Beitrag von Andreas Kronawitter

Profil von Andreas Kronawitter anzeigen, Grafik

Making the world a better place

Fantasien. Der Traum von der unbegrenzten sorglosen Energie. Oder der Alptraum für Politiker. Als ich in den frühen Neunziger Jahren des letzten Jahrtausends Physik studierte und meine Diplomarbeit an einem Lehrstuhl für Kernphysik machen konnte, waren die Fusionsreaktoren schon ein „altes Thema“. Das hiess: eines, an dem man schon lange forschte, aber keine signifikanten Fortschritte machte. In Garching bei München gab es damals einen Forschungsreaktor beim Max Planck Institut für Plasmaphysik. Eine beeindruckende Anlage, sowohl in der Grösse als auch in der Komplexität. Nun, dreissig Jahre später, ist noch keines der damals bekannten kritischen Problem der Fusionsreaktoren gelöst. Das liegt nicht an der Unfähigkeit der Forschenden und auch nicht daran, dass dieser Forschungszweig ohne ausreichende Finanzmittel auskommen müsste. Dafür sorgt alleine schon das Militär, das seit dem Abkommen über den Stop von Kernwaffentests die Fusionsforschung nutzt, um Wasserstofffusionsbomben funktionstüchtig zu halten und weiterzuentwickeln. Wasserstoffbomben sind die wirkmächtigsten Waffen, die die Menschheit in ihrem erstaunlichen Drang zur Selbstauslöschung bisher erfunden hat. Nun kommt die Kernfusion wieder auf die Diskussionstische durch Politiker und ich frage mich: warum? Technisch wurde, wie gesagt, kein Durchbruch erzielt, der eine Umsetzbarkeit in absehbarer Zukunft realistisch machen würde. Es gibt sogar Grund zur Annahme, dass dies nie der Fall sein wird, da auch drei weitere Jahrzehnte Forschung in den prinzipiellen Fragen keinen Lösungsansatz ergeben haben. Es ist leider so, dass es nicht für alle Probleme eine gangbare Lösung gibt. Damit ist die Diskussion über den Einsatz von Kernfusion für Politiker sehr undankbar: wer unrealistische Lösungen vorschlägt, hat entweder keine Ahnung vom Thema oder er lügt sein Publikum an oder er lebt in einer Fantasiewelt: alles keine Empfehlungen für ein hohes Amt mit viel Verantwortung. Wären die WählerInnen rational (und naturwissenschaftlich gebildet), wären solche Politiker „vom Tisch“. Wenn das kein Hinderungsgrund ist, hat die Gesellschaft ein anderes Problem. Sie will die Wahrheit nicht wahrnehmen. (Und ich weiss schon, was in einigen Kommentaren zu dieser Aussage stehen wird.)

  • Kein Alt-Text für dieses Bild vorhanden

Welches sind die kritischen Punkte? Und was sind denn die Gründe, dass sich da in 30 Jahren kein Lösungsansatz zeigte?

Zum Anzeigen oder Hinzufügen von Kommentaren einloggen

Themen ansehen