Liebes Netzwerk,
die Würde des Menschen ist unantastbar. Zumindest theoretisch. Ich musste lernen, dass Material zur Versorgung von Wunden nicht als Arzneimittel gilt und man sich Würde und Lebensqualität manchmal teuer erkaufen muss. Wenn man denn kann …
Ich habe in meinem familiären Umfeld eine chronisch erkrankte Person. Kürzlich war es notwendig, bedingt durch eine typische Begleiterkrankung, auf einer Fläche von ca. 400cm² Haut und Gewebe zu entfernen. Mehr als 1kg Gewebe verschwand und eine vollkommen unerwartete Welt an Problemen erschien. Die nun aufkommende Problematik wird mangels Aufklärung kaum ein Betroffener erwarten und das Thema muss einfach sichtbarer werden.
Was hat das mit Menschenwürde und Lebensqualität zu tun? Also, das war so: Nach der OP gab es ein low-cost Überbrückungspaket mit Verbandsmaterial. Ein Wundmanager wurde gestellt, um den Pflegedienst zu organisieren, Verbandsmaterial nach Hause zu senden, Ansprechpartner für jede Sorge zu sein. Klingt doch gut, oder?
Die Rezeptempfehlung kam per Fax zum Hausarzt. Jemand muss es noch verschreiben und er sei schon voll im Bild. In der Realität war der Hausarzt jedoch vollkommen überfordert; die Situation sei eine Zumutung! Das gute Zeug würde er nicht verschreiben, weil er das Risiko eines Vetos der Krankenkasse nicht eingeht; dann hätte die Praxis die hohen Kosten zu tragen. Der Patient solle sich selbst einen Facharzt suchen, der da mitgeht.
Puh, also weiter low-cost. Habt Ihr schon mal versucht, festklebende Mullkompressen schmerzarm aus offenen Wunden zu entfernen? In diesem speziellen Fall MUSS die Wunde über Wochen mehrfach am Tag neu versorgt werden. Folgt der Patient dem von der Krankenkasse übernommenen Material, bedeutet das 3 bis 4 Mal am Tag höllische Schmerzen, Verletzung von frisch gewachsenem Gewebe sowie physische und psychische Traumatisierung. Alles NICHT gut für schnelle Heilung.
Stellt Euch dazu eine extrem ungünstige Wundlage vor. Und aufgrund von Gründen nahezu vollständigen Verlust Eurer Würde, auch weil mehrfach am Tag entweder eine fremde Person oder ein Angehöriger Verbandswechsel und Wundreinigung übernehmen muss. Sich nicht die eigenen Socken anziehen können ist da noch das geringste Problem! Inzwischen ist ein Stand erreicht, wo man von ausgewachsener, psychosomatischer Katastrophe sprechen kann. Danke #pronovabkk
Geht es anders? Ja, natürlich! Es gibt Material, das sich an die Wunde anpasst, sie feucht hält, Bakterien & Beläge bindet, sich schmerzfrei entfernen lässt. Nennt sich Hydrofaser-Verband. Und wird – Überraschung – von der Krankenkasse normal nicht übernommen. Danke #pronovabkk
Leider ist so dringend benötigtes Material sehr schwer in ausreichender Menge zu bekommen und fast kein Arzt hat die Motivation, sich der Diskussion mit dem Medizinischen Dienst (der Krankenversicherung) zu stellen.
Ist es wirklich Ziel unserer Krankenkassen, mehr Schaden als Nutzen zu erzeugen? Keiner kann kostenintensive Langzeitfolgen wollen. Oder doch?
Facilitator für Simulationen - Climate-Puzzle - Sprecherin den GRÜNEN - Gründerin von EWMD-Society.
3 WochenIch gehöre auch in den Club - wie viele andere von uns auch. Toll - es ist gut mal drüber zu sprechen und zu sehen, wie andere das gemeistert haben und gerade meistern !