Die künftige Energiepolitik der EU – Teil 1: Was ist vor den Wahlen zu erwarten?
The EU’s forthcoming energy agenda – Part 1: What can be expected before the elections? (English version below)
In unserer Social-Media-Serie #ElectionClimb24 tragen wir die neuesten Entwicklungen zu den Wahlen zum Europäischen Parlament im Juni 2024 zusammen. Dieser Teil der Serie ist den Auswirkungen der Wahlen auf die Politikbereiche gewidmet, zu denen die Expert:innen des 365-Sherpas-Teams arbeiten. Heute: #Energie und #Gebäude.
Teil 1: Was ist vor den Wahlen zu erwarten?
Welche Rechtsakte könnten noch beschlossen werden?
Das "Fit for 55"-Paket, ein wichtiger Teil des „European Green Deal“, ist inzwischen fast vollständig verabschiedet. Zwar Teil des Pakets, aber ohne Aussicht auf Verabschiedung vor den Wahlen, ist die Energiebesteuerungsrichtlinie. Diese soll den veralteten Rechtsrahmen zur Besteuerung von Energie aktualisieren, zwischen den Mitgliedstaaten harmonisieren und unter anderem fossile Energien stärker besteuern. In Anbetracht der laufenden Debatte zu Inflation und hohen Lebenshaltungskosten gibt es aber derzeit wenig politischen Willen, die Richtlinie voran zu treiben. Dazu kommt, dass Steuergesetzgebung eine Kompetenz der Mitgliedstaaten ist, sodass das Europäische Parlament, sonst eher ein Treiber von Gesetzgebung, wenig Druck aufbauen kann. Die andere verbleibende Richtlinie aus dem „Fit for 55“-Paket ist die Gebäudeenergieeffizienzrichtlinie (EPBD), die die Energieeffizienz von Gebäuden verbessern will und unter anderem Renovierungsziele für den Gebäudestand der Mitgliedstaaten setzt. Die EPBD befindet sich seit Anfang Juni im Trilog zwischen dem Europäischen Parlament und dem Rat. Obwohl noch von einer Einigung bis zu den Wahlen ausgegangen wird, stockt auch bei der EPBD der Fortschritt. Lauter werdende Kritik aus den Reihen der Mitgliedstaaten stellt die im Dezember 2022 erreichte Übereinkunft im Rat in Frage und erschwert es, bedeutende Fortschritte bei den Trilogverhandlungen zu erzielen. Nachdem ursprünglich von einer Einigung bis Jahresende ausgegangen wurde, gilt dies mittlerweile als weniger wahrscheinlich, aber eine Einigung im Frühjahr 2024 sollte möglich sein.
Das letzte in der Schwebe hängende Vorhaben ist die Reform der Gestaltung des Elektrizitätsmarktes in der EU. Nachdem die Verordnung im März vorgestellt wurde, hatte sich die EU das Ziel gesetzt, bis Jahresende die Reform abzuschließen. Im Juni sollte der Rat der Energieminister:innen seine allgemeine Ausrichtung verabschieden, konnte sich aber auf keine verständigen. Auch die Botschafter:innen der Mitgliedstaaten konnten sich seither auf keine gemeinsame Position einigen. Eine Tagung des Rates am 17. Oktober soll Abhilfe schaffen. Sollte er damit Erfolg haben, bleibt es zeitlich eng, die Triloge und formellen Voraussetzungen der Verordnung bis zur letzten Plenarsitzung im April 2024 abzuschließen.
Vorhaben, die auf einem guten Weg sind, noch bis zu den Wahlen abgeschlossen zu werden (ohne Anspruch auf Vollständigkeit), sind das Gas- und Wasserstoffpaket, die Methanverordnung sowie der Net-Zero Industry Act. Im Rahmen der Rede zur Lage der Union kündigte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen darüber hinaus ein „Windpaket“ an, das am 24. Oktober vorgestellt werden soll. Zudem wird noch im November ein Aktionsplan zur Stärkung der Stromnetze erwartet, aber Details sind noch nicht bekannt. Sofern konkrete legislative Vorhaben darunter sein sollten, gilt es als unwahrscheinlich, dass diese bis zu den Wahlen abgeschlossen werden.
Teil 2 der Serie wird beleuchten, welche Debatten den Wahlkampf prägen werden und was sich nach der Wahl ändern könnte. Bleibt dran!
The EU’s forthcoming energy agenda
With our series #ElectionClimb24, we bring you the latest news and analyses to the European Parliament elections in June 2024. This part of the series is dedicated to unpacking the implications of the elections for the core policy areas that the experts from our team work on. Today: #Energy and #Buildings.
Part 1: What can be expected before the elections?
Which files could still be adopted?
The “Fit for 55” package, an important part of the “European Green Deal”, has now been almost completely finalised. Part of the package but with no prospect of progress – let alone final adoption – before the elections is the Energy Taxation Directive. This directive is intended to update the outdated legal framework on energy taxation, harmonise it between member states and, among other things, tax fossil fuels more heavily. However, given the ongoing debate on inflation and the high cost of living, there is currently little political will to push the directive forward. In addition, tax legislation is a competence of the member states, so that the European Parliament, otherwise rather a driver of legislation, can exert little pressure. The other remaining directive from the Fit for 55 package is the Energy Performance of Buildings Directive (EPBD), which aims to improve the energy efficiency of buildings and, among other things, sets renovation targets for member states’ building stock. The EPBD has been in trilogues between the European Parliament and the Council since beginning of June, but even though an agreement is still expected before the elections, progress on the EPBD is faltering. Increasing criticism from member states is calling into question the agreement reached in Council in December 2022 and making it difficult to achieve significant progress at the trilogue negotiations. After an agreement was initially expected by the end of the year, this is now considered less likely, but an agreement in spring 2024 should still be possible.
The last project hanging in the balance is the Reform of the Electricity Market Design in the EU. After the regulation was published in March, the EU had set itself the goal of completing the reform by the end of the year. In June, the Council of Energy Ministers was supposed to adopt its general approach but could not agree on it. Since then, the ambassadors of the member states have also been unable to agree on a common position. A Council meeting on 17 October is supposed to remedy the situation. If it succeeds, there will be a tight deadline to complete the trilogues and formal requirements of the regulation by the last plenary session in April 2024.
Projects that are on track to be completed before the elections (not exhaustive) are the Gas and Hydrogen Package, the Methane Regulation and the Net-Zero Industry Act. In the State of the Union address, Commission President Ursula von der Leyen also announced a "wind package" to be presented on 24 October. Moreover, additional action on electricity grids has been announced as well, but further details are of yet unknown. Insofar as either contains concrete legislative projects, it is considered unlikely that they will be completed by the time of the elections.
Part 2 of the series will deal with the major debates marking the election campaign as well as the course the EU might take after the elections. Stay with us!