Wenn die renommierte WirtschaftsWoche einem einzelnen Restrukturierungsprofi einen mehrseitigen Bericht widmet, dann hat das seinen Grund: Die Rede ist von Britta Hübner, eine der renommiertesten Vertreterinnen ihres Fachs und unser heutiger Gast im 35. Café Krise. Im Gespräch mit Prof. Dr. Lucas F. Flöther von Flöther & Wissing ging Britta Hübner heute der Frage nach, wie man als „Chief Restructuring Officer“ (CRO) Unternehmen erfolgreich aus der Krise führt. Britta Hübner sieht ihre wichtigste Aufgabe im Stakeholder-Management: „Ich muss Brücken bauen, insbesondere zwischen dem Unternehmensinteresse und den Finanzierern.“ Dafür müsse ein CRO breite Kenntnisse in der Unternehmensführung mitbringen, aber auch ausgeprägte Moderations- und Mediationsfähigkeiten. Lucas Flöther fragte daraufhin, wie es einem CRO gelingt, sich zu Beginn eines Mandates in das Unternehmen zu integrieren. Britta Hübner stellte lächelnd fest: „Ich würde nicht sagen, dass es immer gelingt. Mit einem Blumenstrauß bin ich noch nie empfangen worden.“ Wohl aber wurde sie schon mit einem Blumenstrauß verabschiedet, fügte sie hinzu. Immer wieder gebe es Führungskräfte in den Unternehmen, die ihr zu Beginn ihres Mandats offen zeigten, dass sie es für unnötig halten, dass sie engagiert worden sei. Doch sei es für den Erfolg einer Sanierung entscheidend, welches Ausmaß an Unterstützung man als Saniererin erfahre. Auf die Frage, nach welchen Kriterien sie entscheide, ob sie ein Mandat übernehme, machte sie deutlich, dass sie simple Fälle nicht mag. „Der Fall muss schon eine gewisse Komplexität haben.“ Auch habe sie an bestimmten Branchen mehr Interesse als an anderen. Beispielsweise könne man als Sanierer bei Automobilzulieferern kaum gestalten, was die Arbeit als Sanierer eher unattraktiv macht. Die nächste Frage zielte auf Britta Hübners Prinzipien für eine erfolgreiche Sanierung. Ihre erste Antwort: „Erfolgreiche Sanierung geht nur im Team. Als Einzelkämpfer, das geht nicht.“ Ihr oberstes Motto sei jedoch Integrität. „Man muss in der Lage sein, auch unangenehme Entscheidungen zu treffen, und man muss ehrlich sein.“ Das gelte insbesondere ggü. der Belegschaft, worin sie Betriebsrat und Gewerkschaften ausdrücklich mit einbezog. Letztes Thema war die Qualität des Sanierungsstandortes Deutschland. Ist es unter den gegebenen Bedingungen überhaupt noch möglich, ein Unternehmen erfolgreich zu sanieren? Britta Hübner war skeptisch, weil die Regulierungen bei Finanzierungen deutlich zugenommen hätten und auch die Haftungsrisiken für das Management gestiegen seien. Das gelte auch für den CRO. Hinzu komme, dass in der Folge von Corona die Banken Personal abgebaut hätten. Nun fehle es bei den Finanzierern an notwendigen Ressoucen mit Sanierungswissen. Das sei fatal angesichts der Tatsache, dass die Fälle und deren Komplexität explodierten. Liebe Britta Hübner, Dein Besuch bei uns war ein echter Gewinn. Wir haben viel dazu gelernt. Vielen Dank!
Kompetenz, Fleiß und Durchsetzungskraft. Das ist Britta Hübner. Aufgeben gilt nicht.
Lieber Prof. Dr. Lucas F. Flöther, vielen herzlichen Dank für die Einladung und die sehr kurzweilige halbe Stunde zum Start des Tages. Ich denke, wir konnten viele Aspekte anreissen. Hat Spaß gemacht, dabei zu sein!