Dein Verstand ist ein Oscar-reifer Dramatiker - Glaube ihm nicht alles

Dein Verstand ist ein Oscar-reifer Dramatiker - Glaube ihm nicht alles

"Das Ende meines Business." Meine Kundin starrt auf die E-Mail des Vermieters und spürt, wie sich ihr Magen zusammenzieht. Monate der Planung, bereits bestellte Möbel, die Finanzierung steht - und jetzt das. Der Vermieter zieht zurück, Krankheitsfall in der Familie, er braucht die Räume selbst. Die geplante Praxiserweiterung, ihr großer Traum, löst sich in Luft auf.

Wir alle kennen solche Momente. Die Realität durchkreuzt unsere sorgfältig ausgearbeiteten Pläne. Kund:innen oder Projekt-Partner springen ab, Mitarbeiter:innen werden krank, die Technik versagt. Und wir? Wir reagieren mit Frust, Ärger, Wut, Enttäuschung. Verständlich. Denn meist haben wir schon viel Geld, Zeit und Energie in unsere Vorhaben gesteckt.

Diese aufgestaute Energie muss erst mal raus. Ein paar bewährte Erste-Hilfe-Maßnahmen: Schnüre die Laufschuhe, schreie deinen Frust in den Wald hinein oder schreibe alles ungefiltert auf Papier – was immer dir hilft, die aufgestaute Energie loszuwerden.

Der Verstand macht sein eigenes Ding

Aber was dann? Der erste emotionale Sturm ist vorüber, doch unser Verstand ist noch lange nicht fertig. Er tut, was ein Oscar-reifer Dramatiker eben tut: Er bewertet. Er dramatisiert. Er kategorisiert. Er analysiert. Er erfindet Geschichten.

Der Verstand meiner Kundin ging auf Hochtouren: "Nie wieder werde ich so perfekte Räume finden. Meine ganzen Investitionen waren umsonst. Das ist das Aus für meine Expansionspläne." Die ersten Tage war sie kaum ansprechbar, zu sehr war sie von dem Erlebnis aufgewühlt.

Manchmal versuchen wir es mit vermeintlich konstruktiven Gedanken: "Was kann ich daraus lernen?" "Wo ist das Positive in der Situation?" "Wie kann ich daran wachsen?"

Doch all das sind nur weitere Interpretationen unseres Verstandes. Sie sind wie bunte Farben, die wir über ein simples Ereignis malen.

Unser Verstand ist ein Meister darin, verschiedene Genres zu bedienen:

  • Erfolg: Eine Geschichte aus der Kategorie 'Happy End'
  • Misserfolg: Ein Drama
  • Ich habe einen Fehler gemacht: Eine Tragödie
  • Der andere ist schuld: Ein Krimi

Und jeder dieser Filme trägt eine ganz eigene Gefühls-Palette mit sich.

Allerdings ... Jede dieser Geschichten ist nur solange wahr, solange wir sie glauben.

Vom Drama zur Lösung

Im Coaching mit meiner Kundin gingen wir drei wesentliche Schritte:

  1. Erstmal dem Frust Raum geben. Die Enttäuschung, die Wut - das alles durfte sein. Sie verbrachte einen Tag in der Natur, schrie ihren Frust in den Wald, weinte und ließ alle Emotionen zu.
  2. Dann schauten wir uns an, was ihr Verstand machte: Wie er die Situation als "Katastrophe" bewertete, wie er ähnliche gescheiterte Projekte aus der Vergangenheit hervorkramte, wie er diese Erfahrungen in eine düstere Zukunft projizierte.
  3. Und dann der entscheidende Schritt: Wir traten einen Schritt zurück und sahen: Da ist einfach nur eine Vermietung, die nicht zustande gekommen ist. Ein Ereignis. Ein Punkt auf der Lebens-Linie.

Solange wir in den Dramen unseres Verstandes gefangen sind, verschwenden wir unsere Energie. Wir kämpfen gegen imaginäre Katastrophen. Wir verlieren uns in Bewertungen. Wir sehen nicht mehr klar, was eigentlich zu tun ist.

Was meine Kundin stattdessen tat?

Sie erkannte das Drama als das, was es war: Eine Geschichte ihres Verstandes. Dadurch wurde ihr Blick wieder klar. Sie konnte sogar Empathie für den Vermieter entwickeln, der einen Krankheitsfall in der Familie hatte.

Und sie machte weiter. Methodisch, pragmatisch, Schritt für Schritt. Sie aktualisierte ihre Anforderungen an die Räumlichkeiten, kontaktierte Makler, besichtigte neue Objekte. Nicht bessere oder schlechtere. Ohne Drama. Ohne Bewertung.

Genau das geschieht, wenn wir aufhören, uns in den Geschichten unseres Verstandes zu verlieren: Wir sehen wieder klar. Wir erkennen, was wirklich ist. Und wir können den nächsten sinnvollen Schritt tun.

Was ist dein nächster Schritt?

Dein Verstand wird auch heute Geschichten erzählen, wenn etwas nicht nach Plan läuft. Beobachte ihn: Welche Farben malt er über die Situation? Und was passiert, wenn du diese nur als das siehst, was sie ist – ein Ereignis neben tausenden anderen in deinem Leben. Nicht mehr und nicht weniger.


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