Beitrag von Alexander Schmidt

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ehemaliger stellv. Schulleiter, Oberstudienrat und Lehrer-Coach: Mehr Zeit - mehr Wertschätzung - weniger Stress

Viele Lehrkräfte nehmen die Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern nicht ernst. Am vergangenen Wochenende war ich bei einem Workshop bei meinem Coach. Dort kam ich mit einem anderen Coachee ins Gespräch. Er ist 18 und hat sich vor fünf Monaten als Fitness-Coach selbstständig gemacht. Der Fokus lag auf dem Business, die Schule trat in den Hintergrund. Um seine Ziele zu erreichen, ist eine Matura (Abitur) nicht relevant, sondern eher ein Nice-to-Have. Aufgrund von Fehlzeiten und schlechter Noten kam es zu einem Gespräch mit der Schulleitung. Alle Lehrkräfte hatten kein Verständnis für sein Verhalten. Letztlich hat er die Schule abgebrochen. Ich habe ihn zu dieser Entscheidung beglückwünscht. Damit geht er für sein Business eine viel höhere Verbindlichkeit ein, als wenn er sich noch die Hintertür für ein Studium nach der Matura offen gelassen hätte. Doch warum sehen es die Lehrkräfte nicht so? In Österreich wie in Deutschland sind viele Lehrkräfte so sehr auf das Thema “Abschlüsse” fokussiert. Schulabbrecherquoten werden selten nach den Gründen hinterfragt, sondern gelten als Malus an einer Schule. Dabei wäre es sinnvoll, einige Schülerinnen und Schüler, die sich selbstständig machen wollen, sogar zu motivieren, die Schule abzubrechen. Stattdessen wird das hundertste Elterngespräch geführt, in dem ausgelotet wird, wie man den Schüler / die Schülerin dazu bringt, die Leistungen in Fächern zu verbessern, die für die berufliche Zukunft völlig irrelevant sind. Würden Lehrkräfte hier anders agieren, würden sie viel Zeit sparen und echten Mehrwert bieten.

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Paula Risser

Lehrerin an Till-Eulenspiegel-Grundschule. Dozentin für Ernährungslehre bei arche medica - Akademie für Heilpraktiker

7 Monate

Der Druck wird meistens von den Eltern aufgebaut - nicht von den Lehrkräften

Ich glaube, das Rollenverständnis und das Verständnis von Erfolg und Misserfolg bei Lehrkräften spielen dabei eine große Rolle. In einem Beruf mit wenig Wertschätzung im Alltag und wenig messbaren Erfolgen, bleibt die Zahl der erfolgreichen AbsolventInnen im Grunde die einzige Kennzahl.

Josef Stefan Bichler

Bildung ist der Schlüssel, um neue Türen zu öffnen, Stärken zu entdecken, Potenziale zu fördern, Mehrwerte zu schaffen und eine erfolgreiche Zukunft zu gestalten.

7 Monate

Die Darstellung ist mir hier definitiv zu einseitig, sorry! Wieder mal so ein Post von der Sorte: „Die Lehrer sind an allem Schuld.“ Sorry, es langweilt mich einfach. Ich bin Lehrkraft und ich mache meinen Job as best as possible. Fachlich gesehen kann ich innerhalb der Lehrpläne frei agieren und bewusste Mehrwerte schaffen. Und für alle anderen Aspekte gibt es Schulvereinbarungen etc. Daran müssen sich Schüler einfach halten. Punkt. Ich bin sogar verpflichtet die Einhaltung zu kontrollieren. Wenn jemand also durch Fehlzeiten, Unpünktlichkeit, Defiziten beim Sozialverhalten etc. auffällt, dann bin ich verpflichtet, das Gespräch zu suchen und die Dinge klar anzusprechen. Mein Fokus ist es, die Schüler bestmöglich zu fördern, Impulse zu schaffen, die sie nach vorn bringen, den Reifeprozess zu unterstützen und Inhalte so zu vermitteln, dass es Schüler verstehen. Der Abschluss ist letzten Endes das formale Ziel, das am Ende jedem zugesprochen wird, der den Weg bis zum Ende geht und alle Prüfungsteile besteht. Ob das nun der entscheidende Fokus für den Schüler ist, das ist für mich ehrlich gesagt zweitrangig.

Natürlich soll ein Lehrer die Bereitschaft und Interessen seiner Schüler kennen und sie anleiten können. Doch leider scheint dies in der Praxis nicht möglich zu sein. So glaube ich nicht, dass ein Lehrer die Autorität haben, die Schüler aufgrund ihrer Interessen zu motivieren. Hier dreht sich alles um die Lehrprogramme und die Bildungssysteme. Der Lehrer muss die vorgegebenen Programme einhalten und die Schüler entsprechend bewerten. Wenn er oder sie dies nicht tut, macht er oder sie seine Arbeit nicht gut. Aus diesem Grund bin ich nicht damit einverstanden, dass Lehrer für die genannten Probleme verantwortlich gemacht werden.

Oft fehlen Förderpläne und das bereits in der Grundschule - so unsere Erfahrung im elternbund hessen - Kinder und Jugendliche fühlen sich oft nicht ernst genommen, ja, sogar als Verlierer! Die Sitzenbleiberquote ist um 67% gestiegen. Für jeden Betroffenen ist das ein Verlust der Gemeinschaft. Es ist viel zu tun, damit Schüler und Schülerinnen sich geborgen fühlen, die Grundlage für ihren individuellen Erfolg

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