Praxisbezug im Matheunterricht – ein kleiner und gleichzeitig wichtiger Schritt zur finanziellen Bildung Vor Kurzem durfte ich einen Blick in die Hausaufgaben meiner Tochter werfen. Das Thema der Hausaugabe: Zinsrechnung Sie lernt Zinsen für verschiedene Situationen berechnen und sich ganz praktisch damit auseinandersetzen, wie unser Geld mit der Zeit wachsen kann. Als angehender Fachtrainer für Integrierte Geldintelligenz Institut für Geldkultur® freut es mich, dass in der Schule praxisbezogene Beispiele genutzt werden, um den Umgang mit Finanzen greifbar zu machen. Es ist schön zu sehen, dass bereits in der Mittelschule solche wichtigen Themen auf dem Lehrplan stehen. Auch wenn dies nur ein Teil des großen Ganzen im bewussten Umgang mit Geld ist, trägt es doch dazu bei, die Fähigkeit zu fördern, fundierte finanzielle Entscheidungen zu treffen. Wenn wir unsere Kinder schon früh im Umgang mit Geld fördern, legen wir eine starke Basis für ihre Zukunft. #ZukunftGestalten #Finanzkompetenz #FinanzielleEntscheidungen
Nun bitte nicht als Kritik an Ihrer Tochter verstehen, sondern am Bildungssystem: Es gibt virtuell zwei Zinserträge, man könnte sie Beträge nennen und erkennen - oder wie der Aufgabensteller in diesen Fall davon ausgehen -, dass sie unterschiedlich sind, sich also voneinander unterscheiden. In dieser Aufgabe wird nach einem dritten Betrag gefragt, dem nämlich, um den sich die beiden vorgenannten Beträge unterscheiden. Dieser dritte Betrag ist 43,75 Euro. Der korrekt berechnete "Betrag unterscheidet sich" strengegenommen um nichts von 43,75 Euro. OK, einen Antwortsatz mit "Der Betrag beträgt usw." einzuleiten, davor schreckt man zurecht zurück. Ich bin ziemlich sicher, dass man in der Schule heutzutage nur noch höchst selten im richtigen Gebrauch der Präpositionen und anderer Verhältnisbeschreibungen korrigiert und unterwiesen wird. Mir begegnet diese Ach-nerv-mich-nicht-mit-deinen-spiessigen-Regeln!-Ich-hab's-jetzt-einfach-mal-so-geschrieben-Das-wird-man-ja-wohl-verstehen"-Sprache so oft. Ich frage mich dann immer, wo wohl der Grenzbereich zu einer tatsächlichen Verwirrung darin ist, welches denn nun die beiden Beträge sind, welches der Unterschieded ist und vovon sich der wiederum unterscheiden könnte. Siehe: höhere Ableitungen.
Andreas Bliesath naja, wie will man Zinsrechnung sonst erklären, als an Beispielen, bei denen es um Geld geht. Da dürfen dann Begriffe wie „Rabatt“ und „Skonto“ nicht fehlen. Da kann man schön Brutto und Netto erklären… Es hängt halt auch viel von der Lehrkraft ab, ob die den Mut hat sich auch mal konsequent vom Diktat der Schulbücher zu lösen und nicht unreflektiert die Aufgaben zu übernehmen. Es ist wichtig, gerade in Mathe, zu sehen, ob die Lerngruppe etwas damit anfangen kann. Und wenn das Buch nichts taugt… mal selber was entwickeln.
Dass das unterrichtet wird ist richtig und wichtig. Leider ist das Schulsystem in Deutschland so miserabel, dass solch wichtige Sachen, die man später im Leben wirklich gebrauchen kann, nicht weiter verfolgt sondern nur grob angerissen werden. Dann lernt man etwas von Sinus, Kosinus, Tangenz, wie man das Volumen und den Umfang der Sonne im Vergleich zum Pluto berechnet etc. pp., was man später in seiner beruflichen Laufbahn mit hoher Wahrscheinlichkeit sowieso nicht benötigt.
In diesem Schulbuch müsste an die Zinsangabe in % noch "p.a." ergänzt werden. Es ist sonst nicht klar für welchen Zeitraum die Zinsangabe gilt.
Um das Grundprinzip von Zinsen zu verstehen reichen die banalen Aufgaben zu den 0815 zinsformeln ab der Hauptschule aus. Aber wer es richtig machen will sollte mit der Sparkassen Formel arbeiten. Um auch realistische Ergebnisse zu berechnen. Alles andere kommt der Realität nur näher. Aber gut seien wir ehrlich nicht jeder hat Bock drauf realistische Zinsen zu berechnen. Wenn der bankmitarbeiter nur noch die Variablen in die Software eintragen muss.
Aus meiner Sicht wäre es – wie bereits in der Literatur beschrieben – entscheidend, einen stärkeren Praxisbezug in der Ausbildung zu schaffen. Den Kindern und Jugendlichen sollte ermöglicht werden, das Gelernte unter realen Bedingungen auszuprobieren, um nachhaltigere Lerneffekte zu erzielen. Häufig sind Lehrkräfte vorwiegend theoretisch ausgebildet, ohne umfassende Praxiserfahrung. Dies führt dazu, dass Beispiele, wie hier im Bild aufgeführt, sich auf die Berechnung von Krediten konzentrieren, was typisch für eine Konsumgesellschaft ist, jedoch andere wichtige Aspekte vernachlässigt. Ein fehlender, aber entscheidender Bestandteil wäre, den Schülerinnen und Schülern zu zeigen, wie aus einem bestehenden Geldbetrag Mehrwert generiert werden kann – beispielsweise durch passives Einkommen. Solche Ansätze würden ihnen ermöglichen, finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen und sich mit Freude und Erfolg ihren Lebensaufgaben zu widmen. Dafür braucht es Expertinnen und Experten aus der Praxis, die ihre realen Erfahrungen in den Unterricht einbringen, um Theorie und Praxis sinnvoll zu verbinden.
Wie haben die Schüler die notierten Ergebnisse ermittelt? Durch schriftliches Rechnen auf einem extra Blatt oder mit einem Taschenrechner? In jedem Fall wäre es wichtig, auch (im Kopf) "überschlagendes Rechnen" zu praktizieren um zu sehen, ob die Größen stimmen.
Gutes Beispiel- den Kindern sollte aber auch gezeigt werden, wie die Antwort optimal aussehen sollte, damit sie lernen- es künftig richtig zu machen. Bei uns musste immer der Rechenweg klar dabei sein- nur das Ergebnis gab nicht die vollen Punkte. Und manchmal macht sich auch auf dem Weg zum Ziel ein Fehlerteufel ans Werk. Ohne Rechenweg ist dann gar kein Punkt erreichbar. Bei Textaufgaben musste auch zwingend eine Antwort geschrieben werden. Übrigens ist das Ergebnis bei der zweiten Aufgabe falsch notiert- > denn x ist nur 7,5% und demnach nur 292,50 - der Gesamtbetrag entspricht 107,5 % vom ursprünglichen Betrag. Als Eltern und Lehrer sollten wir den Kindern auch eine klare und deutliche Formulierung zeigen und erklären warum. Das kann Missverständnisse vermeiden und das (Mathe-)Leben erleichtern 😉.
Sorry, Kleinkariertheit, aber wenn schon denn schon. Aufgabe 3/Herr Müller, x (0,075) ist gemäß dem Dreisatz € 292,50 und die Summe x0+x=xges (100%+7,5%=107,5%) wären € 4192,50. Kleinigkeit aber... Gruß
Ich kann nur aus bayerischer Sicht berichten. Praxisbezug kam hier in der Vergangenheit wirklich viel zu kurz. Ich hoffe, dass sich inbesondere die gymnasialen Lehrpläne künftig noch viel stärker am Berufsalltag der breiten Masse orientieren und man nicht davon ausgeht, dass die Schüler von heute die Grundlagenforscher oder Dramatiker von morgen sind. Wenn jemand an solchen Nischenberufen Interesse hat oder einschlägige Talente besitzt, ist das schön und gut und sollte gefördert werden, aber deswegen alle anderen mit Kurvendiskussion und Gedichtinterpretation foltern? Auch bei der Lehrerausbildung wäre mehr praktische Erfahrung wünschenswert. Der typische Berufsweg eines Lehrers ist Schule, Studium, wieder Schule und das bis zur Pension. Das soll jetzt kein Lehrerbashing sein, aber wie kann man erwarten, dass mit dieser Systematik eine adäquate Vorbereitung aufs Berufsleben erfolgt? Praktika in zum Unterrichtsfach passenden Betrieben statt nur Referendariat wären z. B. ein guter Anfang.