In ihrem einflussreichen Werk, der Dialektik der Aufklärung, liefern Theodor Adorno und Max Horkheimer eine scharfe Kritik an den Idealen der Aufklärung. Sie argumentieren, dass die Betonung von Vernunft und instrumenteller Rationalität der Aufklärung ins Gegenteil geschlagen sei und zu einer Gesellschaft geführt habe, die von Kontrolle und Manipulation beherrscht wird. Diese Kritik findet in der heutigen postmodernen, informationsgesättigten Welt starken Anklang. Ein zentraler Gedanke des Buches ist die Idee, dass das Projekt der Aufklärung zur Naturbeherrschung in eine Herrschaft über den Menschen selbst umgeschlagen ist. Adorno und Horkheimer sahen die Gefahr voraus, dass Vernunft als Werkzeug der Unterdrückung eingesetzt werden könnte, eine erschreckend genaue Vorhersage angesichts der totalitären Regime des 20. Jahrhunderts. Im Zeitalter der Informationstechnologie sehen wir dieses Konzept im Aufstieg von Massenmedien und sozialen Medien. Informationen werden ständig produziert und verbreitet, aber oft benutzt, um die öffentliche Meinung zu manipulieren und zu kontrollieren. Algorithmen und Filterblasen schaffen Echokammern, die bestehende Vorurteile verstärken und kritisches Denken behindern. Die Dialektik der Aufklärung kritisiert auch den Fortschrittsglauben der Aufklärung. Die Autoren argumentieren, dass der Vernunftfortschritt nicht zu einer Utopie, sondern zu einer entmenschlichten und homogenen Gesellschaft geführt habe. Dies deckt sich mit Befürchtungen über die negativen Aspekte der Globalisierung, wie den Verlust kultureller Vielfalt und die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich. Der pessimistische Ausblick des Buches wurde als zu negativ kritisiert. Dennoch bietet es eine wertvolle Warnung. Im Umgang mit den Komplexitäten des Informationszeitalters ist es entscheidend, sich der möglichen Fallstricke von Vernunft und Technologie bewusst zu bleiben. Die Dialektik der Aufklärung fordert uns auf, Vernunft kritisch und ethisch einzusetzen und sicherzustellen, dass sie der Menschheit dient und nicht zu ihrem Herrschaftsinstrument wird.
Beitrag von Philosophische Fragmente
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Vexillologie: Eine uralte Form der Politischen Kommunikation Spätestens seit Dr. Sheldon Coopers Webshow „Spaß mit Flaggen“ aus der Fernsehserie „The Big Bang Theory“ wissen wir es: Die Vexillologie oder Flaggenkunde ist eine richtige und wichtige Wissenschaft. Und auch wer kein Fan der US-amerikanischen Sitcom ist, wird es intuitiv spüren: Flaggen begleiten uns unser ganzes Leben lang und sind ein machtvolles Kommunikationsinstrument. Vor allem in der Politischen Kommunikation werden Flaggen für die Information und Kommunikation, für Manipulation und Propaganda genutzt. Gerade im US-Wahlkampf werden uns die Medien wieder zuhauf Bilder auf unsere Endgeräte spülen, in den Joe Biden oder Donald Trump auf einer Bühne stehen, deren Hintergrund ein einziges Meer von Sternenbannern bildet. Flaggen schaffen Emotionen, Identität und ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Nicht umsonst spricht man in der Politik auch vom Rally-’round-the-Flag-Effekt, wenn sich in einer Krise die Bevölkerung hinter die Regierung stellt. Flaggen werden seit Ewigkeiten verwendet. Und auch in unseren Zeiten, von denen einige glauben, dass wir alle nur noch digital kommunizieren, gibt es sie überall. Im deutschen Superwahljahr werden wir sie wieder finden: als Werbeartikel an den Canvassing-Ständen der Parteien in Form von kleinen Papierflaggen mit einem dünnen Kunststoffrohr als Flaggenmast. Und dann gibt es da noch die sexy Tochter der altbackenen Rechteckflaggenmutter: die Beachflag. Nicht so rechtwinklig wie ihre im Laufe der Jahrtausende gereiften Vorgängerin, sondern kurvig und stark im Wind flatternd. An kaum einem Parteienstand darf sie heute fehlen. Wer früher einmal Geschichte studiert hat, musste Seminare in den Historischen Hilfswissenschaften belegen: Archivkunde, Numismatik, Sphragistik und eben auch Heraldik. Eine Unterdisziplin dieser Wappenkunde ist die Flaggenkunde, denn Wappen und Flaggen haben eine lange Beziehung. Als eigenständige Wissenschaft mit eigenem Namen ist die Vexillologie allerdings relativ neu, erst so um die 65 Jahre alt. Was mich die Historischen Hilfswissenschaften gelehrt haben: die Bedeutung und Macht von Symbolen. Diese Erkenntnis versuche ich auch immer an alle weiterzugeben, denen ich das Handwerk der Politischen Kommunikation lehre. Denn: Das Wissen um politische Symbolik ist grundlegendes Handwerkszeug für Politische Kommunikatoren.
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𝗪𝗮𝗿𝘂𝗺 𝗦𝗶𝗲 𝗮𝗻 𝗟ü𝗴𝗲𝗻 𝗴𝗹𝗮𝘂𝗯𝗲𝗻 𝘀𝗼𝗹𝗹𝗲𝗻 Die Wahrheit ist mit der Demokratie ebenso verknüpft wie die Lüge mit dem Totalitarismus. Ohne zuverlässige Informationen können wir uns keine sinnvolle Meinung bilden. So erklärt Jason Stanley, Yale-Professor der Philosophie, die Lüge zu einem Wesenskern des Faschismus: »Wer belogen wird, kann nicht frei wählen.« (»Der Spiegel« Nr. 34/17. August 2024, Seite 11). Deshalb überschütten uns Demagogen mit Gerüchten, Andeutungen und Falschnachrichten – allesamt gegen die freiheitliche Demokratie gerichtet. Selbst bei den »Chemtrails« ist der Punkt nicht, dass angeblich Chemikalien im Kondensstreifen sind, sondern dass demokratisch gewählte Regierungen uns vergiften. Die Desinformation soll unsere Gewissheiten auflösen und uns radikalisieren – gegen alles Westliche und Demokratische. Bei keiner der Horrorstorys ist Putin der Bösewicht, sondern immer der Westen, die USA, die Demokratie, die westliche Politik, die westliche Wissenschaft und die westlichen Medien. Und wir sollen uns unsere Meinungen auf der Basis von Lügen bilden. Es geht um die informationelle Zerrüttung unserer Gesellschaft. Wie wir damit umgehen, hängt davon ab, ob wir Informationskompetenz haben oder nicht: ➔ Menschen ohne Informationskompetenz gehen der Demagogie leicht auf den Leim – auch, weil sie gerne dem Bestätigungsfehler unterliegen (»confirmation bias«) und neue Informationen mit ihrem Weltbild abgleichen. ➔ Menschen mit Informationskompetenz sind eher resilient gegen Manipulationsversuche und lassen sich nicht so leicht empören und instrumentalisieren. Begegnen Ihnen zweifelhafte Inhalte, können Sie die jeweiligen Medien ganz einfach prüfen: ➔ Verknüpfen Sie bei Google den Namen des Mediums mit Stichwörtern zu Bullshit-Erzählungen (»WTC7«, »Chemtrails«, »5G«, »QAnon«, »flache Erde«, »hohle Erde«, »BRD GmbH«, »Plandemie«, »Bill Gates«, »Bilderberger«, …). ➔ Dann schauen Sie: Zahlen die gefundenen Beiträge darauf ein, dass Menschen an den Unfug glauben? Oder ist das Thema, dass es eben Unfug ist? Will ein Medium Sie dazu bringen, an Blödsinn zu glauben, haben Sie es mit einem Destabilisierungskanal zu tun. Je nach Bildungsgrad und mentalem Zustand der Zielgruppe gibt es die passenden Horrorstorys, um das Vertrauen in die Demokratie zu zerstören. Eigene Nachrichten generieren diese Medien fast nie. Und Sie können anderen die Fallen der Desinformation zeigen und sie davor warnen. Sie können Informationskompetenz vermitteln. Gehen Sie dazu auf die im Bild angegebene Seite. #immungegenunsinn #demokratie #totalitarismus #faschismus #informationskompetenz #desinformation #medien
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🇩🇪🇪🇺🌎 Der Krieg um die Wahrheit – wie wir uns gegen Desinformationen wehren können „Die Deutschen sollen möglichst viel Angst vor der Zukunft bekommen.“ In der digitalen Welt kämpfen wir auch um den Glauben an Wahrheiten (ja, davon gibt es mehrere 😉). Desinformationen verbreiten sich blitzschnell und drohen, unsere Gesellschaft zu destabilisieren. George Orwell beschreibt in seinem Werk „1984“ die Sprache totalitärer Regimen. „Newspeak“ soll die Gedanken der Menschen manipulieren und ihre Fähigkeit zu kritischem Denken einschränken: 🛑 „Krieg ist Frieden“ 🛑 „Freiheit ist Sklaverei“ 🛑 „Unwissenheit ist Stärke“ Ein wichtiges Bollwerk gegen Desinformationen ist die Stärkung der Medienkompetenz. Wenn mehr Menschen lernen, Quellen zu hinterfragen, wird es schwieriger, Falschmeldungen zu verbreiten. Der wichtigste Faktor ist unser gesellschaftlicher Zusammenhalt: ❓Wie können wir wirksam Medienkompetenz in der Öffentlichkeit und in unseren Bildungseinrichtungen vermitteln? ❓Welche rechtlichen Maßnahmen sind nötig, um Plattformen stärker in die Verantwortung zu nehmen? ❓Wie schaffen wir ein gesellschaftliches Klima, in dem Falschinformationen keinen fruchtbaren Boden finden? Hey zusammen! Eure Ideen sind oft spannend und inspirierend. Teilt sie bitte in den Kommentaren, damit wir alle davon profitieren können – eure Meinung zählt!" #DialogFördern! #EureMeinung #GemeinsamStärker #LasstUnsReden #WahrheitSchützen #FakeNewsStoppen
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Eine als rechtsextrem eingestufte Partei macht sich in deutschen Parlamenten breit. Und obwohl das alles andere als überraschend kommt, suchen viele im Journalismus noch nach der dazu passenden Haltung. Ich möchte in diesem Zusammenhang an die Ausführungen des amerikanischen Journalismus-Professors Jay Rosen (Mitglied des Kuratoriums des Bonn Institute) aus dem Jahr 2010 erinnern: Es gebe ihn nicht, den sogenannten „view from nowhere“, sagte er damals. Man könne nicht nicht einen Standpunkt haben. Rosen erklärt das mit dem Bild einer Kamera, die mal ganz nah reinzoomt und so Details sichtbar macht, die dem ersten Blick verborgen geblieben sind und die dann wieder rauszoomt, um das große Bild zu zeigen, einzuordnen und zu versuchen, eine Vogelperspektive einzunehmen. Tiefe Einblicke und einordnende Überblicke - genau das wünschen sich die Menschen vom Journalismus. Jedoch liegt hier auch die Tücke: Egal, wie weit wir rein- und rauszoomen, unsere Kamera hat immer einen Standpunkt. Sie kann nicht den „Blick von nirgendwo“ einnehmen. Sie ist geprägt von Vorwissen, Herkunft, Werten, persönlichen Erfahrungen und noch vielem anderen mehr. Meine persönliche Kamera ist - wie die von uns allen - von vielen individuellen Faktoren geprägt. Unter anderem von der historischen Erkenntnis, dass die Medien Teil einer wehrhaften Demokratie sein müssen. Denn ohne Demokratie kein unabhängiger Journalismus. Und ohne unabhängigen Journalismus keine Meinungsfreiheit, keine Meinungsvielfalt. Das ist der Standpunkt meiner persönlichen Kamera, und dazu stehe ich. Wie ist das bei dir? Weiterlesen bei Jay Rosen, PressThink: https://lnkd.in/e-8JBiFT
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Über Sehnsucht und Demokratie statt dem geplanten langen Text zu Wirtschaftsdaten, Trump, wichtige Themen im Wahlkampf, Desinformation und andere Fakten und Analysen. (Die gibts bald live) Ok, ich war auch dramatisch an den 3000 Zeichen gescheitert. Aber das hat mich letztendlich auf das zurückgeworfen, um das es wirklich geht. Bei all dem Engagement, das so viele Menschen bei uns zu den Wahlen in den USA zeigen, geht es allein um etwas, das so unfassbar wichtig ist - es geht um Freude und Hoffnung. Die letzten Jahre haben alle ermüdet. Zumindest alle, die faktenbasiert argumentieren und versuchen, das Leben der Menschen durch ihre Arbeit in Politik, Verbänden und Unternehmen besser zu machen. Ich schätze die Zusammenarbeit mit so vielen Menschen aus allen demokratischen Parteien, mit denen ich großartige Projekte machen darf. Basis dafür ist, dass wir Fakten akzeptieren auch wenn wir zuweilen in der Bewertung der Fakten zu unterschiedlichen Politiken kommen können. Es ist anstrengend, weil die Verschwurbelungen und Desinformationen mittlerweile in Teilen auch einzelner sich im demokratischen Spektrum verortenden Parteien Eingang gefunden haben. Diese Eskalationen finden in vorderster Reihe statt ohne dass es wirklich laute Gegenwehr der Vernünftigen gibt. Dass es diese Vernünftigen und Seriösen gibt weiß ich, weil diese sich oft genug bei mir und anderen ausk*** . Diese Diskursverschiebung lähmt Politik mittlerweile fast komplett. Die einen versuchen, irgendwie ihren Job zu erledigen, obwohl um sie herum alles sofort wieder torpediert wird. Die anderen eskalieren, weil sie in den Umfragen so schlecht sind, dass sie aus den nächsten Parlamenten fliegen werden. Die nächsten glauben, dass sie in dem ganzen Desinformationschaos endlich wieder einen patriarchalen und rückständigen Kulturkampf führen können. Desinformation und schlechte politische Kommunikation schlagen zu und zeigen, dass unsere Gesellschaft und unser politisches System weit von Resilienz entfernt sind. Wir sind angreifbar wie seit vielen Jahrzehnten nicht und das ist hausgemacht. Analoges Kommunikationsverständnis und nicht vorhandene Medienkompetenz sind der Boden, auf dem Desinformation gedeiht. Das Konstrukt unserer Demokratie ist fragiler als ich das je erwartet hätte. Wir brauchen einen Neustart. Einen Neustart, bei dem es nicht um rechts oder links geht. Einen Neustart, bei dem es allein darum geht, sich auf Fakten zu verständigen und eine Basis der politischen Arbeit zu vereinbaren. Es sollten alle begriffen haben, dass es beim Spiel mit Lügen und Desinformation ausschließlich Verlierer*innen gibt. Die größte Verliererin ist die Demokratie. Grüße von den Tories und den Republikanern. Wer genau die Demokratiefeinde stärken will macht so weiter. Die große Zustimmung zu Kamala Harris in unserem Land ist in Wahrheit eine Sehnsucht nach genau einem solchen Momentum, einer anderen Art seriöser Politik auch in unserem Land. #demokratie #election #kamalaharris
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WOLFGANG THIERSE KOMMT NOCH MAL ZU WORT In meinem letzten Post wies ich auf die anregende t-online Tagesanbruch-Podcastfolge mit dem Bundestagspräsidenten a. D. Wolfgang Thierse hin, in der er sich zum Zustand der Demokratie in Deutschland äußert (vgl. https://lnkd.in/eb48rDsS). Er spricht darin so viele schlaue und nachdenkenswerte Aspekte an, dass ich in einem zweiten Post die wichtige Diskussion um die Rolle der Presse im demokratischen Diskurs hervorheben möchte. Hierzu sagt Thierse: „Was ich mir wünsche von den Medien, von Journalisten, also von politischen Menschen, ist, dass sie sich immer neu der Anstrengung unterziehen, die schwierigen politischen Entscheidungen zu erklären, die Komplexität eines Sachverhalts - was spricht für diese Lösung, was spricht gegen diese Lösung - also gewissermaßen politische Komplexität ins Verständliche zu übersetzen.“ Interessant wird es, wenn Thierse die vermeintliche (da nicht festgeschriebene, sondern wohl eher selbstauferlegte) „gesellschaftliche Aufgabe“ der Medien, auch Kritik üben zu müssen, mit der Frage verknüpft, ob die gesellschaftliche Aufgabe der Medien nicht auch darin bestehe, gelegentlich doch auch zu erzählen, was gelungen ist. Und tatsächlich lässt sich beobachten: Während Politik und Wirtschaft sich einer ständigen Medienschelte ausgesetzt sehen, stehen die Medien offensichtlich über jeder reflektierten Selbstkritik. Während beispielsweise im Kontext der Veröffentlichung der RKI(Robert Koch Institute)-Files darüber debattiert worden ist, was in der Pandemie zulässig und was falsch war, haben sich die Medien hier komplett ausgenommen. Dabei spielten sie in dieser Zeit für unser seelisches (Un)wohlbefinden eine wesentliche Rolle und gefielen sich darin, zuvorderst apokalyptische Bilder an die Wand zu malen. Wenn wir heute von Gräben zwischen Teilen der Gesellschaft reden, so haben die Medien daran einen großen Anteil. Was wiederum die Frage aufwirft, welche Verantwortung sie sich selbst im aktiven Einsatz für die Demokratie zuschreiben. Link zum Podcast in den Kommentaren. Ab Minute 28:40 geht’s zur Sache. Florian Dr. Harms Lisa Fritsch Horst von Buttlar
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WIR MÜSSEN UNS BESINNEN. MEDIEN MÜSSEN DIE JOURNALISTISCHEN STANDARDS EINHALTEN. ICH GREIFE MIR NUR NOCH AN DEN KOPF WENN ICH ENGLISCHE ODER AMERIKANISCHE BERICHTERSTATTUNG MIT DEUTSCHER VERGLEICHE. Um es klar zu benennen: JEDER Hass, jede Gewalt, jede volksverhetzende und sachbeschädigende Handlung muss geahndet und hart bestraft werden. Was ist so schwer daran, Dinge zu benennen, Sachverhalte in Kontext zu setzen, Fakten zu benennen? Ist es das neue silencende Tool geworden, machtkritische Perspektiven mundtot machen zu wollen, in dem man ihnen vorwirft, zu “kontextualisieren”? Ist Kontextualisierung und Faktizität (oder die Suche nach ihnen) nicht journalistischer Standard? Auch Faktizität die uns alle abverlangt, Gleichzeitigkeiten bestehen zu lassen? Was ist so schwierig daran, die Ausschreitungen und Unruhen in Amsterdam chronologisch und nüchtern - so emotional sie auch sind - zu benennen? Was ist so schwierig daran zu berichten, dass laut verschiedenen Videoaufnahmen vom 6. November Fans von Maccabi Tel Aviv - palästinensische Fahnen von Häusern heruntergerissen haben sollen -laut “Let the IDF fu** the Arabs”, “No schools in Gaza bc no schools left” und “may your village burn” geschrien haben sollen und laut verschiedenen Videos, möglicherweise arabische bzw propalästinensische Fans -israelische und jüdische Menschen verfolgt und geschlagen sein sollen und ein oder mehrere Menschen dabei “I am not a jew” geschrien haben sollen. Was ist so schwer daran, dann zu sagen, was verifiziert und was noch nicht verifiziert wurde? Wieso bekommt man nur den 07.11 mit? Wieso glaubt man, wenn der 6.11 benannt wird, der 07.11 dadurch abgemildert wird? Wieso sind Verantwortungsträger*innen von Baerbock bis zu nahmhaften “Menschenrechtsaktivist*innen of Color” und nahezu alle Medienhäuser nicht imstande dazu, der Hetze zu widerstehen, zu kontextualisieren, kein Öl durch Halbwahrheiten ins Feuer zu gießen? Die Wahrheit ist, dass wir tief im Postfaktischen in diesem Land leben, in dem Gefühle,persönliche Überzeugungen, Ideologien und Macht wichtiger sind als objektive Fakten. Das ist gefährlich. Nach Trump und vor den Neuwahlen ist das Postfaktische ein Brandbeschleuniger. Ein*e jede*r von uns muss Verantwortung übernehmen. Jede*r von uns ist angehalten, postfaktischen Reduzierungen von Kontexten Einhalt zu gebieten, Fakten zu benennen, Gleichzeitigkeiten zu akzeptieren. Wir brauchen jetzt eine starke Gemeinschaft von Menschen und Institutionen, die sich für die ein ehrliches, würdevolles, gerechtes Zusammenleben in Frieden einsetzen. Bitte bleibt bedacht ❤️
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Wir brauchen einen Hippokratischen Eid für die journalistische Profession. Im Informationszeitalter sind die Kuratoren König. Bei endlosen Informationen im Netz ist es wirklich schwer, selbst den Überblick zu bewahren. Was ist für mich relevant? Der Beruf des Journalisten ist akut so wichtig wie noch nie, doch irgendwie gehen ganze Verlagshäuser der Aufmerksamkeitsökonomie auf den Leim, verschreiben ihr fast schon ihre Seele – oder zumindest ihre Integrität. So vermehrt sich Clickbaiting nach wie vor im Netz, durch künstliche Intelligenz wird der Turbo im Müll-Produzieren gezündet. Oft haben die Artikel selbst so gut wie keinen Inhalt, sind nur dazu da, den Click auf den Link zu garantieren. Mehr Klicks bedeutet mehr Geld für Werbung. Das führt zu einem sehr zynischen Umgang mit Informationen: Information egal, solange die Klicks stimmen. Quantität statt Qualität in einer immer komplexeren Welt kann nichts Gutes sein. Im Moment spaltet sich der Journalismus gefühlt in zwei Richtungen. Der Qualitätsjournalismus erreicht neue Höhen, vor allem im Bereich des Investigativen. Gleichzeitig rasseln immer mehr Verlagshäuser in das Rennen zum absoluten Tiefpunkt der Clickbaiterei. Es droht uns ein Zweiklassenjournalismus. Eine Gesellschaft von Hochinformierten auf der einen Seite und digitalen Zombies auf der anderen Seite, die sich nicht mehr auf dieselbe Wahrheit einigen kann. Mit einem Eid gäbe es zumindest einen Standard, an dem man sich orientieren könnte, statt nur die Dominanz von Klicks. Journalist:innen sollten die Übersetzer der Welt für uns sein, uns mit unangenehmen Wahrheiten konfrontieren. Nicht weil es uns aufgeilt, über die Tragödien anderer zu lesen, sondern um Herausforderungen zu verstehen und Probleme zu beheben. Der Journalismus muss sich seiner riesigen gesellschaftlichen Verantwortung wieder bewusst werden und sich gegen die Aufmerksamkeitsökonomie wehren – und das wird er auch! Wütend optimistisch wehren wir uns gegen die Versuchung der Clicks und schaffen eine aufgeklärtere, informierte Zukunftsgesellschaft.
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Wenn demokratisches Wegducken als journalistische Überparteilichkeit und Nichteinmischung getarnt wird Erinnert ihr euch noch an die Financial Times Deutschland? Es war das erste Medium in Deutschland, das aktiv eine Wahlempfehlung äußerte. 2005 und 2009 empfahl sie jeweils die Wahl der CDU, und gab den Lesern auch direkt den richtigen Koalitionspartner mit auf den Weg. Es kam anders, und die FTD wurde 2012 eingestellt. Ich fand die Wahlempfehlung der FTD damals schlimm. Die Aufgabe von Medien ist es nicht, zwischen demokratischen Parteien Stellung zu beziehen. Journalismus geht so nicht. In den USA läuft das aber historisch anders. Die Washington Post hat seit der Nachkriegszeit nur zwei Mal keine Wahlempfehlung abgegeben. 1960 (Nixon vs. Kennedy) und 1988 (Dukakis vs. Bush). Es gab nachvollziehbare Gründe. Ansonsten hat die Zeitung durchweg die Demokratische Partie unterstützt. Die LA Times hat 1972 letztmalig eine Wahlempfehlung (immer für die Republikaner) abgegeben. Für Nixon. Dann kam Watergate, und die Zeitung entschloss sich, gar nicht mehr zu endorsen. 2008 änderte sich das. Bis einschließlich 2020 unterstütze die LA Times die Demokraten. Nun haben beide Blätter wieder ihre Neutralität verlautbart. Als Grund nennen beide die Überparteilichkeit bzw. das journalistische Gebot, die Leser nicht zu beeinflussen. Ausgerechnet jetzt, wo so viel auf dem Spiel steht wie noch nie seit dem Ende des 2. Weltkrieges. Ausgerechnet jetzt, wo ein verurteilter Verbrecher für das höchste Amt auf dem Planeten kandidiert. Ausgerechnet jetzt, wo Populismus, Extremismus und Vetternwirtschaft die Demokratie abzulösen droht. So falsch ich Wahlempfehlungen von Medien für Demokraten und gegen andere Demokraten finde, so falsch finde ich nun diese Entscheidung der WP und LAT. Wenn überhaupt irgendwann seit 1945 einmal Stellung bezogen werden sollte von Medien, dann jetzt. In den USA muss die lauten: Für die Demokratie, und gegen Trump. Und in Deutschland muss die lauten: Alles, nur keine Extremisten wie die AxD. Das ist keine politische Stellungnahme, sondern die Pflicht der 4. Macht in einem demokratischen Staat. Wie seht ihr das?
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Radikalisierung als Compliance-Problem In den »Sozialen Medien« häufen sich anti-moderne und anti-demokratische Narrative: ➔ »Die Eliten« bilden einen »deep state«, gegen den wir machtlos sind. ➔ Die westlichen Nationen sind in Wahrheit Diktaturen, in denen wir unsere Meinung nicht mehr sagen dürfen. ➔ Wissenschaftler sind korrupt – außer jenen, die faktenfern gegen den »Mainstream« agitieren. ➔ Alle sollen sich ohne Expertenhilfe ihr eigenes Bild machen – vor allem als Laien in Bereichen, in denen Expertenwissen nötig ist. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Die Absender sind nicht mehr nur die »Abgehängten«. Der Hass auf etablierte wissenschaftliche und demokratische Institutionen kommt inzwischen aus der Mitte der Gesellschaft. Immer mehr Menschen bilden sich ihre Überzeugungen anhand von haltlosen Behauptungen und Geraune. Die Betroffenen merken nicht, welcher Agenda sie da auf dem Leim gehen: Wir sollen uns vom modernen Denken verabschieden und wieder völkisch werden. Wir sollen alles Westliche hassen. Aus der NATO sollen wir austreten, damit uns im Verteidigungsfall niemand beisteht. Haben Sie in Ihrem Unternehmen radikalisierte Geheimnisträger, die an den »deep state« oder an andere Mythen glauben, die die freiheitliche Demokratie destabilisieren? Nur wenigen Unternehmen ist bewusst: Radikalisierung ist ein Compliance-Problem, gegen das auch die beste Cyber-Versicherung nicht hilft. Dabei lässt sich etwas gegen die Radikalisierung tun – nämlich durch Schulungen zum Thema Erkenntnisgewinn und Meinungsbildung: ➔ Woher wissen wir, was wir zu wissen glauben? ➔ Was ist eine Vermutung, was eine gesicherte Erkenntnis? ➔ Wie geht der moderne Mensch mit Gerüchten um? ➔ Warum lehnt die Wissenschaft die Auseinandersetzung mit Verschwörungsmythen ab? ➔ Warum sind Lügen keine Meinungen? ➔ Was sind Beweise, was sind Indizien, was sind Anhaltspunkte? ➔ Inwiefern sind Verschwörungsmythen der Aberglaube von heute? ➔ Welche Verbindungen bestehen zwischen Verschwörungsmythen und Esoterik? ➔ Welche totalitären Bestrebungen (auch aus dem Ausland) stecken hinter der anti-westlichen Desinformation? ➔ Welche Funktion hat Steve Bannons Konzept »Flood the zone with shit«? ➔ Inwiefern hält sich die Desinformation an Rudolf Bartels’ »Lehrbuch der Demagogik«? ➔ Nach welchen Prinzipien packen Demagogen ihre anti-westlichen Narrative in Spruchbilder? ➔ und so weiter und so fort. Wer diese Dinge versteht, lässt sich kaum noch radikalisieren. Stattdessen durchschaut er/sie die grassierende Manipulation und Desinformation und geht den Demagogen nicht mehr auf den Leim. Aktuell entsteht ein Netzwerk aus Menschen, die sich gegen Desinformation und Radikalisierung einsetzen: für das klare Denken, die Moderne und die Demokratie. Besuchen Sie die im Bild angegebene Website und lassen Sie sich schulen – als Führungskraft im Unternehmen oder als externe/-r Trainer/-in. #immungegenunsinn #desinformation #compliance
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