Beitrag von Gunther Reuter

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Diplom-Ökonom, Steuerberater

Das Lambsdorff-Momentchen des Christian Lindner: "Lambsdorffs Papier besticht nicht nur durch Klarheit der Analyse und Sprache, sondern auch durch ausgesprochenen Mut. Nicht nur machte er gleich auf der ersten Seite „die Auseinandersetzungen und die Unklarheit über den weiteren Kurs der Wirtschafts-, Finanz- und Gesellschaftspolitik“ mitverantwortlich für die miese Stimmung in der Wirtschaft. Er legte auf sechs Seiten detaillierte Reformvorschläge auf den Tisch, um eine grundlegende Kurswende vom Konsum- zum Investitionsstaat durchzusetzen. Dabei machte er vor allem in der Sozialpolitik keine Gefangenen: Die Abschaffung des Schüler-BaföG zählte ebenso zu seinen Vorschlägen wie ein verschärfter Umgang mit zugewanderten Arbeitskräften, die Anhebung der Regelaltersgrenze in der Rente ebenso wie Einschränkungen bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Die Steuern sollten für alle gesenkt, Subventionen gekürzt und die Eigenverantwortung aller gestärkt werden.  Schließlich verbat sich Lambsdorff noch Verschärfungen des „Antidiskriminierungsgesetzes“, die „weitergehende Verschärfung der Produzentenhaftung“ oder gar eine „Verschärfung des Datenschutzrechts“ – also Dinge, an denen die FDP seit nunmehr drei Jahren auf Bundesebene fröhlich beteiligt ist." Und Lindner? Mathias Brodkorb: "Lindner mahnt „umfassende Strukturreformen“ an, schlägt aber vor allem in der Sozialpolitik selbst gar keine vor. Das müsste er aber, wenn er die Investitionen des Landes ankurbeln, Steuern senken und zugleich auf eine Verschuldungspolitik verzichten wollte. Irgendwo muss das Geld ja herkommen. Das symbolisch gravierendste Problem für die FDP ist derzeit daher die FDP selbst: Lindner fordert in seinem Papier die Rückabwicklung des Klima- und Transformationsfonds (KTF), den Rückbau unternehmerischer Subventionen (Beispiel Intel), die Reduzierung der Ambitionen beim Klimaschutz auf europäisches Normalmaß oder die Rücknahme überproportionaler Bürgergeld-Erhöhungen. Nur: Diese und andere Dinge, von denen man sich heute distanziert, hat die FDP in jüngerer Vergangenheit entweder selbst mitbeschlossen oder zumindest mitgetragen. Der wenig vertrauende Zickzack-Kurs, den Lindner der ganzen Regierung vorwirft, betrifft die FDP selbst. Ihrer politischen Glaubwürdigkeit kommt das nicht zugute." https://lnkd.in/eviRC7mt

Christian Lindners Strategiepapier - Der fehlende Lambsdorff-Moment

Christian Lindners Strategiepapier - Der fehlende Lambsdorff-Moment

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