Garmin Forerunner 965
Ausgestattet mit einem OLED-Display bietet die Forerunner 965 Funktionen wie eine Fenix 7. Wie gut die Sportuhr für den Laufsport ist, zeigt der Test.
Garmin zu unterstellen, sein Sortiment der Sportuhren wäre etwas unübersichtlich, wäre eine maßlose Untertreibung. Die Webseite von Garmin gibt allein für die Forerunner-Serie, die sich an Läufer wendet, zum Zeitpunkt dieses Tests 17 Modelle aus. Ein paar unterscheiden sich dabei nur in der Größe oder einem minimal anderen Funktionsumfang.
Das Topmodell 965 ist seit 2023 auf dem Markt und hat uns zwei Monate lang begleitet. Sie gleicht funktional der weiterhin angebotenen Garmin Forerunner 955 (Testbericht), hat dieser jedoch ein AMOLED-Display voraus. Dafür kostet sie 100 Euro mehr. Lohnt sich das? Das zeigt der Test.
Weitere Uhren für sportlich Aktive zeigen wir in der Top 10: Die besten Sportuhren – Smartwatches für Training & Wandern.
Anders als die Fenix-Reihe ist die Forerunner 965 gerade in Schwarz optisch zurückhaltend. Lieferbar ist sie aktuell in drei Farbvariationen. Mit einem giftgrünen Armband oder einem hellgrauen Gehäuse kann der Käufer eigene Akzente setzen, die komplett schwarze Version ist die unauffälligste. Manche Uhren von Garmin gibt es in einer Version mit kleinerem Gehäuse für schlanke Handgelenke, beim teuersten Modell der Forerunner-Serie ist das jedoch nicht der Fall.
Die Uhr wiegt 52 Gramm und ist sehr gut verarbeitet. Der Materialeindruck ist nicht ganz so fein wie bei der Fenix-Reihe, für sich betrachtet aber ist auch diese Uhr hochwertig. Die Lünette ist aus Titan, das Gorilla-Glas sollte einiges wegstecken. Wir würden immer dazu raten, ein Schutzglas aufzubringen – die paar Euro sind zumindest im Alltag gut investiertes Geld.
Mit seinem AMOLED-Display setzt sich die Forerunner 965 sowohl von der 955 als auch von den Fenix-Modellen deutlich ab. Deren „Memory in Pixel“-Display wirkt im Vergleich blass. Der 1,4-Zoll-Bildschirm der 965 erscheint dagegen brillant und farbenfroh, mit seinen 454 mal 454 Pixeln löst es auch viel höher auf. In der Grundeinstellung ist, wann immer eine interne Logik sich unbeobachtet fühlt, bis auf die Uhrzeit alles aus. Erst, wenn der Nutzer draufschaut, leuchten alle Informationen auf. Garmin hat damit zwei Dinge im Sinn. Zum einen soll ein Einbrennen verhindert werden, zum anderen natürlich den Stromverbrauch senken.
Mitgeliefert wird ein Lade- und Datenkabel. Das hat einerseits einen USB-C-Stecker, andererseits einen proprietären Anschluss für die Uhr. Es gibt kein Ladegerät und auch keine Möglichkeit einer induktiven Ladung.
Die Uhr selbst ist rasch eingerichtet, der Nutzer wird durch ein Menü intuitiv geführt. Das gilt allerdings nur für die Uhr selbst. In die App Garmin Connect, die umfangreich ausgestattete ist, muss sich der Nutzer einarbeiten. Lohn ist dann eine Auswertung von Trainingsdaten in einer Tiefe, die nur ambitionierte Sportler in diesem Umfang benötigen werden.
Es nur Nuancen, die zwischen einer Forerunner 965 und einer Fenix 7 Pro liegen. Ein Stresstest für die Herzfrequenzvariabilität hat nur die Fenix, sie hat auch ein paar mehr Profile für Laufarten vorinstalliert. Vermissen wird der durchschnittliche Nutzer vermutlich trotzdem nichts. Falls doch, können einige Dinge auch nachinstalliert werden. Allgemein sind auch auf der Uhr, die sich speziell an Läufern wendet, so viele Profile vorinstalliert, dass wahrscheinlich niemand alle Möglichkeiten ausschöpfen wird.
Im Test wurde die Uhr nur zum Laden abgenommen. Die Laufzeit richtet sich wesentlich danach, wie oft das Display angeschaltet ist und wie viele Aktivitäten aufgezeichnet werden. Im Test kam ich auf eine Laufzeit zwischen sechs und elf Tagen – eine große Spanne also. Als ich alle Satelliten für die Aufzeichnung der Postion während einer Aktivität nutzte und Musik von der Uhr auf Kopfhörer schickte, waren nach 40 Minuten rund 10 Prozent der Aufladung verschwunden. Gefunkt wird entweder im 2,4-GHz-WLAN oder über Bluetooth. Beides war im Test zuverlässig und auch flink.
Die Beurteilung der Schlafqualität erschien uns meistens nachvollziehbar. Wacht man wie gerädert auf, kann man das auch ablesen. Die Uhr startet den Tag nach dem Aufstehen auf Wunsch mit einem in engen Grenzen konfigurierbaren „Morgen-Report“. Dort sind dann je nach Voreinstellung die Schlafdaten der vergangenen Nacht, Trainingsempfehlungen für den Tag und etwa der Wetterbericht. Zusätzlich gibt es noch variierende Motivationssprüche à la „Hole heute das Beste aus dir heraus“.
Ganz interessant ist, dass es bei der Aufzeichnung von Laufdaten kaum Unterschiede zur deutlich teureren Fenix 7 Pro gibt. Auch die Forerunner 965 liefert eine unglaubliche Fülle an Daten, und übertrifft etwa die Fenix 6 (Testbericht) bei der Genauigkeit. Anders als diese knickt die Geschwindigkeitsmessung unter einem Blätterdach kaum ein.
Auch die Pulsmessung, die bei meiner Uhr immer ein paar Minuten benötigt, bis sie zuverlässige Werte anzeigt, ist hier schneller und gefühlt auch näher an der Wahrheit. Die Pulsmessung am Handgelenk wird gegenüber einem Brustgurt immer nur zweite Wahl sein, doch wer es genau benötigt, kann bei Garmin einen Gurt für den Oberkörper nutzen. Es werden verschiedene angeboten, der am wenigsten teure kostet 45 Euro (Preisvergleich).
Die Forerunner 965 richtet sich an Läufer, doch sie schwächelt bei anderen Sportarten keineswegs. Sie machte beim Schwimmen einen ebenso guten Job wie die Fenix 7 (Testbericht). Im Detail mögen ein paar Profile weniger installiert sein, doch vermutlich braucht es schon sehr spezielle Anforderungen, die eine Fenix erfüllt, die Forerunner 965 jedoch nicht.
Intern sind 32 GByte Speicher eingebaut, von denen sich in der Grundkonfiguration etwas mehr als die Hälfte frei belegen lässt. Das Überspielen von Musik kann sowohl über die Garmin-App auf dem Rechner als auch über den Explorer erfolgen. Das läuft nicht rasend schnell, ist aber unkompliziert. Vielleicht geht es Ihnen ja ähnlich: Ich habe in der Regel beim Laufen einen Grundstock an Musik dabei, der relativ konstant bleibt. Regelmäßig gewechselt werden insbesondere Podcasts.
Garmins Entscheidung, wie bei der Fenix auch hier dem Nutzer die Wahl zu lassen, ob er die Uhr über Touchscreen oder Tasten bedienen will, ist nur zu begrüßen – für beides gibt es Szenarien, in denen eine Variante Vorteile hat. Der Bildschirm reagiert flott auf Eingaben, mitunter sogar fast zu empfindlich. Es braucht zudem etwas Zeit, sich mit der Menüstruktur anzufreunden. Die Uhr bietet derart vielen Funktionen, dass ein intuitive Strukturierung an gewisse Grenzen stößt. Das gilt erst recht für die App auf dem Handy, mit der sich eine unglaublich tiefe Datenanalyse betreiben lässt.
Die Garmin Forerunner 965 beweist trotzt des hellen OLED-Displays eine große Ausdauer. Der Akku hält im Alltag bis zu 15 Tage durch, sofern man nicht ständig GPS oder das Always-on-Display nutzt. Je häufiger man trainiert, desto kürzer fällt die Laufzeit dann aber aus.
Die Garmin Forerunner 965 hat eine stolze UVP von 650 Euro. Mit etwas Glück bekommt man die Sportuhr aber schon günstiger bei Online-Händlern. Erhältlich ist die Sportuhr in Weiß hierzulande ab knapp 590 Euro, in Schwarz kostet die Forerunner 965 rund 599 Euro. Die Variante in Zitronengelb liegt bei 599 Euro.
Das Topmodell der Forerunner-Serie besticht mit einem brillanten Display und einem für Garmin so typischen Funktionsumfang, der dem einer Fenix kaum nachsteht. Sie ist etwas leichter als das vergleichbar große Fenix-Modell und bietet bei den Profilen abseits des Laufens im Detail minimal weniger. Dafür ist sie schlichter und trägt am Handgelenk weniger dick auf. Das AMOLED-Display löst hoch auf, es macht Freude, auf die Uhr zu schauen. Die weiterhin angebotene Forerunner 955 mit MIP-Display (Memory in Pixel) erscheint im Vergleich dazu blass und farblos, bietet allerdings eine deutlich längere Akku-Laufzeit.
Die teuerste Forerunner-Uhr richtet sich an engagierte Läufer, die sich für eine Analyse tief in Daten einarbeiten wollen, um gezielt zu trainieren. Dafür ist die 965 ist ein idealer Lieferant. Ähnlich wie bei der Fenix 7 Pro ist damit auch umrissen, wer eher nicht zur Zielgruppe gehört: Interessenten, die mit den üblichen Trainingsdaten wie Strecke, Puls und Geschwindigkeit auskommen, benötigen keine Forerunner 965. Auch als Smartwatch eignet sie sich nur eingeschränkt. Sie ist in erster Linie eine Sportuhr, gehört unter diesen allerdings zur absoluten Spitzenklasse. Sie kann nicht alles, aber vieles. Und was sie kann, erledigt sie exzellent. Hinzu kommt: Trotz des leuchtstarken Displays hält sie im Alltag erstaunlich lange durch. Kein Vergleich zu Uhren von Apple oder Google.
Wer Abstriche bei der Ausstattung machen kann, findet deutlich günstigere Alternativen bei der Garmin Forerunner 255 (Testbericht) sowie Amazfit T-Rex 2 (Testbericht). Eine spannende Sportuhr mit sehr langer Akkulaufzeit ist zudem die Coros Apex 2 Pro (Testbericht). Weitere Möglichkeiten zeigen wir in der Top 10: Die besten Sportuhren – Smartwatches für Training & Wandern. Preiswerte Uhren zur Pulsmessung finden sich in der Top 10: Die besten Fitness-Tracker 2023 ab 30 Euro im Test.
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