Gericht verbietet Nutzung des Tesla Touchscreens? - falsch!
"OLG verbietet die Benutzung des #Tesla Touchscreens während der Fahrt." Artikel mit dieser und ähnlicher Überschrift sind mal wieder mehr #Clickbait als Inhalt. Aber eine Sache stimmt: Unter Umständen kann die Bedienung des Touchscreens nicht zulässig sein.
In dem Fall hatte der Fahrer während starken Regens beim Einstellen des Scheibenwischerintervalls auf dem Touchscreen die Fahrbahn verlassen und einen Unfall gebaut.
Tatsächlich geht das Gericht davon aus, dass es sich bei dem verbauten Infotainmentsystem in der Mitte um ein elektronisches Gerät handelt (was ja auch recht offensichtlich ist). Diese Einschätzung bedeutet aber nicht, dass man das das System nicht während der Fahrt benutzen darf, sondern vielmehr gemäß §23 StVo es nur benutzt werden darf:
- 1. wenn man es zur Bedienung nicht in die Hand nehmen muss. [irrelevant in diesem Fall]
- 2. a) die Sprachfunktion benutzt
- 2. b) "zur Bedienung und Nutzung des Gerätes nur eine kurze, den Straßen-, Verkehrs-, Sicht- und Wetterverhältnissen angepasste Blickzuwendung zum Gerät bei gleichzeitig entsprechender Blickabwendung vom Verkehrsgeschehen erfolgt oder erforderlich ist."
Man erkennt also sehr deutlich, dass das Gericht nicht grundsätzlich ein Problem mit der Benutzung des Teslas Touchscreens hat, sondern vielmehr mit dem #UI von Tesla.
Persönliche Erfahrung Tesla Model 3 Scheibenwischer
Ich habe selbst den Tesla Model 3 Ende 2019 für 2 Wochen und 2.800 km getestet. In diesem Testzeitraum ist mir tatsächlich auch die schlechte Scheibenwischerautomatik aufgefallen.
Ich kann mich an kein anderes Testauto erinnern, bei dem ich jemals auf die automatischen Intervalleinstellungen des Wagens geachtet hätte. Für mich ist das heute so selbstverständlich wie eine Lichtautomatik, man erwartet einfach, dass sie funktioniert.
Bei dem Model 3 war dies leider nicht der Fall, ich musste sehr oft über den Touchscreen eine bessere passende Stufe finden. Die Bedienung selbst mit dem Druck auf das Scheibenwischer Symbol und danach einem weiteren Druck auf die gewünschte Stufe, habe ich persönlich als nicht weiter ablenkend oder zeitaufwendig empfunden.
OTA Update – der große Vorteil von Tesla
Lustigerweise gab es während meines zwei wöchigen Tests auch eine Over The Air Update, dass sich genau mit diesem Feature befasst hat.
Hierzu ein kleiner Auszug aus den Release Notes des Updates 2019.40.11
Automatic wipers have been improved to be more likely to activate when it is lightly raining and respond to changes in rain intensity for more environments. The automatic wipers are now employing the first production deep neural network trained with over 1 million images for the detection of water droplets on a windshield and additional weather cues. If automatic wipers is not performing to your preference, any manual adjustment to wiper speed will be captured to further train and improve the network in future software updates.
Anders als bei den meisten klasssichen Herstellern ist in dem Model 3 kein Regensensor in der Frontscheibe verbaut, sondern Regentropfen werden über die Kameras erkannt.
Neben dem eigentlichen Update finde ich es aber auch sehr spannend, dass die Scheibenwischer Automatik dazulernt über die Kundenautos die sich im Straßenverkehr befinden.
Mir ist kein vergleichbarer Vorgang bei einem anderen Hersteller bekannt.
Auswirkungen des Urteil für Tesla
In diesem Punkt kann ich nur Mutmaßungen anstellen. Persönlich glaube ich, dass sich die Auswirkungen für Tesla hier in einem geringen Rahmen halten werden.
Wer möchte kann sich unter diesem Link noch mal genauer die ausführliche Urteilsbegründung durchlesen.
Zu einem ist die Scheibenwischerautomatik bereits verbessert wurden, in Hinblick auf den Vorgang, der zu dem Urteil geführt hat.
Zum anderen könnte Tesla ohne weiteres eine Änderung des User Interfaces ohne große Mühe bewerkstelligen und damit dafür sorgen, dass die Umstellung ohne große „Ablenkung“ zu bewerkstelligen ist.
Tatsächlich zeigt der Vorgang eher die Vorteile einer modernen Softwarearchitektur. Andere Hersteller hätten in eiem ähnlichen Fall wohl eineRückrufaktion starten müssen.
Über die Frage ob es besser gewesen wäre einen klassischen Scheibenwischerhebel zu verbauen, bin ich noch ein wenig zwiegespalten. Aufgrund meiner Erfahrung mit gut funktionierenden Automatiksystemen halte ich es eigentlich für nicht nötig.
Head of Engineering bei Modix International
4yIch halte das Urteil zwar für unsinnig aber es regt auch zum Nachdenken an und teile davon sind ja auch durchaus korrekt. TESLA (und viele andere Hersteller) überlegen sich sehr genau welche Funktionen durch echte haptische Bedienknöpfe im Blickfeld platziert werden (Lenkrad) und welche eben nicht. Hier muss man immer Kompromisse machen. Der TESLA hätte das Intervall auch per Sprachbefehl ändern können z.B Im Prinzip hätte ein echter Schalter an der Stelle aber auch zur Ablenkung geführt wenn auch zu einer geringeren vermutlich. Das wird uns als spannendes Thema erhalten bleiben.
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4yIch finde deinen Beitrag gut. Schön, dass du das alles einordnest. Ich wage bei aller Tech-Euphorie die ketzerische Frage: Warum den bewährten, funktionierenden, gelernten Scheibenwischerhebel durch ein Display ersetzen, dass offenkundig ein wenig gewöhnungsbedürftig ist? Was ist der Gewinn für den Nutzer, der es rechtfertigt, dass ein paar Prozent Ablenkung akzeptabel sind? Klingt für mich nach Verschlimmbesserung.
Human Factors of AI @ Fraunhofer IOSB
4ysolche Unfälle müssen trotz OTA nicht sein. #HumanFactorsAItesting