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Scope 3-Reduktion – Der nächste Schritt in Richtung Dekarbonisierung

Scope 3-Reduktion – Der nächste Schritt in Richtung Dekarbonisierung

13. März 2023

Wo steht die Industrie, wie und bis wann will sie die Netto-Null erreichen? Eine Studie von Roland Berger und Swissmem untersucht Treiber, Ambitionen und konkrete Vorhaben

Auf dem Weg zur Netto-Null rückt die Reduktion der Scope 3-Emissionen vermehrt in den Fokus. Angesichts des Mangels an belastbaren Daten und relevanten Benchmarks befragte Roland Berger gemeinsam mit Swissmem 167 Mitglieder des Branchenverbands, um herauszufinden, wie sich die Unternehmen zu diesem wichtigen Thema positionieren: Welche Bedeutung messen sie der Scope 3-Minderung bei? Welche Faktoren beeinflussen ihre Massnahmen? Wie wollen sie welche Reduktionsziele erreichen? Welche Fristen setzen sie sich? Die Resultate dieser bis dato einzigen Studie ihrer Art wurden in einem kurzen Infoflyer zusammengefasst. Er skizziert den aktuellen Stand, zeigt Hürden auf und macht deutlich, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, um Scope 3-Emissionen in grossem Massstab messbar zu reduzieren.

Auf dem Weg zur Netto-Null rücken die Scope 3-Emissionen vermehrt ins Blickfeld
PV-Freiflächenanlage bei Nacht, in deren Panels sich die Sterne spiegeln.
"Manche Kunden fordern ihre Zulieferer auf, innerhalb von maximal einem Jahr konkrete Pläne zur Scope 3-Reduktion vorzulegen, wenn sie weiter Geschäfte mit ihnen machen wollen."
Portrait of Ralph Mair
Partner
Büro Zürich, Zentraleuropa

Was sind Scope 1-, 2- und 3-Emissionen?

Das Greenhouse Gas (GHG)-Protokoll unterscheidet zwischen drei Kategorien von Treibhausgasemissionen.

Scope 1-Emissionen stammen aus Quellen, die direkt vom Unternehmen verantwortet oder kontrolliert werden. Dazu gehören Emissionen aus der Nutzung von Energieträgern bei Produktionsprozessen, Emissionen des eigenen Fuhrparks sowie flüchtige Emissionen.

Scope 2-Emissionen sind indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie wie Strom, Dampf, Wärme und Kälte, die im Unternehmen verbraucht wird.

Scope 3-Emissionen umfasst alle übrigen indirekten Emissionen, die an anderer Stelle der Wertschöpfungskette entstehen. Beispiele hierfür sind Emissionen, die bei der Bereitstellung eines Produkts an einen Kunden anfallen, die durch Zulieferer erzeugt werden, oder auch Emissionen, die durch den Energieverbrauch des Produkts beim Kunden entstehen.

Während bei der Scope 1 und 2-Reduktion signifikante Fortschritte erzielt wurden, stellt sich die Situation bei Scope 3-Emissionen ganz anders dar: Sie können weit über 90 Prozent der innerhalb einer Wertschöpfungskette anfallenden Gesamtemissionen ausmachen und werden erst jetzt ernsthaft ins Visier genommen. Die kundenseitig angestrebte Senkung der Scope 1- und 2-Emissionen führt quasi automatisch zu einer Kaskadierung in tiefere Ebenen der Wertschöpfungskette, d. h. in den Bereich der Scope 3-Emissionen, die im Fokus der aktuellen Studie stehen.

Zusammensetzung der Studienteilnehmer

Unter den 167 teilnehmenden Swissmem-Mitgliedern finden sich Unternehmen der verschiedensten Grössen und Branchen, die für eine Vielzahl an Kundenindustrien tätig sind. Schwerpunktmässig wurden Schweizer Unternehmen aus dem Maschinenbau und der industriellen Fertigung befragt; als Benchmark diente eine Auswahl an relevanten US-amerikanischen und europäischen Playern.

Treiber und Effekte

Jenseits der Bereitschaft zum Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel ist es massgeblich der Druck von Investoren und Kunden, der Unternehmen dazu bringt, die Senkung ihrer Scope 3-Emissionen in Angriff zu nehmen. Konfrontiert mit dem zunehmenden Problembewusstsein ihrer Beschäftigten und der breiten Öffentlichkeit sowie der Tatsache, dass Konkurrenten ihrerseits bereits aktiv werden, kommen die meisten Teilnehmer zu dem Schluss, dass sie gar keine andere Wahl haben, als die Scope 3-Reduktion prioritär zu behandeln.

Die befragten Unternehmen gehen zum einen davon aus, dass niedrigere Scope 3-Emissionen ein wirksames Mittel sind, um der globalen Erwärmung entgegenzuwirken. Zum anderen erwarten sie – gerade angesichts der genannten Treiber – handfeste Vorteile bei Employer Branding und Kundenzufriedenheit, wenn sie entsprechende Massnahmen ergreifen. Gute 20 Prozent rechnen zudem mit messbaren Gewinnen, sei es Top oder Bottom Line.

"Obwohl die meisten Rahmenbedingungen im Grunde bekannt sind, wäre es mit einem international abgestimmten Framework sehr viel leichter, Scope 3-Fortschritte zu messen und zu vergleichen."
Portrait of Sven Siepen
Senior Partner, Managing Partner Switzerland
Büro Zürich, Zentraleuropa

Theorie und Praxis

Die aktuelle Studie klärt nicht nur Begrifflichkeiten, sondern offenbart auch, dass sich die Industrie sowohl bei Reduktionsvolumen (bis zu 50 %) als auch Reduktionsfristen (2030, wobei auch andere Zeitpunkte genannt werden) durchaus ehrgeizige Ziele setzt. Relativiert wird dieses optimistische Bild allerdings dadurch, dass fast jeder zweite Teilnehmer immer noch anderen Themen Vorrang einräumt.

Warum zwischen Theorie und Praxis eine so auffällige Lücke klafft, hat eine Reihe von praktischen Gründen. Ein Grund besteht in dem Mangel an klar definierten und universell anwendbaren KPIs, mit denen sich Fortschritte bei der Scope 3-Minderung zuverlässig messen lassen. Auch kohärente Methoden für die Erfassung der notwendigen Daten sind noch nicht in Sicht. Die Unternehmen sehen beides als entscheidende Hürden, die gemeinsam überwunden werden müssen.

Der Weg zum Ziel

Der Einkauf umweltverträglicher Güter und Dienstleistungen sowie die Entwicklung energieeffizienter Maschinen und Anlagen sind zwei Hebel, mit denen die Industrie ihre Scope 3-Emissionen reduzieren will. Für beides muss die Innovationsfähigkeit intensiviert und verbessert werden. Wie die Studie jedoch auch zeigt, braucht es ein abgestimmtes, zentrales Rahmenwerk einschliesslich rechtlicher Vorgaben, damit die Unternehmen sinnvoll (und vergleichbar) mit Zulieferern und Wettbewerbern kooperieren können. Nur so lassen sich theoretische Ziele in greifbare Fortschritte ummünzen.

Eine der wichtigsten Erkenntnisse könnte daher lauten, dass sich der gesamte Themenkomplex der Scope 3-Reduktion noch in der Entwicklung befindet. Kollaboration, Koordination und enge Konsultation sind somit die Schlüssel für das weitere Vorgehen. Roland Berger und Swissmem laden Unternehmen jeder Grösse dazu ein, sich an diesem Diskurs aktiv zu beteiligen und einen Beitrag zur Schaffung einer klimafreundlicheren industriellen Zukunft zu leisten.

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Scope 3-Reduktion – Der nächste Schritt in Richtung Dekarbonisierung

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Eine Studie von Roland Berger und Swissmem untersucht Treiber, Ambitionen und konkrete Vorhaben.

Veröffentlicht März 2023. Vorhanden in
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