcast, which is quite close to our working life, we have been talking a lot in the last months about the view on a current job of an employee as well as ours, as an employer.
If you talk about traditional job descriptions, like that of a craftsman or a company worker, the changes and expectations, as well as the new legal requirements are understandable and quite easy to map. Of course, there are also hurdles there, but the job description can be reconciled quite well with the specifications.
It is more difficult with our job descriptions, whose core lies in combining creativity, efficiency and competence. This is a classic profession from the knowledge society, whose good is to capitalize on knowledge and competence. This contrasts with the industrial society with its occupational images (see above).
One produces an industrial good through repetitive work steps, which one implements within a defined work sequence.
However, this does not work for all the individual problems that we as a company solve for our customers. And that's a good thing, because it's the only way for a niche industry like ours to survive.
We've seen what can happen when companies like Blackmagic Design standardize previously custom-developed products and offer them at a fraction of the original price.
It has shaken up the market, yet the companies that have adapted continue to have products that are too special for the masses and can charge higher prices for them. Survival of the fittest - those who adapt (fit) survive.
It's different with complex software that can't be put into operation by a plug-in power supply, which instead has to be individually configured and integrated into a specially designed infrastructure.
It is precisely this knowledge that we and many others in the industry monetize.
In my opinion, these specifications are not compatible with those of the legislature and the expectations of some employees.
Anyone who expects to be told what to do 40 hours a week should get a job out of the industrial society. The same applies to responsibility for what has been created - if someone wants to have every piece of work approved by a supervisor, then that is also incompatible in a knowledge society. Because one must be aware that if someone is to accept my work result and thus evaluate it, then this person must have so much competence about the work result that he or she could have produced it themselves. Only in this way can I guarantee that the most creative, most competent and, above all, most economical solution has been found. This is now impossible for me in our company. The knowledge that our employees have is so special that I do not trust myself to evaluate it.
However, this means at the same time that everyone must evaluate his work results on his own authority and only the final customer can accept the work result over his satisfaction. It follows that if the customer has accepted it, the employee must look for new work on his own authority. That is a compelling component of the knowledge society. Those who expect new tasks over and over again, as if from an assembly line, find satisfaction in the industrial society.
It is an elementary component of a job within a company that capitalizes on competence, that the employee independently provides work and results.
This has worked very well for us up to now; however, it was and still is a great effort with a lot of practice and patience on all sides.
Once this has been internalized and accepted, the question of time tracking with overtime or undertime does not arise at all. Because then the very good trust-based working time takes effect and I am sure that every employer will have no problems with this if the employee takes care of the implementation of his work on his own authority, the customer is satisfied and if there are problems, the responsible persons address these at an early stage.
However, we are trying to work this way…
Tackling streaming video challenges
1yThe only thing that is left to do is to ensure that your employees get an equal share of the profits their works creates. Then you can scrap time keeping (especially overhours and weekend work) altogether.
Totally agree Jens!