Beitrag von Netzwerk für Gute Arbeit in der Wissenschaft

Letzte Woche war ich im Bundestag, um als Sachverständiger im Forschungsausschuss über das #WissZeitVG zu sprechen. Die Reform hat das Ziel, Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft zu verbessern und mehr Planungssicherheit zu schaffen – ein wichtiges Anliegen für Wissenschaftlerinnen in der Qualifikationsphase.   Der aktuelle Entwurf adressiert mit Mindestvertragslaufzeiten einen wichtigen Punkt, lässt aber andere Herausforderungen ungelöst. Wir wollen keinen Missbrauch durch Kettenverträge und wünschen uns, dass die R3-Phase, also die erste wissenschaftliche Unabhängigkeit, abgebildet wird im Gesetz. Viele Postdocs befürchten eine Verschlechterung ihrer Situation, wie Prüfsteine zeigen, die mit unseren Postdocs entwickelt wurden.   Meine Empfehlung ist klar: Wir brauchen mehr Zeit, um zwischen verschiedenen Karrierewegen zu differenzieren und tragfähige Lösungen zu erarbeiten. Ein besonderer Dank geht an Kai Gehring für die sachliche und lösungsorientierte Moderation der Debatte. In den Kommentaren die ganze Ausschusssitzung. 📹 Quelle: Deutscher Bundestag

Diese Woche stand ganz im Zeichen der Zukunft von wissenschaftlichen Karrieren in Deutschland. Der Research.Table hat alles im Blick: 📝 Das Bundeskabinett hat am Mittwoch eine Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (#WissZeitVG) auf den Weg ins Parlament gebracht. Bettina Stark-Watzinger und Dr. Jens Brandenburg haben den BMBF-Entwurf aus dem Juni 2023 (!) fast 1:1 durch die Kabinettsverhandlungen bekommen. Das war keine Überraschung mehr, denn die exklusiven News dazu hatte meine Kollegin Nicola Kuhrt schon am 10. März berichtet: https://lnkd.in/e-baADvK 👷♀️ Gewerkschaftsvertreter und die Arbeitnehmerseite waren „not amused“: Dass die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in den Kabinettsverhandlungen trotz Ressortvorbehalten keine Änderungen mehr bei der umstrittenen Höchstbefristungsdauer für Postdocs erwirken konnten. Andreas Keller, Hochschulexperte der GEW, bezeichnete das als „bedauernswerte Niederlage für SPD und Grüne“. Jetzt setzt man auf das parlamentarische Verfahren und die Öffnung der Tarifsperre in der finalen Version der WissZeitVG-Novelle: https://lnkd.in/eb5-5eeu 👨🏫 Bereits am Anfang der Woche hatten sich Vertreterinnen und Vertreter von Hochschulen auf dem 74. Verbandstag des Deutscher Hochschulverband (DHV) getroffen, um über neue Stellenkategorien und Strukturen zu sprechen. Vertreter*innen von Spitzeninstitutionen der deutschen Wissenschaft waren da, u. a. Wolfgang Prof Wick (Wissenschaftsrat), Katja Becker (Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - German Research Foundation, Lambert T. Koch (DHV), Anja Steinbeck (Hochschulrektorenkonferenz). Man war sich einig, dass man im Kampf um Fachkräfte fairere Bedingungen und planbare Karrieren anbieten muss. Welche konkreten Pläne es gibt, steht in unserer Analyse: https://lnkd.in/eDkRTxcW 🎓 Ein Buzzword, das in dieser Diskussion immer wieder auftaucht – Spoiler: auch auf dem DHV-Tag – ist der Tenure Track, also die Chance, nach einer befristeten Bewährungszeit eine Lebenszeitprofessur zu erhalten. Der Historiker Hartwin Brandt hat Kritik am Verständnis und der Ausgestaltung des Tenure Track in Deutschland geübt. Table.Briefings hat mit ihm über seine Bedenken gesprochen. Er hält die Versprechen der Politik für unehrlich: https://lnkd.in/e3mhEfGr Ich wünsche eine informative Lektüre und schöne Ostertage! Bildquelle: Deutscher Hochschulverband, Foto: Be.A.Star-Productions.

Heute hat die #Ampelkoalition aus #SPD, #Grünen und #FDP im Kabinett eine Reform - oder auch Verschärfung - des #Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (#WissZeitVG) beschlossen. Konkret bedeutet die neue Regelung, dass PostDocs nicht mehr 6 Jahre Zeit haben, um auf entfristete Stellen - in Deutschland gleichbedeutend mit der Professur - zu springen, sondern nur noch 4 Jahre. Wenn das durchschnittliche Berufungsalter bei 41 Jahren liegt, kann man sich anhand der biografischen Parameter ja ausrechnen, dass das nicht ausgeht. 20 Jahre mit dem Gesetz haben gezeigt, dass es die ursprüngliche Intention, die Schaffung von mehr entfristeten Stellen durch die Länder, vollkommen verfehlt hat. Auch hier wird das hehre Ziel, mehr Entfristungen zu schaffen, verfehlt werden, da die Länder - die in Teilen Haushaltsnotlagen verkündet haben - bei der Planung nicht berücksichtigt wurden. Diese müssen aber am Ende die Gelder zur Verfügung stellen. Der #Wissenschaftsstandort Deutschland schafft sich ab. #IchBinHanna wandert demnächst entweder ins Ausland ab oder verlässt die Wissenschaft direkt. Erste Stellenausschreibungen außerhalb von Deutschland verwenden den Hashtag bereits jetzt, um Menschen anzuwerben. https://lnkd.in/eYKkZ_gZ

In Zukunft können Postdocs also nur noch 4 Jahre an Universitäten arbeiten, bevor sie keinen Vertrag mehr bekommen. Die „verbindliche Anschlusszusage“ ist eine Farce und nur möglich, wenn es entfristete Stellen gäbe. Diese werden aber nicht zunehmen, egal wie sehr gewünscht. Da änderte das WissZeitVG in der Vergangenheit schon nichts dran und wird es auch in der Zukunft nicht tun. Ich habe beruflich Postdoc-Karrieren begleitet. Und etliche mit Tränen in den Augen erlebt. Ihre Vorgesetzten heulten gleich mit. Es ging ihnen nicht darum, entfristet zu werden. Nur darum, ihre jahrelang aufgebauten Kompetenzen weiterhin für die Forschung, für die sie so leidenschaftlich brennen, einzusetzen. Beidseitig möchte man unbedingt weiter zusammen arbeiten, aber die Personalabteilung, weil das Gesetz, verbietet es. Natürlich nur zum Schutz der Postdocs! Weil in der Privatwirtschaft verdienen die ja ohnehin besser. Ist also besser für sie, wenn sie früher wechseln. Studien haben gezeigt, dass das in den meisten Fächern rein monetär gesehen auch stimmt. Das lässt sich nachlesen. Auch Postdocs lesen solche Studien und können sie in ihre Entscheidungsfindung einfließen lassen. Aber sollte man nicht akzeptieren, falls die sich anders entscheiden? Ich halte es jedenfalls für äußerst despektierlich, wenn man den Leuten sagt, man wüsste eben besser, was besser für sie sei. Niemand muss einen befristeten Vertrag unterschreiben. Und schon gar nicht exzellent ausgebildete Menschen. Und schon gar nicht in einer Gesellschaft, deren demographische Struktur unaufhaltsam weiter in Richtung eines arbeitnehmer:innengelenkten Systems läuft. Wem nützt es, hier immer stärker regulierte Vorschriften zu machen? #HannaGehtJetztInDieIndustrie #OderInsAusland #HannasArbeitsgeberinKannUnbefristeteStellenNichtHerzaubern #HannaUndIhreArbeitgeberinSindJetztTraurig #HannaWollteDochNurForschen https://lnkd.in/e524HADw

Verlässliche Perspektiven in der Wissenschaft versprach die #Anschlusszusage in Berlin. Die soll nun weg! 😡 Was heißt das fürs #WissZeitVG? Seit dem Wochenende diskutieren wir über die #Länderöffnungsklausel, die den Ländern über das WissZeitVG die Option eröffnen würde, die Arbeitsbedingungen der Postdocs fairer zu gestalten: Eine entsprechende Klausel würde es den Ländern ermöglichen, durch Instrumente wie Verkürzung der Höchstbefristungsdauer, frühe #Anschlusszusage oder #Befristungshöchstquote die Situation der Postdocs eigenständig zu verbessern. Nun könnte man meinen, dass die Länder das eh schon machen könnten. ABER: In der Diskussion um das Berliner Hochschulgesetz, kurz BerlHG, wurde eingewandt, dass die Länder mit solchen Regelungen ihre Kompetenzen überschreiten würden. Die Regelungskompetenz liege hier beim Bund -- für die Länder gebe es da gar nichts mehr zu regeln. Ob das juristisch haltbar ist, muss noch geklärt werden: Es liegt eine Verfassungsbeschwerde der HU Berlin beim Bundesverfassungsgericht -- das wird aber wohl auf den Abschluss der #WissZeitVG-Reform warten. Und nun berichtet heute der Research.Table, dass CDU & SPD planen, die Anschlusszusage im BerlHG wieder zu kippen!! Was für ein Schlag ins Gesicht für alle in Berlin, die unglaublich viel Arbeit investiert haben, um diese Regelung gut umzusetzen -- und ganz besonders für die wissenschaftlichen Beschäftigten! Erst tut Berlin so, als wolle es ihnen eine faire Perspektive bieten, und dann wird diese Perspektive einfach abgeräumt. Was für ein krasses Zeichen der mangelnden Wertschätzung und des mangelnden Verständnisses für die Lebenssituation der betroffenen Wissenschaftler_innen! Und was für ein fatales politisches Signal an alle, die in Betracht ziehen, zukünftig in Berlins Wissenschaft zu arbeiten! Was diese aktuelle Entwicklung aber eindrücklich zeigt: Wir brauchen eine Länderöffnungsklausel im WissZeitVG. Der aktuelle Entwurf macht die Situation der Postdocs nämlich keineswegs besser, nur anders schlecht. Da wäre es echt das Mindeste, den Ländern die Möglichkeit zu geben, die dringend nötigen Verbesserungen selbst umzusetzen! #IchBinHanna Kristin Eichhorn Dr. Sebastian Kubon

Alle lamentieren über die #Höchstbefristungsdauer. Aber das eigentliche Problem ist doch, dass der Weggang aus der #akademischen #Forschung zu häufig eine #Einbahnstraße ist. Es muss möglich sein, zwischen Wirtschaft und akademischer Forschung hin- und herzuspringen. Ein möglicher Rückweg macht der Schritt aus dem Postdoc in die Industrie leichter. Und Rückkehrer bringen neue Ideen und Netzwerke in die akademische Forschung. In manchen Disziplinen wie z.B. Chemie ist das heute schon gelebte Praxis. Im angelsächsischen Raum sowieso.

Heute startet der #Bundestag die Beratung des Regierungsentwurfs für die Reform des #Wissenchaftszeitvertragesetz|es (#WissZeitVG) mit der ersten Lesung. Mein Statement für die #Gewerkschaft Erziehung und #Wissenschaft (#GEW): "Immer mehr #Zeitverträge mit immer kürzeren Laufzeiten – das geht nicht nur auf Kosten der #Wissenschaftlerinnen und #Wissenschaftler, sondern schadet auch der Kontinuität und damit der Qualität von #Lehre und #Forschung. Der Gesetzentwurf, den Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) vorgelegt hat, sieht nur minimale Verbesserungen vor, die überdies durch eine Verschlechterung der Perspektiven der #Postdocs konterkariert werden. Statt das #WissZeitVG zu verschlimmbessern, muss der Bundestag der hemmungslosen Befristungspraxis in der Wissenschaft endlich einen Riegel vorschieben." #IchBinHanna #Dauerstellen #NotMyWissZeitVG 👇👇👇 https://lnkd.in/eTjiBA8K

Der Verband Baden-Württembergischer Wissenschaftlerinnen (VBWW) tagt an diesem Freitag an der Hochschule Mannheim zum Thema "Was bietet mir die Wissenschaft? Karriereplanung und berufliche Perspektive: zwischen Dauerbefristung und Arbeitslosigkeit?" In diesem Kontext werde ich einen kleinen Impuls zum #WissZeitVG geben, der durch die aktuelle politischen Entwicklung etwas mehr Improvisation erfordert als ursprünglich gedacht. Aber das Thema #IchBinHanna altert nur begrenzt... Programm: https://lnkd.in/eDjDGPdr.

Karrieren in der Wissenschaft unterliegen eigenen Gesetzmäßigkeiten. Sie bieten ganz besondere Chancen, aber auch Herausforderungen, die nur mit besonderer Einsatzbereitschaft zu meistern sind. Hochschulen und Forschungseinrichtungen unterliegen Sachzwängen, die unter den derzeitigen Finanzierungsbedingungen nur mit Befristungen zu bewältigen sind. Hier Missbrauch und Schikane zu unterstellen, ist - höflich formuliert - unredlich. Wer daran grundsätzlich etwas ändern will, muss Forschung und Lehre zunächst mit deutlich mehr finanziellen Mitteln ausstatten. Als Wissenschaftler werde ich mich immer für passgenaue Regeln für die Wissenschaft einsetzen, die Forschung und Lehre stärken und nicht durch realitätsferne linke Wunschträume weiter schwächen.

Auch Amrei Bahr, Dr. Sebastian Kubon und ich haben eine Stellungnahme zur Änderung des #WissZeitVG an den Bildungsausschuss des Bundestages geschickt. Der bisherige Gesetzesentwurf ist zu wenig ambitioniert. Es gibt mehr Optionen: 1. eine Höchstbefristungsdauer in der Postdoc-Phase von nicht mehr als zwei Jahren (danach ggf. Anschlusszusage) 2. die Festschreibung einer #Befristungshöchstquote 3. der vollständige Wegfall der Tarifsperre 4. eine #Länderöffnungsklausel nach dem Vorschlag von Tobias Rosefeldt #IchBinHanna