Beitrag von Dirk Metz

Anlässlich des 175-jährigen Jubiläums des Höchster Kreisblatts am 1. Oktober durfte ich wie Hessens Ministerpräsident Boris Rhein, der Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef und der Mitgründer des Frankfurter Zukunftsrates, Prof. Manfred Pohl, mit einem Gastbeitrag Teil der Jubiläumsausgabe sein. Die Jubiläumsausgabe beleuchtet die Entwicklung der Zeitung und der Region, in der die Zeitung erscheint: im Westen Frankfurts und im Main-Taunus-Kreis. Lange habe in Hofheim am Taunus, also im Verbreitungsgebiet, gewohnt, war Hallen- und Pressesprecher des Handball-Bundesligisten SG Wallau/Massenheim. Das Höchster Kreisblatt war Teil der Morgenroutine. Freund der Zeitung bin ich geblieben – nur heute ist sie Teil der Abendroutine. Denn eine von vielen Entwicklungen in der Medienlandschaft ist der Weg von der gedruckten Zeitung am Morgen zum, bei den meisten Zeitungen, digitalen E-Paper am Vorabend. Während die Auflagen von E-Paper-Ausgaben steigen, sind die Auflagenzahlen von gedruckten Zeitungen, so ehrlich muss man sein, rückläufig. Das hat Auswirkungen auf die Anzeigenerlöse, und damit auch auf die personelle Besetzung von Redaktionen. Eines ist bei allen diesen Entwicklungen aber entscheidend: Die Gesellschaft kann nicht auf einen unabhängigen und gründlichen Qualitäts-Journalismus verzichten. Gerade im Lokalen. Denn weniger mediale Teilhabe würde zeitgleich auch weniger demokratische Teilhabe bedeuten. Zur "guten, alten, gedruckten" Zeitung greifen häufig – überspitzt formuliert – eher die "Älteren". Jüngere Generationen tummeln sich zumeist – wenn überhaupt – auf Online-Angeboten wie Webseiten und E-Papern. Die größte und, wie ich finde, nicht zu unterschätzende Verlagerung findet aber in den Bereich der sog. Sozialen Medien statt, wo man schlichtweg einer Reizüberflutung ausgesetzt ist und sich häufig der Seriosität der Nachrichten nicht wirklich sicher sein kann. Dabei zählen die regionalen Tageszeitungen mit 65 Prozent und mehr zu den glaubwürdigsten Medien in Deutschland – Tendenz sogar steigend. Bei der Lokalzeitung liegt die Erklärung auf der Hand. Gerade hier besteht oft ein enges Verhältnis zwischen Leserschaft und Redaktion. Man kennt sich, begegnet sich beim Sport oder beim Einkaufen – Lob und Kritik, gerne auch der eine oder andere Tipp sind schnell ausgetauscht. Im Vergleich dazu liegt die Glaubwürdigkeit Sozialer Medien bei unter zehn Prozent. Meines Erachtens trägt zur Allgemeinbildung übrigens nichts so sehr bei wie das Zeitunglesen – und deshalb würde ich die (regionale) Tageszeitung niemals abschreiben – nicht heute und auch nicht morgen. Ich bedanke mich herzlich bei Dr. Max Rempel und Ulrich Müller-Braun, dass ich meine Sicht auf die Entwicklung der Tageszeitungslandschaft insgesamt darlegen konnte. Gleichzeitig gratuliere ich dem Höchster Kreisblatt ganz herzlich zu diesem tollen Jubiläum und wünsche viel Erfolg für die Zukunft, damit sich auch künftig viele Menschen durch das Kreisblatt stets gut informiert fühlen.

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Lieber Herr Metz, so, wie Sie es formulieren (Qualitätsjournalismus ist wichtig) stimme ich Ihnen uneingeschränkt zu. Aus meiner Sicht muss einer solchen Feststellung ein deutlich formuliertes „Aber“ folgen. Hier beginnt die Beurteilung des lokaljournalistischen Status quo auseinanderzudriften. Ich bin nicht sicher, ob das, was momentan in den Verlagen geschieht, diesem hehren Ziel gerecht wird. In Höchst mag das so sein, das kann ich nicht beurteilen. Anderswo wage ich Bedenken zu äußern. Die Transformation beinhaltet auch, dass man sich von lokaljournalistischen Glaubenssätzen trennt, weil sie in der Umsetzung betriebswirtschaftlich nicht mehr lohnend sind. Ich habe hier vor Ort die Beobachtung gemacht, dass Transformation die Diskussion über Qualitätsjournalismus nicht beinhaltet, sondern als Label unter ferner liefen auflistet. Möge die SG Wallau-Massenheim wieder auferstehen und das Höchster Tageblatt auf dem digitalen Weg weiter reüssieren. Munter holln! Ihr Walter Ruß, Ex-IHK Kassel

Cosima Ningelgen

Mit Rat und Tat - in Wort und Schrift Autorin I Sprachkünstlerin I erfahrene Pressesprecherin I Finanzthemen I Politik I Alltägliches

1 Monat

Lieber Dirk Metz, ich stimme Dir aus ganzem Herzen und tiefer Überzeugung zu. Gerade auch junge Menschen müssen sich informieren können und wollen. Dass viele das nicht tun, beunruhigt mich sehr. Es gibt übrigens noch einen ganz praktischen Vorteil der gedruckten Zeitung. Ich kann sie im Sommer problemlos beim Frühstück auf der Terasse lesen und meinem Mann ein lesenswertes Teil rüber reichen. Letzteres ist auf dem Pad schon schwierig.

Stimme absolut zu - vor allem auch in Sachen „Zeitungen und Allgemeinbildung“!

Robin Klöppel

Geschäftsführer Despina-Artists Medienmanagement & Gründer Tegla Loroupe Peace Foundation

1 Monat

Danke, Dirk! Man muss die Meinung von Zeitungsautoren nicht immer teilen, aber Journalismus für überflüssig zu erklären wäre in Zeiten von tausendfach geteilten und gelikten Fake-facebook-Beiträgen das falsche Signal. Vor allem brauchen junge Menschen wieder mehr Medienkompetenz, Faktencheck, bevor man etwas teilt. Aber erschreckend vielen Leuten ist es egal, ob ein geteilter Beitrag stimmt, solange er ihrer persönlichen Meinung entspricht.

Uwe Haring

Geschäftsführer bei Zweckverband ecopark

1 Monat

Die Siegener Zeitung - bei der wir beide volontiert haben - war seinerzeit eine Mittagszeitung. Sie steckte irgendwann zwischen 13.30 und 15.30 Uhr in den Briefkästen, also wenige Stunden nach Redaktionsschluss. Aktuelle Zeitungslektüre zum Feierabend der Leserschaft.

Mark Appel

Manager Digital Content & Communications | BRITA SE

1 Monat

Super, Dirk 👏 Meiner Meinung nach hat auch Lokaljournalismus einen unschätzbaren Auftrag: Dem Gespenst der “alternativen Fakten” mit Qualität, (lokaler) Relevanz und Recherchen entgegenzutreten. Unsere Gesellschaft kann (und darf) auf Lokaljournalismus nicht verzichten.

Heike Lachnit

Blick für das Lokale / Kommunikatorin/ Wortgewandt

1 Monat

Ich finde Lokaljournalismus sehr wichtig, dies zeigen auch immer wieder Studien. Doch wenn die Bezahlung nicht stimmt, finde ich niemanden mehr, der in dem Bereich arbeiten möchte. Und wenn ich mir keine Gedanken über neue Formate mache, erreiche ich die jungen Menschen nicht mehr. Das muss es dringend ein Umdenken geben, damit der Lokaljournalismus auch eine Zukunft hat.

Das dürfte nicht nur in solchen Foren ein Thema sein... Die Politik, voran die Landes- (Lehrpläne...) und Kommunalpolitik (Schulträger) müssten nicht nur beklagen, sondern aktiv Gegenmaßnahmen ergreifen - und zur Not auch Programme auflegen, zur Not Subventionen beschließen oder phantasievoll agieren...

Lieber Dirk, dem kann ich nur zustimmen, Grüße aus Düsseldorf Heinz

Folke Mühlhölzer

CEO bei HA Hessen Agentur GmbH

1 Monat

Du bist der BESTE Herzliche Grüße fm

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