Der Teamflow
Als Chorleiter habe ich oft lange Tage hinter mir, bevor abends die Proben beginnen. Nach einem anstrengenden Arbeitstag komme ich oft erschöpft und ohne Energie in die Proben. Doch sobald ich anfange, den Chor zu leiten, passiert etwas Magisches. Ich stecke meine letzte Energie in die ersten Anweisungen und Impulse und fast sofort bekomme ich diese Energie von den Chorsänger*innen zurück.
Das gemeinsame Singen, das Erzeugen eines harmonischen Klangkörpers und das kollektive Gestalten von Musik geben mir mehr Energie zurück, als ich ursprünglich investiert habe. Es ist, als ob die winzigen Impulse, die ich gebe, eine große Reaktion hervorrufen. Dieses Phänomen zeigt, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile.
Übertragung auf den Sport
Diese Dynamik lässt sich auch auf Teamsportarten wie Fußball übertragen. Studien über Teamflow zeigen, dass Teams, die in einen gemeinsamen Flow-Zustand gelangen, nicht nur ihre Leistung steigern, sondern auch ihre Stimmung verbessern und weniger Ermüdung und Schmerz empfinden (vgl. Sygusch, Muche & Herrmann, 2020).
Leistung:
Teams, die im Flow sind, zeigen eine signifikant bessere Leistung. Dies liegt daran, dass die Spieler*innen in einem Zustand erhöhter Konzentration und Koordination agieren (vgl. Reinhardt, 2018).
Stimmung:
Der Teamflow hat auch positive Auswirkungen auf die Stimmung der Spieler*innen. Ein gemeinsames Erfolgserlebnis stärkt das Gemeinschaftsgefühl und die Zufriedenheit innerhalb des Teams (vgl. Brettschneider & Kleine, 2002).
Weniger Ermüdung und Schmerz:
Spieler*innen, die im Flow sind, berichten von weniger Ermüdung und Schmerz. Dies wird durch die erhöhte Ausschüttung von Endorphinen und anderen Glückshormonen erklärt, die während des Flow-Zustands freigesetzt werden (vgl. Gerber & Fuchs, 2018).
Durch gezielte Maßnahmen zur Förderung des Teamflows können Teams ihre Leistung, Stimmung und ihr Wohlbefinden erheblich verbessern. Klare Ziele, offene Kommunikation, definierte Rollen, gemeinsame Rituale, positive Verstärkung, individuelle Konzentrations- und Flowroutinen sowie die entscheidende Rolle des Trainers tragen dazu bei, dass Teams über sich hinauswachsen und gemeinsam Großes erreichen können.
Letztlich zeigt sich, dass sowohl im Chor als auch im Sport die Kraft der Gemeinschaft und der gemeinsame Flow entscheidend sind. Diese Erkenntnisse können uns helfen, nicht nur im Sport, sondern auch in vielen anderen Lebensbereichen erfolgreicher und erfüllter zu sein.
